1. Nationalhaus
Die Tatsache, daß es an Räumlichkeiten gefehlt hatte, in denen polnische kulturelle Aktivitäten hätten stattfinden können, bereitete schon seit geraumer Zeit den polnischen Nationalpolitikern Sorgen. Solche Aktivitäten konnten bislang nur in gemieteten oder privaten Räumen stattfinden. Die Idee ein Nationalhaus zu gründen, stammte vom Pfarrer Franciszek Michejda. Im Jahre 1887 gelang es dann, zuerst die Geschäftsordnung des Nationalhaus-Vereins zu bestätigen. Zum Vorsitzenden dieses Vereins wurde Dr. Andrzej Cinciała. Eine der schwierigsten Aufgaben war es, das für den Bau des Hauses erforderliche Kapital aufzubringen. Aus diesem Grund wandte man sich auch an die außerhalb vom Teschener Schlesien wohnenden Landsleute mit der Bitte um Hilfe. Die Bauangelegenheit beschleunigte sich, nachdem der Unternehmer Franciszek Górniak (1854-1899) Mitglied des Vorstandes geworden war. Górniak war Besitzer einer Ziegelei und darüber hinaus ein großer Förderer der nationalen Sache. Im Namen des Vereins kaufte er am Teschener Marktplatz ein ausgedientes Hotel, bereitete die Umund Ausbaupläne vor, lieferte kostenlos die Ziegeln und beschäftigte am Bau eigene Arbeiter. Leider hatte er die feierliche Eröffnung des Nationalhauses am 20. Januar 1901 nicht mehr erlebt. In den Räumen des Nationalhauses hatten seitdem die meisten polnischen Organisationen von Teschen ihren Sitz, und auch der polnische Laientheater fand dort viel bessere Arbeitsbedingungen. Eine der wichtigsten Organisationen, die im Nationalhaus einen Platz für ihre Tätigkeit fand, war der am 19. 10. 1918 entstandene Nationalrat des Teschener Herzogtums, das erste Organ der polnischen Gebietsverwaltung. Seine Präsidenten waren: Pfarrer Józef Londzin (1863-1929), Dr. Jan Michejda (1853-1927) und der Sozialist Tadeusz Reger (1872-1938). Eine Gedenktafel auf der Vorderseite des Gebäudes erinnert an das Entstehen des Nationalrates. Zum Jubiläum des hundertjährigen Bestehens des Nationalhauses wurde im Redoutensaal eine Gedenktafel enthüllt. Sie war dem Gedenken an Franciszek Górniak gewidmet und von dem Teschener Heimatverein und der Zweigstelle der Polnischen Evangelischen Gesellschaft gestiftet worden. Wenn nicht anders angegeben, sind alle als Relief ausgearbeitete Porträts in der Stadt von dem Bildhauer Jan Herma, Professor an der Teschener Filiale der Schlesischen Universität, geschaffen worden. Heute hat im Gebäude des Nationalhauses das Teschener Kulturzentrum - „Nationalhaus“ („Dom Narodowy“) seinen Sitz. Das Zentrum ist der Hauptveranstalter vieler jährlich organisierter kultureller Veranstaltungen.