13. ***
Im Jahre 1655 endete die Geschichte des Teschener Münzwesens, obwohl man noch einige Jahre nach Görloffs Tod versucht hatte, die kaiserliche Genehmigung für die erneute Inbetriebnahme der Münzstätte zu erwirken. Die Habsburger als die neuen Herrscher des Teschener Herzogtums hatten jedoch ihrer nicht bedarf. Sie konnten endlich ihre gesamte Münzherstellung in Schlesien zusammenfassen, und zwar in den von ihnen kontrollierten Münzstätten, hauptsächlich in Breslau. Das Silber und das Pagament hatten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts für die Breslauer Münzstätte unter anderem Samuel Singer aus Teschen und seine Söhne geliefert.
Die Münzen und das Geld überhaupt hatten jedoch weiterhin eine große Rolle im Leben der Teschener Bürger gespielt. Im 18. Jahrhundert zusammen mit der Entwicklung des Handels und des Warenumsatzes im nunmehr großen Stil war die Bedeutung des Geldes noch erheblich gestiegen. Es wurde das Papiergeld, also die Banknoten, eingeführt und es waren moderne Banken entstanden. In jenem Jahrhundert wurde ebenfalls die Vorstellung geboren, Finanzinstitutionen zu bilden, deren Hauptzweck nicht der Gewinn wäre, sondern eine Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung von einzelnen Menschen oder Gruppen und zwar durch Verbreitung von Sparideen und durch das Erteilen von Billig-krediten. In den Ländern der österreichischen Monarchie, der zum Beispiel auch Teschener Schlesien ange-hörte, war die erste Spar-kasse im Jahre 1826 in Wien entstanden. Erst nach dem „Frühling der Völker” im Jahre 1848 wurden die Sparkassen in einer größeren Anzahl von der Kommunalverwaltung organisiert. Die Teschener Sparkasse begann im Jahre 1859 mit ihrer Tätigkeit und wurde schnell zu einem der wichtigsten Instrumente, die die Entwicklung nicht nur vom privaten Unternehmertum, sondern auch von der kommunalen Wirtschaft angeregt hatten. Nach einer anderen Rechtsgrundlage wurde im Jahre 1873 in Teschen der Spar- und Vorschuss-Verein (Towarzystwo Oszczędności i Zaliczek) gegründet. Es war die erste polnische Finanzeinrichtung in Teschener Schlesien. Der Verein ermöglichte den Landwirten und der Handwerkerschaft, billige Kredite in Anspruch zu nehmen und bildete somit den wirtschaftlichen Hintergrund für die immer stärker werdende nationale Bewegung. Der Verein wuchs schnell und zählte vor dem 1. Weltkrieg mehr als sieben tausend Mitglieder. Verhältnismäßig spät begannen sich in Teschen die auf Profit eingestellten Banken auszubreiten. Als erste wurde dann die Banknebenstelle der österreichisch-ungarischen Bank eröffnet. Außer dem Spar- und Vorschuss-Verein und der Teschener Sparkasse waren im Jahre 1914 in der Stadt elf Banken oder Bankfilialen tätig. Damit sind gemeint: die Gewerbebank, Handels- und Vorschussbank, der Landwirtschaftliche Spar- und Darlehens-Kassenverein, Spar- und Hilfskasse des Christlich-Politischen Vereins, die Teschener Volksbank, die Teschener Spar- und Vorschusskasse, die Teschener Kreditbank (Cieszyński Bank Kredytowy), die tschechische Allgemeine Darlehenskasse (Občanská Záložna) sowie die Filialen der österreichisch-ungarischen Bank, der Wiener Nationalbank und des Spar- und Vorschusskonsortium des 1. Allgemeinen Beamtenvereins der österreichisch-ungarischen Monarchie. Im Jahre 1917 waren trotz des Krieges zwei weitere Banken entstanden: eine Filiale der Böhmischen Union Bank und eine der Landwirtschaftlichen Bank in Freistadt.
Das Ende des 1. Weltkrieges hatte einerseits das Auferstehen des polnischen Staates ermöglicht, andererseits hatte es im Jahre 1920 die Teilung des Teschener Schlesiens und der Stadt Teschen mit sich gebracht. Der Niedergang der Monarchie und die sich hinziehenden politischen Auseinandersetzungen hatten ebenfalls zu Störungen auf dem Münzmark und zu immer größer werdenden Inflation geführt. Die Inflation hatte wiederum zur Folge, das es für die Länder unwirtschaftlich geworden war, Münzen oder Banknoten mit einem niedrigen Nennwert zu drucken. Das Kleingeld war jedoch unentbehrlich. Ein Versuch die Situation zu retten, stellte das sogenannte Ersatzgeld dar. Es wurde von Firmen oder am häufigsten von den städtischen Behörden geprägt oder gedruckt. Auch die Stadt Teschen war im Jahre 1919 gezwungen, sich damit zu beschäftigen und ließ in der örtlichen Druckerei Gutscheine im Wert von einer Krone und auch von fünfzig Heller in sechs Arten drucken. Diese Gutscheine waren mit dem Stadtwappen geschmückt und enthielten Texte in polnischer und deutscher Sprache. In der Umgangssprache hatte man sie „Gamrothowka” oder „Pawlitowka” genannt. Es waren nämlich darauf die Unterschriften von Bürgermeister Alois Gamroth sowie von Herrn Pawlita, dem Vorsitzenden des Finanzamtes im Nationalrat des Teschener Herzogtums, da nämlich eine Genehmigung des Nationalrates zur Emission der Gutscheine erforderlich war. Die Anweisungen verloren ihre Gültigkeit, wenn sie nicht innerhalb von drei Monaten nach einer öffentlich erfolgten Aufforderung an der Kasse der Stadtverwaltung zum Umtausch vorgelegt wurden. Sie dienten als Zahlungsmittel nicht nur in Teschen, sondern auch in Freistadt.