3.-Mai-Straße
Ein weiterer Pfad führt uns von dem Denkmal bis zu der ehemaligen Kaiser-Franz-Josef-I.-Straße. Heute ist das die 3.-Mai-Straße, ul. 3. Maja
Diese Straße war Ende des 19. Jahrhunderts in einem Stadtviertel entstanden, das schon hinter dem mittelalterlichen Zentrum lag und das sich damals dynamisch entwickelte. Ihre Entstehung verdankte die Straße der sich von selbst anbietenden Strecke zwischen dem alten Teschen und dem Bahnhof, der hinter dem Fluß Olsa lag, und in dessen Umgebung Lager und Industriebetriebe im Entstehen waren. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Stadtträger einen Plan für die Entwicklung von “Großteschen” geschaffen. Man hatte damals den Raum für einige neue Straßen sowie neue Wohn-, Villen- und Industrieviertel festgelegt. Auf diese Weise waren damals viele neue Straßen entstanden, die nah beieinander in einem Stadtviertel lagen, das Obervorstadt genannt wurde. Die Namenswahl dieser Straßen spiegelte das untertänige Verhältnis der damaligen Stadtträger gegenüber der herrschenden Habsburgerdynastie wider. Es gab also den Kronprinz-Rudolf-Platz (heute Freiheitsplatz - Plac Wolności), die Kaiserin-Elisabeth-Straße (heute Stalmachstraße - ul. Stalmacha), den Erzherzog-Karl-Platz (heute Prinz-Poniatowski-Platz - Plac ks. Poniatowskiego), die Erzherzog-Eugen-Straße (heute Blogotitzstraße - ul. Błogocka) und die Kaiser-Franz-Josef-Straße. Diese dem Kaiser gewidmete Straße verband im Jahre 1903 den Kronprinz-Rudolf-Platz und die Kaiserin- Elisabeth-Straße mit der Jubiläumsbrücke. Sie wurde in zwei großen Bögen angelegt und durchschnitt ein Gelände, auf dem sich bis dahin zahlreiche Lehmgruben und Ziegeleien befanden. An ihrer Stelle wurden dann bald einige modernistischeund Jugendstilvillen erbaut. Man hatte sie auf großen Grundstücken gebaut, und einige prächtige Magnolienbäume schmücken sie bis heute.
Am Ende der Straße, schon in der Nähe des Stadtwaldes, wurde die Straße über dem Mühlgraben und über das bereits im Tal liegende Gelände geführt. (Auf diesem Gelände befinden sich heute Gebäude und Fabrikhallen der Elektromaschinenfabrik “Celma”). Auf diese Weise sind zwei kleine Brücken entstanden, von denen die zweite - “Otto- Wagner-Brücke” - (am Eingang in die “Celma”) Originalgeländer aus Gußeisen mit dem Motiv einer Sonnenblume hat. Die Vorlage für diese Art von Geländer wurde im Jahre 1894 von dem Wiener Architekten Otto Wagner für die Wiener Stadtbahn entworfen. Otto Wagner wird “Vater der Wiener Moderne” genannt. In das Geländer hatte er die Anfangsbuchstaben seines Namens eingesetzt. Die Sonnenblume symbolisiert den Buchstaben “O” und der Handlauf um sie den Buchstaben “W”. Auf welche Weise die in ganz Wien bekannten Geländer nach Teschen gelangt waren, ist nicht bekannt. Möglicherweise waren sie für die Hauptstadt in der Eisenhütte in Trzynietz gegossen worden und ein kleiner Teil davon fand zu der kleinen Brücke in der Kaiserstraße seinen Weg.