3. Evangelische Kirche „Auf den Auen“ in der Dukelskastraße (Dukelská)
In Tschechisch Teschen befinden sich zwei Gotteshäuser, die zwei verschiedenen Reformationskirchen gehören. Das erste Gotteshaus gehört der Schlesischen Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses und das zweite der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder.
Die Entstehung der ersten Kirche steht im unmittelbaren Zusammenhang mit der Geschichte der evangelischen Kirche im Teschener Schlesien. Zuerst gab es nur eine Kirche, nämlich die Jesus-Kirche in Teschen und nur eine einzige evangelische Kirchengemeinde. Die Grenzen der Kirchengemeinde lagen weit außerhalb der Stadtgrenzen. Es gehörten ihr Einwohner vieler Dörfer aus der Umgebung an. Nachdem 1920 die Stadt Teschen in zwei Städte geteilt und ihr westlicher Teil dem Staat Tschechoslowakei als Tschechisch Teschen zugesprochen worden war, blieben die Mitglieder der Kirchengemeinde, die in dem neuen Kreis Tschechisch Teschen wohnten, ohne ein Gotteshaus und ohne ihre Kirchengemeinde. Die Jesus-Kirche verblieb nämlich im polnischen Teil der Stadt. Der Rechtsakt aus dem Jahre 1918, wonach die schlesischen evangelischen Kirchen dem Warschauer Konsistorium unterstellt waren, wurde für den Teil der evangelischen Kirchengemeinde, die innerhalb der Grenzen der Tschechoslowakei lag, rechtlich bedeutungslos. Die Lage wurde noch dadurch erschwert, daß der Anteil der Deutschen an der Bevölkerung von Tschechisch Teschen zahlenmäßig bedeutend war. Die deutschen Protestanten hatten eine möglichst schnelle Trennung von der Kirche in Teschen und die Bildung einer eigenen Kirchengemeinde in Tschechisch Teschen (1923) angestrebt. Sie zielten auch darauf ab, ihren Einfluß auch auf die polnische evangelische Bevölkerung auszudehnen, die vor allem in den Dörfern der Umgebung zu Hause war. Der Versuch allerdings, die deutsche Herrschaft den polnischen Protestanten aufzuzwingen, traf auf entschiedenen Widerstand. In Folge dieser Auseinandersetzungen waren zwei getrennte Kirchengemeinden entstanden. Die deutsche Kirchengemeinde hatte sich der Deutschen Evangelischen Kirche in der Tschechoslowakei mit Sitz in Troppau (Opava) angeschlossen. Die polnische evangelische Kirchengemeinde wurde Mitglied der Schlesischen Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Tschechoslowakei.
Die zweite Reformationskirche - nämlich die Evangelische Kirche der Brüdergemeinde - wurde Ende 1918 auf einer Generalversammlung der in der Tschechoslowakei lebenden Protestanten gegründet. Sie entstand hauptsächlich aus der Vereinigung der Hussiten-Kirche, deren Grundlagen von dem tschechischen Reformator Jan Hus (1371-1415) stammten, und der Reformierten Kirche, die im 16. Jahrhundert in der Schweiz vor allem durch das Wirken von Johannes Calvin (1509-1564) entstanden war.
Die polnischen Protestanten hatten lange warten müssen, bis sie die amtliche Genehmigung erhielten, in Tschechisch Teschen eine eigene Kirchengemeinde zu gründen. Am Anfang hatten sie sich zu Gottesdiensten in Räumen einer Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Geräte versammelt, die ihnen von Jan Unucka (1854-1943) zur Verfügung gestellt worden waren. Erst im Jahre 1932 hatte man dann den Bau der Kirche „Auf den Auen“ beendet. Es ist ein Gebäude, dessen Grundriß die Form eines griechischen Kreuzes und die Fassade neugotische Merkmale hat. Auf den Seiten und am Musikchor ist das Hallenkirchenschiff von Emporen umgeben. Der Altarplatz (das Presbyterium) ist vom Kirchenschiff abgetrennt. Den dort aufgestellten neugotischen Altar hatte der schlesisch-Teschener Bildhauer Henryk Nitra (1891-1948) erschaffen. Auf der linken Seite des Altarplatzes befindet sich eine Gedenktafel für Pfarrer Dr. Józef Berger (1901-1962). Dr. Berger wurde bereits 1926 zum Propst gewählt und hatte sich dann viele Jahre um die Anerkennung der evangelischen Kirchengemeinde in Tschechisch Teschen bemüht. Seine Bemühungen führten auch zu dem lange erwarteten Bau der Kirche. Während des Zweiten Weltkrieges war Dr. Berger Insasse eines Konzentrationslagers und mußte danach erneut um die Erhaltung der Kirche kämpfen. Im Jahre 1950 wurde er zwar zum Superintendenten gewählt, mußte jedoch unter dem Druck der kommunistischen Behörden seine Stelle aufgeben. Es war ihm indessen gestattet worden, eine Professur an der Slowakischen Theologischen Fakultät in Bratislava anzunehmen.