3. Teschener Münzwesen im Mittelalter
Das selbständige Teschener Herzogtum entstand Ende des 13. Jahrhunderts. Es wurde von Herzog Mieszko I. (verstorben ungefähr im Jahre 1315), dem ältesten Sohn des Herzogs Ladislaus I. (verstorben 1281), aufgebaut. Dabei war die Teilung des verhältnismäßig großen Herzogtums Oppeln-Ratibor von großer Bedeutung für die monetäre Lage in Oberschlesien. Innerhalb eines kurzen Zeitraumes waren dort mehr als ein Dutzend kleine Staaten entstanden (um das Jahr 1323 gab es zehn davon) einschließlich des immer enger mit Oberschlesien verbundenen Herzogtums Troppau (Opava) und später auch des Herzogtums Jägerndorf (Krnov). Die Herrscher aller dieser kleinen Staaten hatten versucht, ihre Stellung zu festigen und selbstverständlich auch ihre Einkünfte zu sichern, indem sie ihre eigenen Münzen in Umlauf setzten.
Mieszko I. hatte alle Vorrechte von seinem Vater übernommen, auch diejenigen, die sich aus dem Münzrecht ergaben. In der Umgebung des Herzogs gab es also von Anfang an einen Münzmeister. Diese Stellung hatte damals ein gewisser Fritto „monetarius noster Tessinensis” innegehabt. Er wurde im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in den Dokumenten namentlich erwähnt, da er ein Areal in der Nähe der Stadt besaß und es einem Ritter namens Bogusch verkauft hatte. Der Ritter gründete dort ein Dorf, das auch noch heute Boguschowitz heißt. Die Anwesenheit von Fritto am herzoglichen Hof sagt jedoch noch nichts darüber aus, ob man in Teschen tatsächlich bereits Ende des 13. Jahrhunderts Münzen geprägt hatte. Die Bezeichnung „Monetarius” könnte nämlich auch einer Person gelten, die für den Herzog die Gebühren eingetrieben hatte. Die meisten Forscher nehmen dennoch an, dass es sich bei ihm um einen Münzmeister handelte, den der Herzog nach Teschen kommen ließ, damit eine Münzstätte in der neuen Hauptstadt entstehen konnte. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er nur als sogenannter Jahrmarktmünzer während der Jahrmärkte die alten Münzen gegen die neuen umtauschte. Es ist weiterhin ungewiss, ob unter Fritto die Münzstätte tatsächlich ihren Betrieb aufgenommen hatte. Es soll beachtet werden, dass man für das Betreiben einer Münzstätte eigene Edelmetalle benötigte (über die der Teschener Herzog nicht verfügte), oder Geld brauchte, um das Metall oder alte, zum Schmelzen bestimmte Münzen und Altmetall, beides Pagament genannt, zu kaufen. Es sind jedenfalls keine Münzen aus der Zeit von Mieszko I. und Fritto bekannt. Ob sie nicht geprägt wurden oder nur bis in die späteren Zeiten nicht erhalten geblieben waren, weiß man nicht. Die Brakteaten zum Beispiel nutzten sich sehr schnell ab.
Es handelte sich bei ihnen um kleine Münzen aus Silber, die besonders im 13. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa geprägt worden waren. Zu ihrer Produktion wurde eine besondere Technik angewandt: Man benutzte einen Stempel und eine weiche Unterlage, so dass der Stempelabdruck, der auf einer Seite des Metallbleches konvex war, auf der anderen Seite als ein konkaves Kehrbild erschien. Da man für diese Produktion Schrötlinge aus einem sehr dünnen Blech verwendete, war eine schnelle Abnutzung der Münzen die Folge. Im Gebiet des Teschener Schlesiens wurde nur ein einziger Brakteat gefunden. Ein Archäologe beim Teschener Museum - Wiesław Kuś - fand ihn im Jahre 1998 in Grodzietz (Grodziec). Leider ist das geprägte Bild jetzt ziemlich undeutlich. Es stellt möglicherweise einen stehenden Herrscher umgeben von architektonischen Motiven dar. Eine ähnliche Art von Brakteaten ist nicht bekannt, so dass angenommen werden kann, dass es sich bei diesem Exemplar um eine in Oberschlesien geprägte Münze handelt.
Auf die Frage, ob bereits im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in Teschen Münzen geprägt worden waren, können eventuell erst spätere Entdeckungen eine Antwort geben. Es steht fest, dass der Gründer des Teschener Herzogtums die Absicht hatte, eine eigene Münzproduktion ins Leben zu rufen und auch Schritte unternahm, um solches Vorhaben zu verwirklichen. Es soll noch hinzugefügt werden, dass Ende des 13. Jahrhunderts die meisten schlesischen Herzöge von dem sich wiederholenden Umtausch alter Münzen gegen neue abgekommen waren. Stattdessen mussten ihre Untertanen feste Abgaben, die sogenannte Münzsteuer (damals „Münzgeld“ genannt), entrichten. Dieser Regelung waren auch die Teschener Stadtbürger unterworfen. Die genaue Höhe dieser Abgaben im Mittelalter ist uns jedoch nicht bekannt.
Während der Herrschaftszeit von Mieszko I. stieg in seinem Land ständig der Einfluss seines immer mächtiger werdenden südlichen Nachbarn, nämlich des Königs von Böhmen Wenzel II. Der Teschener Herzog hatte sich sogar durch Familienbeziehungen mit dem Prager Hof verbunden, indem er seine Tochter Viola mit dem Sohn des böhmischen Herrschers verheiratete. Der besagte Königssohn wurde später unter dem Namen Wenzel III. zum König von Böhmen, Polen und Ungarn. Die Tatsache, dass die Bedeutung von Böhmen wuchs, hatte auch einen gewichtigen Einfluss auf das monetäre System. Im Jahre 1300 hatte nämlich König Wenzel II. eine Münzreform durchgeführt. Er hatte neben den Denaren eine Münze von höherem Gewicht und auch Wert und zwar den „dicken Denar“ (denarius grossus) eingeführt.
So wurde der Prager Groschen geboren. Anfangs entsprach sein Wert demjenigen von zwölf Denar. Der Groschen war bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Italien erschienen. In Frankreich hatte der Turnosgroschen (Gros Tournois) die Grundlage für die dort im Jahre 1266 durchgeführte Münzreform gebildet, in Mitteleuropa jedoch hatte eben die Reform von Wenzel II. eine entscheidende Rolle gespielt. Sie konnte mit Hilfe der aus Florenz herbeigerufenen Münzmeister und dank der reichen böhmischen Silbervorkommen verwirklicht werden. Die böhmischen Groschen nannte man „Prager Groschen”, obwohl sie zentral in Kuttenberg (Kutná Hora) geprägt wurden. Da sie aus fast reinem Silber (Silbergehalt betrug 0,930) hergestellt wurden, hatte man sie gerne thesauriert, das heißt gehortet, und als sogenannte Schätze verborgen. Diese Behauptung wird durch verschiedene Funde belegt. Im Jahre 1800 hatte man einige Groschen des Königs Wenzel II. im Garten der Grafen Larisch (heute: Friedenspark) in Teschen gefunden. An anderen Orten, unter anderem in Bazanowitz (Bażanowice), Polnisch Ostrau (Slezská Ostrava), Karwin (Karviná) hatte man nicht nur die Prager Groschen, sondern auch Münzen der nachfolgenden böhmischen Herrscher wie Johann von Luxemburg und Karl IV. gefunden. Im Jahre 1999 wurden auch in Czechowitz (Czechowice) bei den Vertiefungsarbeiten an einem Teich mehrere Dutzend Prager Groschen geborgen.
Ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts waren die Prager Groschen die überwiegend in Schlesien benutzte Währung und sie waren auch in Teschener Schlesien im allgemeinen Umlauf. Dies wurde durch die Tatsache erleichtert, dass ab dem Jahre 1327 das Teschener Herzogtum als Lehen der böhmischen Könige einen Bestandteil der Böhmischen Kronländer bildete. Mit dem Übergang Schlesiens unter die Herrschaft von Böhmen musste sich Mitte des 14. Jahrhunderts der polnische König Kasimir der Große einverstanden erklären. In Teschener Schlesien waren auch andere Münzen in Umlauf, die kleiner als der Groschen waren. Mitte des 14. Jahrhunderts hatte man ange-fangen, die alten kleinen Denare Heller zu nen-nen. Der Name stammte von der Stadt Schwäbisch Hall, wo ungefähr ab dem Jahre 1230 Mün-zen geprägt worden waren, die man denarius Hallenses oder Halleri nannte. Da die Heller einen festen Wechselkurs hatten, hatten sich auch in Böhmen verbreitet. Anfangs hatten sie den Wert von 1/12 Groschen , dann aber hatte man im Jahre 1380 den Kurs auf 1/14 Groschen festgesetzt. Der Denar war mittlerweile 1/7 Groschen wert, das heißt, dass zwei Heller einen Denar ergaben. Auch der Prager Groschen begann während der Herrschaft des unfähigen Königs Wenzel IV. (1378-1419), stark an Wert zu verlieren. In Oberschlesien wurden die Heller ebenfalls zur allgemeinen Währung. Dass in Teschener Schlesien auch Münzen in Umlauf waren, die in den anderen Herzogtümern geprägt wurden, beweist der im Jahre 1994 gemachte Fund. In dem walzenförmigen Turm am Teschener Schloss hatte man in einer Tiefe von über zwölf Metern einen Stock von mehr als 80 Münzen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entdeckt. Die meisten davon stammten aus Troppau und Ratibor. Einen Meter oberhalb dieses Schatzes, der schon zu seinen Zeiten von einem geringen Wert war, hatten die Archäologen vier französische Rechenpfennige ausgegraben. Bei den Rechenpfennigen handelte es sich um münzähnliche Marken mit Scheinumschrift, die zusammen mit dem Abakus den Kaufleuten und Kassierern zum Rechnen und gelegentlich auch als Kleingeld gedient hatten. Wozu sie allerdings auf dem herzoglichen Schloss in Teschen dienten, weiß man nicht.
Lange Zeit war die Mehrheit der Numismatiker der Ansicht, dass die ersten Teschener Münzen erst nach dem Jahre 1438 geprägt worden waren und die ersten Teschener Herrscher keine Münzen prägen ließen oder es nur gelegentlich taten. Die letzten Funde sowie das erneute Entziffern der früher fehlerhaft bestimmten Exemplare alter Münzen hatten diese Meinung geändert. Heute nimmt man an, dass die älteste Teschener Münze der Heller des Herzogs Primislav (Przemysław) I. Noszak (1358-1410) sei. Er wurde bei einem Fund identifiziert, der in Nowy Kamień bei Sandomierz gemacht worden war (heute befindet er sich in der Sammlung des Bezirksmuseums in Bromberg (Bydgoszcz). Ungefähr im Jahre 1384 wurde in Nowy Kamień ein Schatz verborgen, der sich aus den Prager Groschen, den Denaren des Kasimir des Großen und unter anderem auch aus einem kleinen Denar mit dem Durchmesser von 12 Millimetern und einem Gewicht von 0,269 Gramm zusammensetzte. Auf der Vorderseite der Münze (die „Avers” genannt wird) ist ein Adler ohne Krone mit dem (heraldisch) nach rechts gewandten Kopf und mit einem Band auf den Schwingen zu sehen. Auf dem Münzrand befindet sich die Umschrift „MONETA DVD.”, dabei ist das zweite „D” ein stilisiertes und irrtümlich umgedrehtes „C”. Die Umschrift sollte man also als „MONETA DVCIS” ablesen. Auf der Rückseite der Münze (dem Revers) befindet sich auf dem Münzrand die Umschrift „TESCHI..ES” und in der Mitte der Buchstabe „P” - Der Anfangsbuchstabe des Herzogsnamens. Die Chronologie der einzelnen Fundgegenstände aus dem Schatzfund von Nowy Kamień weist darauf hin, dass der Heller vor dem Jahre 1384 entstanden war. Das wiederum bedeutet, dass er nur dem Herzog Primislav I. zuzuordnen wäre und auch nur der ersten Periode seiner Herrschaft. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der wahrscheinlich größte von den Teschener Piasten, ein Berater und die rechte Hand des Kaisers Karl IV. und des böhmischen Königs Wenzel IV., zweifellos sowohl Gründe wie auch Möglichkeiten hatte, seine Stellung in Oberschlesien dadurch zu festigen, dass er seine eigenen Münzen prägen ließ. Wenn man den Heller, der hypothetisch dem Herzog von Oppeln Ladislaus II. zugeordnet wird, nicht mitrechnet, ist der Heller des Herzogs Primislav I. der älteste heute bekannte Heller in Oberschlesien. Nach ihm waren dann auch andere oberschlesische Heller gekommen, wie zum Beispiel die aus Troppau und Auschwitz, die sich dadurch auszeichneten, dass sich in der Mitte des Feldes auf einer Seite der Anfangsbuchstabe des Herrschernamens befand. Dies ist auf ungarische oder Krakauer Einflüsse zurückzuführen.
Weitere identifizierte Teschener Münzen sind die Heller, die während der Herrschaftszeit von Herzog Boleslaus I. (1410-1431), dem Sohn und Nachfolger von Primislav I., geprägt worden waren. Eine solche Münze wurde in Nieder-Nassadel bei Pitschen (Nasale koło Byczyny) in einem ungefähr im Jahre 1426 verborgenen Schatz gefunden. Sie gilt heute aber als verschollen. Ihr Entdecker, der schlesische Numismatiker Ferdinand Friedensburg, hatte sie für eine Art des Beuthener Hellers gehalten, da sie auf dem Avers den Buchstaben „B”, auf dem Münzrand die Buchstaben „O/N” hatte, und sich auf dem Revers ein Adler ohne Krone mit Kopf nach rechts sowie auf dem Münzrand die Umschrift „N/X” befand. Heute ist man der Ansicht, dass die Münze vom Teschener Herzog Bolko I. zu Anfangszeiten seiner Regierungszeit geprägt worden war. Der zweite Heller aus dieser Zeit (von dem Schatz in Wilczkowice) wird im Original im Nationalmuseum in Warschau aufbewahrt. Vor dem 2. Weltkrieg besaßen ihn in ihren Sammlungen auch die Museen in Beuthen und Breslau. Auf dem Avers befindet sich der Unzialbuchstabe „B” (die Unziale war eine mittelalterliche Schrift aus gerundeten Großbuchstaben), und nebenan ein sehr kleiner fünfzackiger Stern. Das Ganze war dann von einer Dreiblattverzierung umgeben. Das Dreiblatt findet man am häufigsten auf den in Wien geprägten Pfennigen. Es wurde auch oft in Böhmen, seltener in Schlesien nachgemacht. Auf dem Münzrand befindet sich die Umschrift „MON.” und auf dem Revers ist auf einem gotischen Schild ein Adler ohne Krone mit dem nach rechts gewendeten Kopf zu sehen. Über dem Schild gibt es die Buchstaben „B O” und auf den Seiten die „T I”. Die Münze wog von 0,24 bis 0,29 Gramm, hatte einen Durchmesser von ungefähr 12,5 Millimetern und sie war sehr sorgfältig hergestellt. Da jedoch die Umschrift spärlich war, hatten die Numismatiker sie meistens, wie auch in diesem Fall, auf Beuthen bezogen. Borys Paszkiewicz hatte sich entschieden dafür ausgesprochen, dass der Buchstabe „B” nicht der erste Buchstabe eines Ortsnamens sei, sondern des Vornamens „Bolko”, ähnlich wie „BO” auf dem Revers. Die Buchstaben „T” und „I” seien dann Teile des Wortes „Teschinensis”. Es wird angenommen, dass die Münze gegen Ende der Herrschaft von Herzog Bolko I. entstanden war, also ungefähr im Jahre 1430.
Die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts fortschrei-tende Zersplitterung von Oberschlesien hatte sich immer ungünstiger auf die dort vorherrschenden monetären Verhältnisse ausgewirkt. Im Jahre 1417 hatte sich zum Beispiel der Herzog von Ratibor Johann II. beklagt, dass in seinem Herzogtum zwölf verschiedene Arten von Münzen in Umlauf seien. Es waren jedoch die Herzöge selbst, die des schnellen Profits wegen, zu viele kleine Münzen herausgegeben hatten. Sie waren es auch, die dann die Münzen in neue eingewechselt und dabei den Edelmetallanteil darin verringert und so den Wechselkurs der Münzen manipuliert hatten. Das alles geschah auf Kosten der Stadtbürger, weil die Bauern ohnehin selten Geld in den Händen hatten. Sicherlich mit Wissen der oberschlesischen Herzöge hatten die damaligen Münzmeister auch die polnischen Münzen nachgebildet oder sie sogar gefälscht, aber der Versuch der polnischen Herrscher, deren Land die Konsequenzen daraus tragen musste, in diese Vorfälle einzugreifen und dieser Praxis ein Ende zu setzen, hatte zu keinen Ergebnissen geführt. Im Jahre 1438 hatte Polen sogar eine Strafexpedition entsandt, die die Regierenden von Troppau, Ratibor, Glogau (Głogów), Oppeln und Brieg (Brzeg) verpflichtet hatte, die Herstellung und Verbreitung von denjenigen Münzen zu untersagen, die Regierenden von Troppau, Ratibor, Glogau (Głogów), Oppeln und Brieg (Brzeg) verpflichtet hatte, die Herstellung und Verbreitung von denjenigen Münzen zu untersagen, die nach polnischem Vorbild gefertigt worden waren. In dem diesbezüglichen Vertrag wurde das Teschener Herzogtum zwar nicht erwähnt, aber einer der Untertanen von Euphemie, der Witwe des Herzogs Boleslaus I., die zu dieser Zeit in Teschen regiert hatte, wurde im Jahre 1441 in Krakau mit einer gefälschten Münze festgenommen.