4. Stadthaus am Alten Markt (Stary Targ 1) Geburtshaus von Georgius (Jerzy) Trzanowski
An der Stelle, wo sich heute ein dreigeschossiges Stadteckhaus aus dem 19. Jahrhundert mit dem Restaurant „Targowa“ im Parterre befindet, stand an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein Bürgerhaus. Seine Besitzer waren Jadwiga und Walenty Trzanowski. Walenty Trzanowski war Kesselschmied in der benachbarten Stadtbrauerei. Am 27. 3. 1592 war dem Ehepaar ein Sohn namens Jerzy geboren. Erstaunlich und zugleich reich an traurigen Erfahrungen war die beachtenswerte Laufbahn dieses Bürgerjungen. Seine Ausbildung begann er an der örtlichen Schule und setzte sie in Guben (Gubin) und Kolberg (Kołobrzeg) fort. Danach studierte Trzanowski in Wittenberg. Nach Beendigung des Studiums (1611) konnte er nicht mit einer Anstellung in seiner Heimatstadt rechnen, da sich gerade die politische Stimmung gegen die Protestanten gewendet hatte. Trzanowski arbeitete einige Zeit als Lehrer in Prag (Praha), Trzebon (Třeboň) und Holleschau (Holešov). Im Jahre 1614 kam er dann in die Mährische Walachei (Valašské Meziříčí) in Mähren, wo er Rektor und nach der Ordination in Oels (Oleśnica), Prediger geworden war, und wo er eine Familie gegründet hatte. Aber auch dort erreichten ihn die Repressalien wegen seiner Konfession. Sie begannen nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Jerzy Trzanowski verlor durch Enteignung sein Hab und Gut und hielt sich danach in Teschen einige Monate verborgen. Kurze Zeit später wurde ihm aber die Stelle des Hofpredigers beim Grafen Johann von Sunnegh in Bielitz übertragen. Infolge eines Edikts des Kaisers aus dem Jahre 1629 mußte Trzanowski jedoch für immer Schlesien verlassen. Einige Zeit hielt er sich in der Festung des Troppauer Schlosses auf, und die letzten fünf Jahre seines Lebens verbrachte er als Prediger in Liptowsky Mikulas (Liptovský Mikuláš). Jerzy Trzanowski starb am 29. 5. 1637. Pfarrer Jerzy Trzanowski, der mit Stolz seiner Unterschrift immer die Worte „Teschiniensis Silesius“ hinzufügte, hatte neben anderen Schriften die in Brieg 1629 gedruckte Sammlung Odarum Sacrarum sive hymnorum Georgii Tranosci Libri Tres herausgegeben. Zu weiteren Veröffentlichungen gehörten die Gebetssammlung Phiala odoramentorum (1635) und das wertvollste Werk - das in Leutschau (Levoča) gedruckte Gesangbuch Cithara sanctorum (1636). Alle seine Arbeiten schickte Pfarrer Trzanowski „seinen treuen Bürgern“ nach Teschen. Das erwähnte Gesangbuch, obwohl in der alttschechischen Sprache geschrieben, wurde mehr als hundertfünfzig Male herausgegeben und diente den Teschener Kirchengemeinden bis ins 20. Jahrhundert hinein. Es war das getreue Dokument der Grundsätze der Reformationskirche und spiegelte die Stimmung während der Zeit der religiösen Diskriminierung wider.
Eine Gedenktafel erinnert an den ehrwürdigen Teschener Bürger. Sie wurde von der Stadtverwaltung gestiftet und an Trzanowskis Geburtshaus auf der Seite der Głębokastraße angebracht.