6. Das Münzwesen in der Zeit von Herzog Adam Wenzel (1579-1617)
Nach dem Tode des Herzogs Wenzel Adam im Jahre 1579 hatte man ein weiteres Mal aufgehört, die Teschener Münzen zu prägen, ohne dass eine solche Möglichkeit vollkommen in Vergessen-heit geraten war. Während der Regentschaft der Herzogin Katharina Sidonia hatte der Teschener Adel, der am Zuwachs der Einkünfte des Herzogs interessiert war, im Jahre 1590 daran erinnert, dass das Münzrecht ein uraltes Recht des Herrschers sei. Der Adel verlangte, dass die Prägung der eigenen Münzen wieder aufgenom-men wird und behauptete, sie seien besser als das polnische Geld, das im Umlauf war.
Die Teschener Münzstätte hatte tatsächlich ihre Tätigkeit noch während der Regentschaft von Katharina Sidonia wieder aufgenommen. Es geschah jedoch im Namen ihres Sohnes und des Nachfolgers von Herzog Wenzel Adam, das heißt im Namen des Herzogs Adam Wenzel. Er übernahm dann die selbständige Regierung im Jahre 1594. Der erste bekannte Münzmeister in dieser Zeit war Nikolaus Hevela de Calpino und er wirkte in Teschen in den Jahren 1591-1592. Er war der Sohn des aus Danzig stammenden Nikolaus Hevela und möglicher-weise ein Verwandter des berühmten Astronomen Johannes Hevelius. Nikolaus Hevela Senior schrieb sich nobilis de Colpino. Die Bezeichnung kam wahrscheinlich von seinem Gut in Kielpino (Kiełpino) bei Danzig. In den Jahren 1585-1586 hatte er die königliche Münzstätte in Olkusz geleitet und dort wurde auch sein Sohn, der den gleichen Namen trug, im Jahre 1586 Probierer (Prüfer des Edelmetallgehalts der Münzen). Es sind drei Ausgaben der dreifachen Groschen (der Dreigröscher) aus den Jahren 1591-1592 von Nikolaus Hevela de Calpino bekannt. Obwohl diese Münzen ein ähnliches Erscheinungsbild haben, waren sie zweifellos von zwei verschiedenen Handwerkern hergestellt worden. Auf beiden sehen wir das Porträt des noch jungen Herzogs (er war damals 12 bis 13 Jahre alt) mit einem Mühlstein-kragen nach spanischer Mode und auf dem Münzrand die Umschrift „ADA.W.D.G.D.TESSI.ET.MAI.GLO.”, was heißt: „Adam Wenzel von Gottes Gnaden Teschener und Großglogauer Herzog”. Auf dem oberen Teil des Reverses befindet sich ein verkleinerter Teschener Adler mit dem Datum auf den Seiten und der Rest des Feldes wird von der Aufschrift „GROS.ARG.TRIP. DVCIS.TESSINENSIS” ausgefüllt. Die Worte geben Auskunft darüber, dass es sich bei der Münze um den dreifachen Groschen des Teschener Herzogs handelt. Die Münze hat den Wert von drei schlesischen Groschen, das heißt sie entspricht im Nennwert den polnischen Dreilingen, ist aber leichter sie.
Kaspar Rietker war ein weiterer Teschener Münzmeister. Wir kennen seine aus den Jahren 1596-1597 stammenden Münzen. Es handelte sich bei ihm um einen Bürger aus Königsberg, der in den Jahren 1585-1594 Münzmeister in Olkusz und dann in Lublin war. Aus seiner Herstellung stammen unter anderem die Drei-kreuzer, die in den Jahren 1596 und 1597 geschlagen worden waren. Sie sind den dreifachen Groschen aus den Jahren 1591-1592 ähnlich, nur dass das Porträt des Herrschers mit dem Mühlsteinkragen auf dem Avers bereits einen etwas älteren Herzog darstellt. Auf dem Münzrand hatte man die Rangbezeichnung des Herzogs gesetzt, in der immer noch seine Ansprüche auf Großglogau zum Ausdruck kommen. Der Nennwert wurde mit einer „3” auf dem unteren Teil des Averses beziffert. Diese „3” war nach der österreichischen Gepflogenheit in den Text der Umschrift eingearbeitet. Der Nennwert wurde noch zweimal auf dem Feld des Reverses wiederholt, weil die Aufschrift, nachdem man die Abkürzung entziffert hatte, wie folgt klingt: „MONETA NOVA ARGENTEA TRIVM CRVCIFERORVM”. Darunter befindet sich außerdem die römische Ziffer III. Für den Adler im oberen Teil des Reverses stand somit nicht viel Platz zur Verfügung, so dass der Adler sehr klein werden musste. Der Dreikreuzer gehört bereits zum österreichischen Münzsystem, das von den Habsburgern konsequent in dem ihnen unterstellten Schlesien eingeführt worden war. Dieses System stützte sich auf den Kreuzer, der einem Drittel des Kaisergroschens entsprach und somit dem Groschen gleich war. Gleichzeitig ist die Münze ein genaues Abbild der polnischen Dreigroschen-Münzen (der Dreilinge). Das Porträt des Herzogs mit dem Mühlsteinkragen erinnert auch an den jungen Sigismund Augustus von vor Jahren. Wir haben hier wieder mit der bereits bekannten Neigung für unehrlichen Gewinn zu tun, weil der Teschener Dreikreuzer viel weniger Wert war (er wog 2,1 Gramm) als der polnische Dreiling. In der gleichen Zeit (Ausgaben in den Jahren 1596 und 1597) hatte Rietker die Dreigröscher mit einem Gewicht von 2,6 Gramm geschlagen und sie erinnern an die früheren Emissionen aus den Jahren 1591-1592. Auch sie ahmen die polnischen Dreilinge nach. Rietker hatte ebenfalls einen Dreigröscher geprägt, der auf dem Avers einen mit einem Adler und einem Lorbeerkranz geschmückten Helm hatte.
Nach einer kurzen Tätigkeit in Teschen kehrte Rietker nach Polen zurück, wo er vereidigter Hauptmünzprobierer wurde. Zu seinen Aufgaben gehörte unter anderem, den Folgen der Überflutung mit schlechten Münzen aus den angrenzenden Ländern vorzubeugen. Im Auftrag des polnischen Parlaments hatte Rietker im Jahre 1600 eine Abhandlung mit dem Titel „Die Abbildung und die Schätzung verschiedener ausländischer Münzen” herausgegeben. Der Zweck dieser Veröffentlichung war, die Beurteilung der nach Polen einströmenden Münzen zu erleichtern. Sie waren größtenteils von schlechterer Qualität als die polnischen und verdrängten somit nach dem von Nikolaus Kopernikus formulierten Gesetz die bessere polnische Währung vom Markt. Die Publikation von Rietker berücksichtigt 144 Münzen aus der Gruppe der Groschen und der Anderhalbgroschen. Es handelt sich dabei vor allem um das Geld, das im Deutschen Reich, den Alpenländern und den Niederlanden geprägt worden war, aber in einigen Fällen auch um Münzen aus Schlesien. In der Gruppe der Groschen werden die Doppelkreuzer aufgeführt, die im Jahre 1570 von dem Bielitz-Freistätter Herzog Friedrich Kasimir geprägt worden waren sowie der Groschen von Herzog Wenzel aus dem Jahre 1560 mit dem Bild des hl. Nikolaus. Über den Doppelkreuzer schrieb Rietker, wenn man ihn als den polnischen Groschen berücksichtigte, man auf hundert Gulden bereits 20 Gulden und 15 Groschen verlieren würde. Die zweite Münze war nicht einmal die Hälfte des polnischen Groschen wert, so dass der Verlust 58 Gulden und 10 Groschen auf 100 Gulden betragen würde. Pikant war dabei, dass die Münzen, die von Rietker in Teschen geschlagen wurden, nicht viel besser gewesen waren.
Längere Zeit stand im Dienst des Herzogs Adam Wenzel ein weiterer Teschener Münzmeister, nämlich Valentin Jahns (dessen Name auch Janus oder Jonas geschrieben wurde). Jahns stammte aus Goslar und war vorher Münzmeister in Posen (Poznań), Bromberg und Fraustadt (Wschowa). Es blieb ein Vertrag aus dem Jahre 1604 erhalten, nach dem der Herzog für zwei Jahre Jahns die herzogliche Münzstätte in Teschen für dreihundert Taler jährlich verpachtet hatte. Der Münzmeister ging auch die Verpflichtung ein, das Holz für die Öfen der Münzstätte ausschließlich aus den herzoglichen Wäldern zu beziehen. Im Gegenzug versprach ihm der Herzog dieselbe Fürsorge und die Privilegien, auf die die Münzmeister auch sonst Anspruch hatten. Im Text des Vertrages ist von „seiner”, das heißt des Münzmeisters, Münzstätte oder Werkstatt (seinem Münczhause, sein Münczhauß oder Stelle) die Rede. Außerdem finden wir darin, unter Androhung der Ungnade, eine ausdrückliche Anweisung an die städtischen Behörden, den Münzmeister nicht zu behindern. Daraus entnehmen wir, dass die Werkstatt nicht in einem Haus untergebracht war, dessen Eigentümer der Herzog selbst war, sondern in einem städtischen.
Jahns hatte bereits im Jahre 1603 Dreikreuzer mit dem Brustbild des Herzogs geschlagen. Auf dieser Münze sind die Haare des Herzogs lang und unten gewellt. Die erste Münze von dieser Serie hatte Jahns mit den gekreuzten Haken, wie auch seine früheren Werke aus Posen, gekennzeichnet. Die abgebildete Gestalt des Herzogs war aber noch ziemlich unbeholfen geraten. Möglicherweise handelte es sich dabei um eine Probeemission, ohne dass sie später fortgesetzt wurde. Noch im gleichen Jahr war ein viel gelungener Dreikreuzer erschienen. Auf dem Revers wurde außer dem Nennwert („GROS.ARG-III-CRV”) und dem Datum der Teschener Adler auf einen Wappenschild gesetzt. Der Wappen-schild wurde von einem Helm mit Laubwerk sowie einem Adler im Adelswappen bekrönt. Auf dem Avers sieht man das Ganzbild des Herzogs. Jahns hatte diese Münze noch einige Male ausgegeben und auf jeder Ausgabe unterscheidet sich das Bild des Herrschers jeweils durch Einzelheiten von den übrigen Abbildungen. Zum Beispiel auf dem Dreikreuzer aus dem Jahre 1607 sehen wir den Herzog in einem Wams, auf dem aus dem Jahre 1608 in einer Rüstung. Auf manchen Münzen wird er mit einem Schnurrbart, auf anderen wiederum auch mit einem Bart abgebildet. Die Rangbezeichnung des Herzogs war auch umfangreicher geworden, obwohl sie auf die Erstbuchstaben abgekürzt wurde. Es ist jedoch nicht schwer aus „A.W.D.G.I. (3) S.T.E.M.G.D” den Text „Adamus Wenceslaus Dei Gratia in Silesia Teschinensis et Maioris Glogovie dux” und den Nennwert „drei” zu entziffern. Mit einem Porträt des Herzogs Adam Wenzel (im Herzogshut), hatte Jahns im Jahre 1607 einen Doppelkreuzer, diesmal aus Gold und mit einem Gewicht von 1,5 Gramm, ge-schlagen. Das Erscheinungsbild der Münze unter-scheidet sich von dem der Drei-kreuzer eigentlich nur durch den Nennwert.
Aus der Werkstatt von Jahns kamen ebenfalls Kleinmünzen. Als Beispiel können hier die Dreier dienen, die ab 1604 geprägt wurden und ein Gewicht von 0,6 Gramm und einen Wert von 3 Heller hatten. Sie wurden mit der Zeit dem Gröschel, das heißt einem kleinen Groschen (Groschlein) immer ähnlicher. Auf ihre beiden Seiten wurden heraldische Symbole gesetzt: ein Helm mit einem Lorbeerkranz und einer Krone und über ihm ein Adler auf dem Avers sowie ein Schmuckschild mit dem Teschener Adler auf dem Revers. Es ist auch bekannt, dass in den Jahren 1605-1606 ein gewisser Michael Hake Jahns Gehilfe war.