7. Münzkünstler und Münzfälscher in Teschen
Die Aktivitäten von Valentin Jahns in Teschen endeten im Jahre 1608. Danach war er nach der Sitte der Münzmeister weiter, unter anderem nach Neiße (Nysa), gewandert. Dort hatte er die Münzstätte von Erzherzog Karl, dem Breslauer Bischof, geleitet. Der Teschener Herzog wiederum hatte die Münzrechte an Hans Thacke verpachtet, der ebenfalls aus Goslar stammte und angeblich zuerst Bäckerlehrling war. Auch er hatte vorher seine ersten Erfahrungen in Polen gesammelt, zum Beispiel wirkte er im Jahre 1598 in Posen. Zu seiner Zeit hatte man in Teschen wieder begonnen, Münzen mit einem höherem Nennwert zu schlagen. Es scheint auch, dass ein anderer Handwerker für den neuen Münzmeister die Stempelvorlagen angefertigt hatte, da die Münzen aus dieser Zeit entschieden besser ausgeführt worden waren als die früheren. Dies betrifft vor allem die Taler. Von allen Silbermünzen waren in Europa ab dem 16. Jahrhundert die Taler die größten, die schwersten und natürlich die teuersten. Die von Thacke geschlagenen Taler hatten einen Durchmesser von 41 Millimetern und wogen 28,6 Gramm. Auf dem Avers ist der Herzog bis zur Taille, mit einem Schnurrbart und einem Bart, in einem Festgewand mit einem breiten Kragen und einem fließenden Schal zu sehen. Der Herzog hält in seiner rechten Hand einen Stab oder einen Stock, den er an seine Seite anlehnt. In seiner linken Hand hält er einen Hut mit Federbusch. Die Umschrift auf dem Münzrand bildet zwei Kreise: den inneren, der durch den Kopf des Herzogs unterbrochen wird und den äußeren aus Lorbeerblättern. Der Text ist schlicht gehalten und lautet: „ADAMVS.WENCESLAVS.DVX.TESSIN[SIS]„. Auf dem Revers sehen wir einen sehr sorgfältig ausgearbeiteten Adler mit Krone, der eine schöne, klassische Form hat sowie auf dem Münzrand aus Lorbeerblättern die Worte „SAPIENTE DIFFIDENTIA”.
Der im Jahre 1609 geschlagene Taler des Herzogs Adam Wenzel war eine sehr eindrucksvolle Münze. Dies bestätigen die Preise, die er auf Auktionen erreicht. Es ist wenig wahrscheinlich, dass er als alltägliches Zahlungsmittel gedient hatte. Wahrscheinlicher wäre die Vermutung, dass er zu Repräsentationszwecken geprägt worden war. Ähnlich wie die anderen, noch größeren, Münzen mit einem vervielfachten Wert wie die Doppeltaler oder die dreifachen Taler. Einen Doppeltaler mit dem gleichen Aussehen, aber mit einer entsprechend erhöhten Menge an Edelmetall hatte Thacke bereits im Jahre 1608 und danach noch 1609 geschlagen. Im gleichen Jahr erschien auch der dreifache Taler. Ebenfalls im Jahre 1609 hatte Thacke einen Taler und einen dreifachen Taler auf einem eckigen Stück Metall, der sogenannten Klippe, geschlagen. Mit dem Namen „Klippe” bezeichnet man in der Numismatik Münzen, die auf einem nicht runden Metallstück geprägt wurden. Sie können zum Beispiel recht-, sechs-, oder achteckig sein. Als Klippe erschien im Jahre 1609 noch der Doppeltaler. Auf seinem Avers sehen wir das Brustbild des Herzogs, auf dem er mit einem Schnurrbart und in einem breiten Kragen sowie mit einem Löwenkopf auf der Schulter erscheint. Die Umschrift „ADAMVS.WENCESLAVS” ringsherum ist sorgfältig ausgearbeitet. Auf dem Revers befindet sich auf einem mit einer Krone geschmückten Wappenschild der bekrönte Herzogsadler mit einem Halbmond auf der Brust sowie der Rest der Rangbezeichnung: „D.G. IN.SIl.TES.E.MA.G.D.”.
Im Jahr 1609, in dem die Teschener Münzen so zahlreich erschienen waren, hatte Thacke auch zwei Goldmünzen mit dem Nennwert von fünf und acht Dukaten geprägt, deren Grundlage der Taler aus dem Jahre 1609 mit dem Bild des Herzogs war. Sie waren damals nicht im Umlauf und sind auch heute eine große Seltenheit. Sogar kleinere Münzen, wie die Dreier aus dem Jahr 1610 und die Dreikreuzer aus den Jahren 1609-1611, die in großen Mengen von Thacke hergestellt wurden, scheinen sorgfältiger vorbereitet und geprägt worden zu sein, als die Münzen seiner Vorgänger. Auf den Dreikreuzern finden wir weitere Varianten des Herrscher-porträts. Meistens wird er darauf mit einem modisch hohen Kragen abgebildet. Auf der Ausgabe aus dem Jahre 1609 und auf dem Halbtaler aus dem gleichen Jahr macht sich auf dem Arm des Herzogs ein Löwenkopf mit einem gefährlichen, faltigen Maul bequem, womit zweifellos die Macht des Herrschers unterstrichen werden sollte. Auf der Brust des Adlers war wieder eine Binde erschienen, die für die Wappen der niederschlesischen Piasten typisch war. Auf dem dreifachen Kreuzer ist wiederum das Maul des Löwen zu sehen, die Brustbinde ist jedoch verschwunden.
Wie man durch den Überblick über die Ausgaben von größeren Münzen sehen kann, kann man die Tätigkeit von Hans Thacke zu den besseren Perioden in der Geschichte des Teschener Münzwesens zählen. Sie könnte sogar als die beste angesehen werden. Seine Karierre war jedoch gewaltsam und tragisch zu Ende gegangen. Am 31. Mai 1611 wurde Thacke der Münzfälschung beschuldigt und daraufhin hingerichtet. Zusammen mit ihm wurde der Goldschmied Joachim, der die Stempel für die falschen Münzen bereitgestellt hatte, unter die gleiche Anklage gestellt. Wie nicht anders zu erwarten, waren es die polnischen Münzen, die mit einer Krone, einem Dreiblatt und einem Adler versehenen Krongroschen des Königs Sigismund III., die gefälscht wurden. Die beiden Verurteilten wurden nach dem geltenden Recht mit voller Strenge bestraft. Als erster wurde der Gold-schmied Joachim aus der Stadt hinausgeführt, man hatte ihm die Augen verbun-den und ihn gezwungen niederzuknien. Dann hatte man ihm zuerst die rechte Hand und anschließend den Kopf abgeschlagen. Zwei Stunden später und ebenfalls außerhalb der Stadt wurde der Münz-meister Hans bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wir wissen, dass er zu eigener Ermunterung die Psalmen Davids gesungen hatte. Auf diese Art hatte der vielleicht beste Teschener Münzmeister vom Leben Abschied genommen und mit ihm der Mensch, der sicherlich die Stempel für seine gelungenen Münzen hergestellt hatte. Die Einzelheiten über das Fälschergewerbe sind uns nicht bekannt. Höchstwahrscheinlich hing es mit den Fälschungsaktivitäten von Nikolaus Komorowski zusammen. Der Besagte, Landeshauptmann von Auschwitz und Neumarkt (Nowy Targ), hatte in seinen Gütern in Saybusch (Żywiec) verschiedene Fälscher in ihrem Treiben unterstützt. Im Jahre 1612 fand in Olmütz (Olomouc) ein Gerichts-verfahren dieser Fälscher statt. Bei einem von den Angeklagten handelte es sich um Martin Goldschmidt (auch Sachs genannt), dem man vorwarf, dass er für „Hanstak”, also für Hans Thacke aus Teschen, und den Goldschmied Joachim die Stempel zum Prägen der Sechsgroschenstücke angefertigt haben sollte. Die Anklage konnte nicht bewiesen werden und nachdem Goldschmidt ein halbes Jahr im Gefängnis verbracht und dann tausend Gulden Kaution bezahlt hatte, wurde er freigelassen. Er wurde später ein ehrenwerter und angesehener Bürger und Besitzer eines Hauses in Teschen. Bei dem obenerwähnten Prozess wurde auch ein anderer Teschener Bürger namens Mates Ber verhört.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass man in Teschen Münzen gefälscht hatte. Im Jahre 1609 brachte der Kronschatzmeister Stanisławski ein Rundschreiben in Umlauf, in dem er vor Fälschern warnte, die die Krakauer Groschen in die Anderhalbgroschen mit dem Stempel des Teschener Herzogs umgeprägen würden. Der auf diese Weise entstandene Anderthalbgroschen hatte einen Wert von nur einem Groschen und nicht von anderthalb, so dass jeder, der ihn angenommen hatte, beträchtlichen Verlust hinnehmen musste. Ein Einzelstück des Teschener Anderhalbgroschens, auf dem man unter dem Brustbild von Adam Wenzel den ursprünglichen Stempel mit der älteren Umschrift „Sig III...DG REX POL M.D.L.”, also die Bezeichnung eines polnischen Groschen, sehen kann, ist in der numismatischen Sammlung in Wien erhalten geblieben. Das Schlesische Museum in Troppau wiederum bewahrt Teschener Falschmünzen aus den Jahren 1611 und 1614 auf. Das Problem besteht darin, dass es schwierig ist, eine absichtliche Fälschung von der Methode zu unterscheiden, schlechte Münzen zu prägen und sie gegen gute einzuwechseln. Solche Vorgehensweise war damals an der Tagesordnung und wurde von den nachfolgenden Münzmeistern, mit Sicherheit nicht ohne Wissen des Herzogs, angewendet. Über die schlechte Qualität der Teschener Münzen hatten sich alle, aber vor allem die Städte beklagt. Unter anderen hatten diesbezüglich im Jahre 1607 die Nürnberger Behörden ein Schreiben an den Herzog gerichtet. Im Jahre 1613 hatte auch der Stadtrat von Olmütz an Adam Wenzel geschrieben, dass man gezwungen gewesen sei, seinen Heller am Rathaus anzubringen und das Verbot zu verkünden, ihn zu benutzen. Dies geschähe nicht, um den Herzog zu beleidigen, sondern weil seine Münze wertlos sei.
Selbstverständlich hatten weder die Beschwerden noch der Fall, dass die Fälschung von Thacke entdeckt und bestraft worden war, den Herzog veranlasst, mit der Münztätigkeit aufzuhören oder ihren Stil zu verändern. Es hatte auch an Freiwilligen nicht gefehlt, die bereit waren, ein solch gefährliches Gewerbe zu betreiben. Bereits im Jahre 1611 wurde Dietrich Rundt zum neuem Teschener Münzmeister. Schon im gleichen Jahr hatte er einen Silbertaler geschlagen, dessen Avers an die Münze aus dem Jahre 1609 erinnerte, nur mit dem Unterschied, dass der Herzog den Stock in der linken Hand hielt. Der Revers zeigte das Wappen des Teschener Herzogtums in einem Schild mit üppigen heraldischen Motiven. Der Durchmesser des Talers war ein wenig kleiner (37 Millimeter) als der seines Vorgängers und er war auch als Klippe erschienen. Im Jahre 1613 hatte Rundt einen dreifachen Dukaten in Gold mit dem Brustbild des Herzogs auf dem Avers und dem schlesischen Adler sowie der Sentenz „PATIAR VT POTIAR” auf dem Revers geschlagen. Rundt hatte auch einen dreifachen Kreuzer geprägt und später dann als Klippe ausgegeben. In den Jahren 1611-1614 hatte Rundt eine ganze Reihe von den dreifachen Kreuzern hergestellt. Sie waren übrigens fast identisch mit denen, die Hans Thacke geschlagen hatte. In den ersten Jahren seiner Tätig-keit (1611-1612) hatte er Dreilinge und sehr kleine Heller geprägt. Auf dem Avers befin-den sich stilisierte, miteinander ver-bundene Buchstaben „AW” und eine Krone, auf dem Revers dann der Teschener Adler.
Nach dem Vorbild seines Vaters hatte Herzog Adam Wenzel die Münzproduktion im Teschener Herzogtum erweitert, in dem er eine neue Münzstätte in Skotschau (Skoczów) eröffnete. In den Jahren 1611-1613 war ein gewisser Christoph Cantor Münzmeister in Skotschau. Er zeich-nete seine Produkte mit den Initialen „CC”. In Skotschau wurden die dreifachen Kreuzer, die Dreier sowie die Heller aus Kupfer exakt nach dem Vorbild der Teschener Münzen geprägt. Zum Beispiel entspricht der Skotschauer dreifache Kreuzer aus dem Jahre 1611 ganz genau dem dreifachen Kreuzer von Teschen aus dem Jahre 1611, nur dass er die Initialen „CC” trägt. Ab dem Jahre 1611 war im Teschener Münzgeschäft Hans Losch, wahrscheinlich als Gehilfe von Dietrich Rundt, tätig. Der in Schibitz (Svibice) bei Teschen geborene Handwerker begann seine Münzmeisterkarriere ungefähr im Jahre 1607. Er war an verschiedenen Orten unter anderem in Haynau (Chojnów) tätig. Wie er sich später erinnerte, hatten die beiden Münzmeister in Teschen und Skotschau ohne einen Probierer (Wardein) gearbeitet. Hans Losch hielt sich in Teschen nur kurz auf. Bereits im Jahre 1614 hatte er bei Valentin Jahns in Neiße eine Beschäftigung gefunden. Christoph Cantor hatte ebenfalls Skotschau verlassen und arbeitete in den Jahren 1617-1629 in Olmütz und später dann in Liegnitz und Troppau. Die letzte aus den Zeiten von Herzog Adam Wenzel bekannte Münze ist ein Dreier mit der Abbildung des Herrscherapfels und eines Kreuzes. Sie wurde im Jahre 1616 geprägt, aber es besteht keine Sicherheit darüber, ob ihr Erschaffer tatsächlich Dietrich Rundt war.
Für Adam Wenzel war aber auch eine Medaille erschaffen worden. Es befindet sich darauf sein Brust-bild und die Rang-bezeichnung und auf dem Revers der Piastenadler und die Sentenz „NVSQVAM.TVTA.FIDES” (Der Glaube ist nie frei von Gefahren). Das Porträt auf dem Avers stellt einen noch jungen Herzog ohne Schnurrbart dar und entspricht den Bildern, die sich auf Münzen befanden, die in den Jahren 1591-1592 geschlagen worden waren. Am häufigsten wird Tobias Wolf (geboren ungefähr im Jahre 1541 - verstorben nach 1606, ab 1580 in Dresden tätig) als Autor der Medaille genannt. Er war ein bekannter schlesischer Medailleur (Stempelschneider), der zahlreiche Medaillen schlesischer Herzöge und polnischer Herren, wie zum Beispiel die Medaille von Jan Zamojski, angefertigt hatte.