8. Teschener Münzwesen in der Zeit von Friedrich Wilhelm (1617-1625)
Die in den letzten Jahren der Herrschaft von Adam Wenzel schon etwas ngeschlagene Münzproduktion wurde nach seinem Tode im Jahre 1617 ganz unterbrochen, da sich sein Sohn und Nachfolger Herzog Friedrich Wilhelm anfangs im Ausland aufhielt. Auf dem Geldmarkt herrschte damals ein großes Durcheinan-der, das durch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges her-vorgerufen worden war. Während des Krieges hatte Kaiser Ferdinand II. schon im Jahre 1620 angeordnet, alle örtlichen schlesischen Münzstätten zu schließen. Während des Schlesischen Landtages hatten die Abgesandten des Teschener Herzogs dagegen Einspruch erhoben, mit der Begründung, ihr Herr sei gerade dabei, sich eine Münzstätte neu einzurichten. Der Krieg und verschiedene spekulative Unternehmungen hatten eine Inflation zur Folge, die dazu führte, dass der Geldmarkt im Deutschen Reich zusammengebrochen war (es war die sogenannte Kipper- und Wipperzeit). Ähnlich war es in Schlesien geschehen. Man hatte Zwölfkreuzer und 24-Kreuzer – alle insgesamt schlechte Kippermünzen - in Umlauf gebracht. Erst eine Münzreform im Dezember 1623 hatte Ordnung auf dem Geldmark geschaffen. Die alte Qualität hatte man wiederhergestellt, indem man die Inflationsmünzen stark deval-viert hatte. Zum Beispiel war der 24-Kreuzer dann nur einen Dreikreuzer wert. Der Zustand glich praktisch einer Bankrotterklärung. Der Kaiser hatte auch bei dieser Gelegenheit die Münzrechte der schlesischen Herzöge beschnitten.
Aus der Zeit nach 1624 stammt indes der Münzschatz, den man im Jahre 1941 in Brenna-Lesnica (Brenna-Leśnica) gefunden hatte. Man fand darin unter anderem Münzen des Teschener Herzogtums aus den Jahren 1621-1622. Es ist nämlich Herzog Friedrich Wilhelm trotz des Krieges gelungen, die Münzstätte erneut in Betrieb zu nehmen. Auf den Münzen, die in den Jahren 1621-1624 geprägt worden waren, finden wir die Initialen „HL”, was „Hans Losch” bedeutet. Losch hatte zahlreiche Münzen mit verschiedenen Nennwerten auf den Markt gebracht. Es waren die Dreier mit dem Gewicht von 0,6 Gramm, dem Herrscherapfel und einem Kreuz (1622-1623), die man dann Gröschel (kleine Groschen) nannte, außerdem die Dreikreuzer (1620-1623) sowie die dreifachen Groschen (Dreigröscher) aus dem Jahre 1624 dabei. Der zuletzt genannten Münze diente eine mit dem gleichen Wert aus der Zeit von Herzog Adam Wenzel als Vorbild. Die beiden unterscheiden sich nur durch das Porträt des Herrschers voneinander. Hans Losch hatte auch neue Arten von Münzen geprägt, die erst zur Zeit der Inflation auf dem Markt erschienen waren, nämlich den Zwölfkreuzer und im Jahre 1621 sogar den 24-Kreuzer. Auf der letztgenannten, verhältnismäßig großen Münze, mit einem Durchmesser von 31 Millimetern befand sich auf dem Avers natürlich das Bild des Herzogs und auf dem Revers ein detailliertes Wappen des Teschener Herzogtums. Die Porträts des Herzogs befanden sich ebenfalls auf dem Zwölfkreuzer. Im allgemein handelte sich bei allen den Münzen um solche mit einem niedrigen Wert, also um sogenannte Kippermünzen. Sie wurden nach dem polnischen Vorbild geschlagen. Das Porträt des Herzogs Friedrich Wilhelm fehlt auch nicht auf dem ehrgeizigsten Unterfangen aus dem Bereich der Münzprägung aus dieser Zeit. Hans Losch prägte nämlich im Jahre 1623 einen Taler, der den Taler von Rundt aus dem Jahre 1611 zum Vorbild hatte. Der Herzog wurde darauf in einem Wams mit offenem Kragen dargestellt. Die Aufschrift auf dem Münzrand lautet: „IN DEO MEO TRANSGREDIAR MVRVM”.
Herzog Friedrich Wilhelm hatte auch die Münzproduktion in Skotschau wieder aufnehmen lassen. Die Münzrechte hatte von ihm ein gewisser Daniel Raschke gepachtet. Es sind die in den Jahren 1621-1622 von ihm geprägten Dreikreuzer, Zwölfkreuzer und ein 24-Kreuzer mit einem charakteristischen Zeichen „S” innerhalb des Buchstaben „C” bekannt.
Die letzten von Friedrich Wilhelm in Teschen geprägten Münzen tragen die Jahresangabe 1624. Ein Jahr später starb der Herzog in Köln. Er war unterwegs in die Niederlande, wo er beabsichtigte, mit den Protestanten zu kämpfen. Ein Jahr nach seinem Tode hatten die dänischen Trup-pen, die Teschen besetzt hatten, die Ausstattung der Teschener Münz-stätte samt dem Geschirr geraubt und nach Grätz (Hradec) bei Troppau gebracht. Diese Kriegsbeute hatte einen Wert von fast dreißigtausend Gulden. Bis zum Jahre 1627 hatte man in Grätz mittels der Werkzeuge aus Teschen große Mengen Falschmünzen geprägt. Die Münzen waren aus Kupfer mit einem Zusatz von Silber. Das Metall wurde aus den Kupferkesseln der Brauereien gewonnen. Das Geld wurde überall, wo es nur ging, verteilt. Unter anderen wurde es nach Krakau und sogar auch nach Teschen selbst gebracht. Daniel Raschke wurde Münzmeister in Grätz, nachdem seine Pacht in Skotschau abgelaufen war und nachdem er in der Zwischenzeit noch in Ratibor tätig war.
Der Raub der Ausstattung und eine lange Zeit der Ungewissheit über die Regierungsnachfolge im Teschener Herzogtum hatten im Ergebnis wieder eine längere Unterbrechung in der Tätigkeit der Teschener Münzstätte verursacht. Die Kon-sequenzen der Tätigkeit von Münzmeistern, oder eher der Geldpolitik der Teschener Herzöge hatten die einfachen Menschen lange noch zu tragen gehabt. Im Jahre 1635 hatte Kaiser Ferdinand II. eine Instruktion erlassen, in dem er alle Münzen zusammengestellt hatte, die noch im Umlauf waren. Es findet sich dort unter anderem der Teschener Groschen des Herzogs Adam Wenzel aus dem Jahre 1609, der zum Zeitpunkt des Erlasses nur noch zehn Heller wert war.