Alte Maria-Magdalena-Pfarrkirche
Die ursprüngliche, schon lange nicht mehr existierende, Pfarrkirche befand sich bis zu einem Brand der Stadt im Jahre 1789 an der Stelle des heutigen Theaters. Wann sie jedoch entstanden war, weiß man nicht genau. Die Legenden sprechen davon, daß die Kirche im Jahre 984von Magdeburgs Bischof Adalbert geweiht oder von dem schlesischen Burggrafen Peter Włast im Jahre 1140 gestiftet worden sei. Das Entstehen der Pfarrkirche hing mit Teschens Entwicklung zu einer Stadt zusammen. Das Zentrum dieser alten Stadt lag im Mittelalter in der Gegend des heutigen Theaterplatzes. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß in einer noch früheren Zeit die wichtigsten städtischen Einrichtungen näher am Schloß lagen. Es ist auch eine Hypothese aufgestellt worden, daß die erste Pfarrkirche an einer ganz anderen Stelle gestanden habe. In den Quellen wird die Pfarrkirche zwar erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1265) erwähnt, es ist aber sicher, daß es sie schon früher gab. Zu dem Zeitpunkt, als sie namentlich erwähnt wurde, trug sie bereits den Weihnamen Maria-Magdalena-Kirche. Als Reliquie hatte man auch in der Kirche ein Fingerstück der Schutzheiligen aufbewahrt. Im Jahre 1332 wur-den der Teschener Pfarrer Paul, der Vikar Siegfried und der Lehrer Arnold in den Dokumenten genannt. Die Pfarrkirche war aus Holz gebaut, und sie hatte einige Kapellen, unter anderem eine, die den Allerheiligen geweiht war. Die Geistlichkeit wurde aus den Stiftungen sowohl der Teschener Herrscher als auch der Stadtbürger unterhalten. Diese Stiftungen wurden meistens anläßlich der Aufstellung eines neuen Altars zur Verfügung gestellt. Es sind mindestens neun Altäre aus der Pfarrkirche bekannt; sie dürfte also verhältnismäßig groß gewesen sein. Bei der Kirche waren auch religiöse Bruderschaften tätig, zum Beispiel die Bruderschaft des Fronleichnams.
In den Zeiten der Herrschaft von Kasimir II.und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt begann die Stadtverwaltung im Jahre 1496 mit dem Bau einer neuen gemauerten Kirche. Der Baumeister war der aus Olmütz (Olomouc) stammende Peter Bruck. Der Bau wurde dann spätestens im Jahre 1519 fertiggestellt, zu dem Zeitpunkt nämlich, als man das Gotteshaus mit einer Orgel und einer Glocke, vom Herzog gestiftet, ausgestattet hatte. Die Kirche war vierunddreißig Meter lang und bestand aus einem Kirchenschiff, dem eine Seitengruft vorausging, und einem Chorraum mit einem Joch und vier gotischen Spitzbogenfenstern. Der Chorraum war von außen mit einer Brustwehr abgesichert. Das Kirchenschiff mit drei Jochen war vierundzwanzigkommavier Meter breit, neunzehn Meter lang und in seinem Mittelteil fast fünfzehn Meter hoch. Es fanden in ihm beinahe eintausenddreihundert Gläubige Platz. Es führten zwei Eingänge in das Schiff: Der Haupteingang mit einem gotischen Portal in der Kirchenachse sowie ein Seiteneingang an der Südseite. Außerdem gab es einen Kirchenturm. Um die Kirche wurde ein Friedhof angelegt, und in der Nähe erhob sich ein freistehender Glockenturm aus Holz. Das Aussehen der Kirche ist uns aus vielen Ansichtsbildern von Teschen aus dem 17. und 18. Jahrhundert bekannt.
Die ursprüngliche Ausstattung der neuen gemauerten Kirche war spätgotisch. Man hatte dorthin einige Altare aus der alten Kirche verlegt. Fromme Bürger hatten weitere Altare gestiftet, zum Beispiel einen, der heiligen Katharina und einen zweiten, der dem Heiligen Kreuz geweiht war. Nach der Einführung des Protestantismus als des herrschenden Bekenntnisses im Teschener Herzogtum hatten die Protestanten die Kirche übernommen. Die Teschener Pastoren wurden dann von dem Stadtrat unterhalten. Nach dem Brand von 1552 wurde der Glockenturm wiederauf-gebaut. Er bekam neue Glocken, die von den Stadtbürgern und dem Herzog gestiftet wurden. Nach dem Jahre 1609 hatte Herzog Adam Wenzel den Protestanten die Kirche wieder weggenommen und übertrug Mathias Rudzki das Amt des Pfarrherrn. Die Protestanten hatten einige Male versucht, die Kirche wiederzuerlangen. Dies war ihnen in den Jahren 1619, 1622 und 1626 gelungen, aber nur für eine kurze Zeit.
Endgültig ging dann die Kirche in die Hände der Katholiken in der Zeit von Elisabeth Lukretia über. Allmählich wurde auch die Ausstattung dem Geist der Konterreformation angepaßt. Diese Tendenz verkörperte zum Beispiel der im Jahre 1666 neu aufgestellte Hauptaltar. Sein Autor war der aus Lausitz stammende Bildhauer Ferdinand Zacharias Schwabenheim. Der Altar war eine Komposition auf mehreren Ebenen mit einer reichen Schnitzerei im Barockstil. Es war einer der größten Altare in Oberschlesien. Es war auf ihm unter anderem ein Bild der Unbefleckt Empfangenen Maria (Immaculata) als eines mit Sonne bekleideten Apokalypse-Weibes dargestellt. Weitere Stiftungen hatten zur Folge, daß die bis dahin gotische Kirche später vollständig im Barockstil ausgestattet wurde. Die Wände und die Kirchenpfeiler hatte man mit Inschriften, Bildern und mehr als einem Dutzend kleinerer und größerer Zunftfahnen geschmückt. Auf dem Kirchenchor befanden sich einige Musikinstrumente, und der Kirchenturm bekam eine Uhr. Anfang des 18. Jahrhunderts hatte der damalige Pfarrherr und Teschener Dekan Heinrich Samuel Wolf aus Brzeźno bei der Kirche eine neue Kapelle und ein Pfarrhaus bauen lassen. Seine Nachfolger jedoch hatten sich nur auf Renovierungsarbeiten beschränkt. Zum Beispiel nach dem Brand im Jahre 1720 wurde der Turm instand gesetzt, und es wurden neue Glocken bestellt. Die Kirche selbst blieb in einem unveränderten Zustand bis zum 6. Mai 1789, als sie zusammen mit der ganzen Stadt den Flammen zum Opfer fiel. Die staatlichen Behörden hatten damals beschlossen, die Kirche nicht wiederaufzubauen, sondern den Sitz der Pfarrei mit dem Weihnamen der Kirche in die ehemalige Dominikanerkirche zu verlegen. Von der alten Pfarrkirche ist nicht viel übriggeblieben. Das Teschener Museum besitzt das Tabernakel aus Holz, andere Teile des Altars gelangten in die Kirche in Zamarsk (Zamarski) und das Taufbecken nach Petrowitz (Piotrowice) bei Seibersdorf (Zebrzydowice). In die neue Pfarrkirche hatte man die historischen Kelche (der älteste und wertvollste stammte aus dem Jahre 1494), Bilder, Porträts der Pfarrherren und die Standesbücher gebracht. Manche Grabtafeln aus dem Kirchhof hatte man auf den Friedhof bei der Dreifaltigkeitskirche verlegt.
Gegenüber dem Adam-Mickiewicz-Theater sehen wir den Sitz der Teschener Bibliothek für Geschichtliche Landeskunde (Książnica Cieszyńska), der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliothek in Teschener Schlesien. Der Teil des Bibliothekgebäudes, den man am besten sehen kann, ist ein ehemaliges, im Jahre 1719 errichtetes, Stadthaus des Freiherrn Bludowski. Dieses Stadthaus steht teilweise an der Stelle, wo früher ein Haus eines Bürgers namens Wenzel Pilutek stand. Dort befand sich zur Zeit Herzogin Elisabeth Lukretias die Teschener Münzstätte. Einen Münzmeister mit dem Namen Fritto treffen wir in Teschen bereits im Jahre 1290 in dem Umkreis des Herzogs Mieszko I. an. Wir wissen nicht, ob es ihm damals schon gelungen war, Münzen zu prägen. Die ersten uns bekannten Münzen stammen aus der Zeit des Herzogs Primislav I. Noszak. Im 15. Jahrhundert hatte die Stadtverwaltung das Recht erworben, Münzen zu prägen und tat es auch einige Zeit. Vom Ende des 15. Jahrhunderts an jedoch hatten wieder die Teschener Herzöge dieses Recht an sich gebracht, und sie hatten für dieses Gewerbe begabte Münzmeister eingestellt. Das Fälschen der Münzen wurde damals mit dem Tode bestraft. Die Münzmeister waren ihrer Tätigkeit in den Kellern ihrer Bauplan für den Wiederaufbau der ausgebrannten Pfarrkirche, der nicht ausgeführt wurde, von K. Jacobi d´Eckholm, 1789 eigenen Häuser nachgegangen, und erst nach dem Jahre 1643 hatte die Münzstätte ihren eigenen festen Sitz. In den Sammlungen der Teschener Bibliothek für Geschichtliche Landeskunde befinden sich viele alte Dokumente und Schriftstücke aus der Piastenzeit sowie mit den Piasten zusammenhängende Manuskripte und alte Drucke. Zu den wertvollsten zählt ein Gebetbuch in Miniatur mit den Maßen vier mal fünf Zentimeter, das im 15. Jahrhundert auf Pergament im Deutschen Reich hergestellt wurde. Das Gebetbuch hat hundertvierzig Seiten, wovon fünf wertvolle Miniaturbilder mit Szenen aus dem Christusleben enthalten. Der Überlieferung nach gehörte dieses Gebetbuch der letzten Teschener Herzogin Elisabeth Lukretia. Von den zahlreichen Drucken aus der Piastenzeit ist der älteste erwähnenswert, nämlich die Chronik des Teschener Herzogtums. Sie wurde im Jahre 1588 in Freyberg in Meißen in deutscher Sprache herausgegeben. Ihr Autor Eleazar Tilisch (1560-1612) war sechs Jahre lang Hofmarschall und später Sekretär des Herzogs Adam Wenzel. Seinem Werk lagen Dokumente aus dem Archiv des Herzogs zugrunde. Auch andere alte Teschener Drucke stammen von Personen aus dem Umkreis des Herzogshofes. Sehr viele alte Dokumente und Schriftstücke sind auch in den Sammlungen des Staatsarchivs in Teschen erhalten geblieben. Dieses Archiv hat seinen Sitz in dem gleichen Gebäude wie die Bibliothek für Geschichtliche Landeskunde. Wenn wir am Adam-Mickiewicz-Theater durch die schmale und kurze Alexander-Fredro-Straße (ul. Fredry) vorbeigegangen sind, kommen wir am Alten Markt (Stary Targ) an. Es ist der älteste Marktplatz in Teschen. Ein wahres Schmuckstück dieses Platzes war mehr als hundertfünfzig Jahre lang eine Statue der Mutter Gottes mit Kind. Sie wurde im Jahre 1844 auf einen hohen Sockel gestellt. Die Teschener Marktfrauen, die um die Figur Obst und Blumen verkauften, hatten sie alle paar Jahre mit Ölfarbe weiß und blau gestrichen, damit sie hübsch aussehe. Die Historiker und die Kunsthistoriker waren daher der Meinung, daß es sich bei der Madonna um eine wertlose Figur aus Gips handelt und schenkten ihr nicht die geringste Aufmerksamkeit. Erst im Jahre 2000 wurde sie in die Hände der Konservatoren gegeben. Nachdem sie dreiunddreißig Schichten der Ölfarbe abgetragen hatten, entdeckten sie darunter eine Originalskulptur aus Stein. Die Skulptur, aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, stammte aus der Werkstatt von Peter Parler, dem berühmtesten Bildhauer seiner Zeit. Darüber hinaus war die Figur in einem ausgezeichneten Zustand, weil die dicke Farbschicht sie vor den zerstörenden Witterungseinflüssen geschützt hatte. Jetzt ist die mittlerweile in ganz Europa bekannte Statue im Museum des Teschener Schlesiens ausgestellt. Auf den Sockel am Alten Markt stellte man eine Kopie der wertvollen Figur. Unser Ziel ist natürlich das Museum, aber auf dem Wege dorthin, der durch die Tiefe Gasse (ul. Głęboka) führt, kommen wir zuerst zum Heiligkreuzplatz (plac św. Krzyża). Dort befindet sich der Haupteingang in die Maria-Magdalena-Pfarrkirche.
Text: Janusz Spyra
Textredaktion und Wahl der Abbildungen: Renata Karpińska
Übersetzung aus dem Polnischen: Magdalena Engelmann