Archäologische Forschung
Zufällige Entdeckungen paläontologischer und archäologischer Denkmäler im Stadtgebiet von Cieszyn und in seiner unmittelbarer Umgebung hatten schon immer das Interesse der örtlichen Liebhaber von Altertümern auf sich gezogen. Die ältesten uns bekannten Funde und die Versuche sie zu beschreiben stammen aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Ihr Auffinden geht auf die Leistungen Pater Leopold Jan Szerszniks zurück. Er war ein Universalgelehrter und -forscher und der Gründer des ersten Teschener Museums. Pater Szersznik hatte nicht nur die im Erdboden gefundenen Gegenstände, die aus der Vergangenheit stammten, gesammelt und beschrieben, sondern auch die in der Stadt durchgeführten Erdaushebungen selbst durchforscht. Wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, fand er dabei Reste von vorzeitlichen und mittelalterlichen Gefäßen sowie Knochen und Zähne von Mammuts. Die ersten planmäßigen archäologischen Untersuchungen wurden in Cieszyn im Jahre 1934 durchgeführt. Ihr Ziel war, die unterirdischen Gewölbe der ehemaligen Dominikanerkirche (der heutigen Maria-Magdalena-Pfarrkirche) kennenzulernen. Während dieser Arbeiten hatte man unter dem Steinboden der Kirche einige Grüfte entdeckt, in denen sich die Überreste einiger bedeutenden Stadteinwohner befanden. Zu den interessantesten Entdeckungen zählte die große, unter dem Chorraum (Presbyterium) gefundene Grabstätte mit Gebeinen der schwedischen Aristokratin Sigrid Brahe, die zu Lebzeiten mit der königlichen Familie Wasa verwandt war. Ende der sechziger Jahre entstand bei dem Teschener Heimatverein eine Archäologische Arbeitsgruppe, die sich mit großem Eifer der Erkundung der unterirdischen Gewölbe von Cieszyn widmete. Diese Arbeitsgruppe hatte nicht nur verschiedene, bis dahin unbekannte, unterirdische Objekte entdeckt, sondern auch einige historische Denkmäler aus der Zeit des Mittelalters zutage gefördert. Zu den interessantesten Ergebnissen ihrer Arbeit gehörte die Entdeckung der ehemaligen Abwasserkanäle mit einer Fülle von Gebrauchsgütern aus dem Mittelalter in der Gegend der Szersznikstraße (ul.. Szersznika). In den achtziger Jahren folgten weitere archäologische Untersuchungen, die nachgewiesen hatten, daß es noch andere Objekte dieser Art in der Stadt gab. Die Forscher beschäftigten sich damals mit der Untersuchung der städtischen Raumentwicklung im Mittelalter. Man wollte zum Beispiel den Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauern ermitteln. Bei den Ausgrabungen im Jahre 1980, mit denen an mehreren Stellen begonnen wurde, hatte man dann die unteren Abschnitte der Wehrmauern freigelegt. Sie waren zwei Meter breit und in einem guten Zustand erhalten geblieben. Die Mauern, von denen die Stadt umgeben war, hatten drei Haupttore. Eines von ihnen - das sogenannte Freistädter Tor - begrenzte an der Nordseite die heutige Schloßstraße (ul. Zamkowa). Auf seine Reste aus Stein war man im Jahre 1998 während der Erdarbeiten beim Bau einer Fernwärmeleitung gestoßen. Eine interessante Entdeckung hatte man auch in letzter Zeit an der Nordseite des heutigen Marktplatzes gemacht. Während der Ausschachtungsarbeiten für eine Wasserleitung fand man ein rundes, aus Stein gemauertes Objekt mit einem Durchmesser von fünf Metern. Dank den ebenfalls gefundenen Gegenständen aus Ton und den Überbleibseln von Schuhen läßt sich das Alter dieses Objektes auf das 15. Jahrhundert datieren. Welche Funktion es hatte, und wie man seine Existenz mit dem Marktplatz in Verbindung bringen kann, muß erst noch geklärt werden. Bei den gleichen Erdarbeiten fand man außerdem eine Schicht des Steinpflasters. Daraus läßt sich das Niveau des einstigen Marktplatzes erkennen. Im Jahre 2000 hatte man in der Gegend der Fredrostraße (ul. Fredry), also dort wo man wahrscheinlich die Wiege der Stadt suchen soll, in einer flach liegenden Erdschicht aus dem Mittelalter eine schöne Frauenfigur aus Knochen gefunden. Dies gibt den Anstoß, noch weitere archäologische Forschungen aufzunehmen, um die älteste Geschichte der Stadt kennenzulernen. Außer den erwähnten größeren Funden gab es auch kleinere Funde, zu denen zum Beispiel die Entdeckung einiger Stadtbrunnen oder der Reste einer ehemaligen Wasserleitung gehören.