Die Maria-Magdalena-Pfarrkirche
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatten die Teschener Herzöge aus der Dynastie der Piasten eine Kirche, die ursprünglich Jungfrau Marias Geburt geweiht war, und ein Dominikanerkloster gestiftet. Von dem Zeitpunkt an als das Teschener Herzogtum 1290 entstanden war, wurde die Kirche zur letzten Ruhestätte der herzoglichen Familie. Als Überbleibsel dieser Begräbnisstätte ist ein gemeißeltes Grabmal des Herzogs Primislav I. Noszak erhalten geblieben, das aus der Werkstatt von Peter Parler stammt. Es blieben ebenfalls Reste der gotischen Architektur in Form der Fenstermaßwerke, der Spitzbogenportale und der mit Bändern umwickelten Dienstsäulen erhalten. Während des großen Brandes, von dem Teschen im Jahre 1789 heimgesucht wurde, waren sowohl die Dominikanerkirche als auch die städtische Maria-Magdalena-Pfarrkirche, die auf dem heutigen Theaterplatz stand, weitgehend zerstört. Die Reste der Pfarrkirche wurden wegen der zu großen Schäden abgerissen. Man hatte jedoch beschlossen, die ehemalige Dominikanerkirche wiederaufzubauen. Die Maria-Magdalena- Weihe wurde auf die neu aufgebaute Kirche übertragen, und die Kirche selbst war von diesem Zeitpunkt an viele Jahre die einzige Pfarrkirche in der Stadt. Das Gotteshaus, das schon immer unter der Fürsorge der Teschener Herzöge stand, wurde auch diesmal von ihnen nicht vergessen. Jetzt aber hatten schon die Erzherzogin Marie Christine und ihr Ehemann Herzog Albert von Sachsen- Teschen die Förderung übernommen. Die Kirche wurde nach einem Entwurf des Direktors vom mährischschlesischen Bauamt in Brünn (Brno) Karl Jacobi d´Ekholm wiederaufgebaut. Man hatte dabei die gotischen Mauern des Hauptschiffes, der Seitenschiffe, der Sakristei und der Seitenkappellen belassen. Da während des Brandes alle Spitzbogengewölbe eingestürzt waren, hatte man sie im Jahre 1793 abgehängt und durch Kreuz- und Segelgewölbe ersetzt. Sie wurden durch Gurtbögen verstärkt. Durch diese Maßnahmen ist der gotische Charakter des Gebäudes vollständig verlorengegangen. Im Jahre 1796 hatte der herzogliche Architekt Albert Josef Drachny über dem Haupteingang einen Glockenturm im Spätbarockstil errichtet. Der Turm hatte drei Stockwerke, war mit Säulen und flachen Wandpfeilern, sowie mit einem Turmdach (einem sogenannten Turmhelm) in Pyramidenform geschmückt. Auch die Innenausstattung der Kirche war im Spätbarockstil gestaltet. Zum Beispiel hatten hohe toskanische Wandpfeiler die Gurtbögen im Hauptschiff abgestützt, vor allem aber hatten der Altar, die Kanzel und das Taufbecken die Merkmale dieses Stils aufgewiesen. Die drei zuletzt hier genannten Ausstattungselemente wurden von dem Herzogspaar gestiftet. Im Jahre 1792 hatte der Bildhauer Franz Schubert aus Troppau (Opava) die eindrucksvolle Kanzel und das zu ihr passende Taufbecken geschaffen. In dem Überbau des Taufbeckens wurde die Szene der Christustaufe im Jordan dargestellt. In dem Hintergrund der Szene hält ein Engel einen drapierten Stoff und im oberen schmückenden Abschluß wacht über allem Gottvater. Die Kanzel und das Taufbecken wurden auf beiden Seiten des ehemaligen Chorraumes aufgestellt, so daß sie optisch eine Umrahmung des Hauptaltars darstellen. Der Autor dieses Altars wiederum war der berühmte Holzbildhauer Andreas Kaspar Schweigel aus Brünn (Brno). Er hatte einen Säulenaltar mit den Darstellungen der heiligen Peter und Paul sowie dem Symbol der göttlichen Vorsehung unter den Engeln in Glorie im Giebel geschaffen. Im Hauptfeld des Altars hängt ein Gemälde von Martin Johann Schmidt aus Krems in Österreich (“Kremser Schmidt” genannt) aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, das die Fußwaschung Christi durch Maria Magdalena darstellt. Auf der Altarplatte steht das spätklassizistische Tabernakel mit Darstellungen der verehrenden Engel. Dort wird auch das Wunderbild der Teschener Madonna aufbewahrt. Neben der Innenausstattung für die Kirche hatten Erzherzogin Marie Christine und ihr Gemahl prunkvolle Meßgewänder sowie wertvolles liturgisches Geschirr der Kirche geschenkt.