Einführung
Das Jahr 1653 war für den weiteren Geschichtsverlauf des Teschener Herzogtums entscheidend. Nachdem die Dynastie der Teschener Piasten 363 Jahre über das Herzogtum geherrscht hatte, starb in diesem Jahr ihre letzte Vertreterin, Herzogin Elisabeth Lukretia. Nach ihrem Tode begann im Teschener Herzogtum eine lange, 265 Jahre dauernde Herrschaftszeit der Dynastie der Habsburger. Die Habsburger hatten die Macht als böhmische Könige übernommen, da das Teschener Herzogtum ein Teil der böhmischen Kronländer (der sogenannten Länder der St.-Wenzel-Krone) war, nachdem die Teschener Herrscher bereits im Jahre 1327 den böhmischen Königen die Lehnshuldigung geleistet hatten. Die Habsburger erlangten die böhmische Krone im Jahre 1526, und von diesem Zeitpunkt an wurde das Band zwischen ihnen und den Teschener Herzögen immer enger. Nach Elisabeth Lukretias Tode war ihr Erbe als erloschenes Lehen in die Hände der böhmischen Könige, zu diesem Zeitpunkt also der Habsburger, übergegangen. Die Habsburger waren Könige von Böhmen und trugen gleichzeitig den Titel der Römischen Kaiser Deutscher Nation. Sie begannen nunmehr über ihr neues Land in einer Doppelrolle zu herrschen - als ihre Lehnsherren und als ihre private Besitzer. Der erste Habsburger auf dem Teschener Herzogsthron wurde Ferdinand IV. (1633-1654), König von Deutschland und Ungarn. Er erhielt das Teschener Herzogtum von seinem Vater Kaiser Ferdinand III. (1608-1657), kurz nach der Thronübernahme starb er jedoch an Pocken, und das Herzogtum fiel wieder an den Kaiser zurück. Weder Ferdinand III. noch seine Nachfolger auf dem Teschener Thron, die Kaiser Leopold I. (1640-1705), Josef I. (1678-1711) und Karl VI. (1685-1740), hatten sich besonders für das neuerworbene Herzogtum interessiert, und sie hatten es nur als eine ihrer vielen Provinzen behandelt, welche Einkünfte brachten, die aber gegebenenfalls getauscht oder verschenkt werden konnten, so wie es mit den dynastischen Interessen gerade übereinstimmte. Dieser Politik entsprechend hatten die Habsburger aus den von den Piasten geerbten Gütern die sogenannte Teschener Kammer geschaffen. Es handelte sich dabei um eine Einrichtung, deren Ziel es war, im Namen des Herzogs zentral und leistungsstark sein Vermögen zu verwalten.
Das beste Beispiel für die oben erwähnte dynastische Politik der Habsburger war die Entscheidung Kaiser Karls VI. im Jahre 1722, das Teschener Herzogtum seinem Verbündeten, dem Herzog Leopold von Lothringen (1679-1729), als Lehen zu übertragen. Dafür hatte er von ihm das kleine italienische Herzogtum Montferrato (das zwischen dem Fluß Po und den Städten Turin und Mailand liegt) zurückbekommen, das er während des Spanischen Erbfolgekrieges verlor. Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), Sohn Leopolds von Lothringen, heiratete im Jahre 1736 die künftige Kaiserin Maria Theresia, die Tochter Kaiser Karls VI, des letzten “echten Habsburgers”. Mit dieser Ehe wurde die Dynastie Habsburg-Lothringen begründet. Die Nachfahren Franz Stephans und Maria Theresias hatten über Teschen und das Teschener Herzogtum bis 1918 geherrscht. Franz Stephan wurde im Jahre 1745 mit dem Namen Franz I. Kaiser und Mitregent seiner Frau. Der Kaiser starb im Jahre 1765 und das Teschener Herzogtum hatte er als sein persönliches Lehen seinem ältesten Sohn, Kaiser Josef II. (1741-1790), vermacht. Josef II. regierte die Monarchie zusammen mit seiner Mutter als Mitregentin bis zu ihrem Tode im Jahre 1780. Er war der erste Habsburger, der sich persönlich für seine Teschener Güter interessierte, die die Teschener Kammer bildeten, und die er auch im Jahre 1766 besucht hatte. Bei diesem Besuch hielt er sich im Hause des Freiherrn Johann Beeß von Chrostin auf, das an der Ecke der Tiefen Gasse und der Schloßstraße (heute ul. Głęboka 64) lag. Von da an wurde dieses Haus “Kaiserhaus” genannt. Im April 1766 heiratete die Erzherzogin Marie Christine (1742- 1798), Schwester Josefs II. und die Lieblingstochter Kaiserin Maria Theresias, den Herzog von Sachsen Albert Kasimir (1738-1822). Albert Kasimir war Sohn Augusts III., Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen. Aus diesem Anlaß kaufte Maria Theresia seinem Sohn Josef das Teschener Herzogtum ab und schenkte es am 31. Mai 1766 als Lehen ihrer Tochter und deren Ehemann. Albert Kasimir nahm daraufhin den Titel Herzog von Sachsen-Teschen an. Herzog Albert Kasimir wurde im Jahre 1738 in Moritzburg bei Dresden geboren. Von seiner Jugend an verbrachte er viel Zeit am Wiener Hof, da seine Mutter Maria Josepha eine geborene von Habsburg war. Dort genoß er die außergewöhnliche Gunst Kaiserin Maria Theresias. Während seines langen Lebens hatte Albert Kasimir viele höfische, militärische und politische Funktionen ausgeübt. Von dem Jahre 1760 an war er Generalleutnant in der österreichischen Armee, in den Jahren 1765-1780 kaiserlicher Statthalter in Ungarn und von 1781 bis 1791 Generalgouverneur der Österreichischen Niederlande. Dort hatte er auch zusammen mit seiner Frau eine bestimmte Sammelleidenschaft entwickelt. Er kaufte nämlich in Italien, Frankreich, England und in anderen Ländern dreißigtausend Zeichnungen und Graphiken, die vierzehntausend der besten Künstler geschaffen hatten. Auf diese Weise ist die größte Graphikensammlung der Welt entstanden. Sie besteht bis heute in Wien und trägt nach seinem Begründer den Namen “Albertina”.
Im Jahre 1794 wurde Herzog Albert Kasimir zum Reichsfeldmarschall ernannt, bald darauf verzichtete er jedoch aus politischen Gründen auf diese Funktion und trat in den Ruhestand. Nach dem Tode seiner Ehefrau Marie Christine wurde er der einzige Lehnsherr des Teschener Herzogtums. Er hatte das Vermögen der Teschener Kammer bedeutend vergrößert, indem er Ende des 18. Jahrhunderts von dem verarmten Teschener Adel viele Dörfer kaufte. Er war auch in seinen Gütern der Wegbereiter der industriellen Entwicklung. In Ustron (Ustroń) zum Beispiel hatte er im Jahre 1772 eine Eisenhütte und eine Schmiede, 1779 in Sachsenberg, einem neuen Viertel von Teschen, eine Textilmanufaktur und im Jahre 1806 eine Eisenhütte in Baschka (Baška) bei Friedek (Frýdek) erbauen lassen. Er hatte sich auch mit der Absicht getragen, das Teschener Schloß umbauen zu lassen, um einen geeigneten Platz für seine Sammlung zu schaffen. Diesen Plan hatte jedoch der frühe Tod seiner Frau Marie Christine zunichte gemacht. Für seine geliebte Ehefrau hatte er eine prächtige Pyramidengruft aus Carrara- Marmor in der Augustinerkirche in Wien errichten lassen. Diese Gruft hatte der bekannte italienische Bildhauer Antonio Canova erschaffen. Nach Marie Christines Tod hatte Albert Kasimir den ständigen Wohnsitz in sein Schloß auf der Augustinerbastei verlegt. Dort hatten dann auch seine Bibliothek und die Kunstsammlung ihren Platz gefunden. In den Zeiten Herzog Albert Kasimirs war im Jahre 1775 in Teschen die Internationale Messe ins Leben gerufen worden. Sie sollte dabei helfen, das neu angeschlossene Galizien in die restlichen Länder der Monarchie zu integrieren. Im gleichen Jahr wurde auch mit dem Bau der sogenannten “Kaiserstraße” begonnen. Sie verband Wien mit Lemberg (Lwow) über Teschen und Bielitz (Bielsko). Es wurde auch eine ständige Postverbindung eingeführt. Im Jahre 1779 fand in Teschen der Friedenskongreß statt, mit dem der Krieg um die bayerische Erbfolge beendet wurde. Ein weiteres Mal stand Teschen im Zentrum des europäischen Interesses, als die Stadt im Jahre 1805 nach der Niederlage der österreichischen Truppen im Krieg gegen Napoleon für einige Wochen zur Hauptstadt der österreichischen Monarchie wurde, da der kaiserliche Hof Wien verlassen und in Teschen Zuflucht gesucht hatte. Erwähnenswert ist auch, daß Herzog Albert Kasimir im Jahre 1805 in Wien das erste moderne Wasserwerk bauen ließ. Unter dem Namen “Albertinische Wasserleitung” ist es bis heute in Betrieb. Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen starb im Jahre 1822 und hinterließ das Teschener Herzogtum seinem Adoptivsohn Erzherzog Karl Ludwig von Habsburg (1771-1847). Eine der ersten Taten des Erzherzogs war, aus den Teschener Gütern (außer Friedek) ein unteilbares und unveräußerliches Stammgut, also ein sogenanntes Fideikommiß, zu bilden, das nur an seine männlichen Nachkommen vererbt werden durfte.
Karl Ludwig, der österreichische Erzherzog und Teschener Herzog, war der dritte Sohn des Herzogs von Toskana (der 1790 Kaiser wurde und unter dem Namen Leopold II. regierte) und Marie Luise von Spanien. Er wurde im Jahre 1771 in Florenz geboren und verbrachte seine Jugend in Toskana. Als er zwanzig Jahre alt war, hatten ihn seine Tante Marie Christine und ihr Ehemann Albert Kasimir adoptiert und auf diese Weise war Karl Ludwig später zum Herr des Teschener Herzogtums geworden. Er zog zunächst zu seinen Adoptiveltern nach Brüssel um, wo er sich in der Kriegstaktik und -strategie ausbilden ließ. Karl Ludwig widmete sich der militärischen Karriere und wurde schon 1793 zum Generalmajor und Statthalter der Niederlande ernannt. Im Jahre 1796 erlangte er den Grad des Reichsfeldmarschalls und wurde Oberbefehlshaber des österreichischen Heeres in Süddeutschland, wo er nach einigen Schlachten die Franzosen zurück hinter den Rhein zwang. Im kommenden Jahr wurde er nach Norditalien versetzt, aber dann durch Kriegsgeschehnisse genötigt, zusammen mit seiner Armee den Rückzug in die Steiermark anzutreten. Im Jahre 1799 hatte er als Oberbefehlshaber der Armee erneut die Franzosen hinter die Rheinlinie zurückgedrängt. Die Konflikte innerhalb des österreichischen Generalstabs und auch mit der russischen Generalität führten dazu, daß Erzherzog Karl Ludwig im Jahre 1800 den militärischen Dienst quittierte. Er blieb jedoch dem Kriegsgeschehen nicht lange fern. Die Niederlagen der österreichischen Armee zwangen den Kaiser, Karl Ludwig das Kriegs- und Kriegsmarineministerium zu übertragen und ihn zum Feldmarschall zu ernennen. Daraufhin begann Karl Ludwig mit der Reform des österreichischen Heeres, die er in den Jahren 1801-1805 durchführte. Er kämpfte weiterhin im Rahmen der antifranzösischen Koalition gegen Napoleon. Im Jahre 1805 hielt er das Vordringen der Franzosen in Italien zurück. Sein größter Erfolg war jedoch, am 21. und am 22. Mai in der Schlacht von Aspern bei Wien Napoleon selbst zu besiegen. Von diesem Zeitpunkt an nannte man ihn “der Sieger von Aspern”. (Dieser Sieg wurde im Jahre 1860 durch ein Reiterdenkmal am Heldenplatz der Wiener Hofburg verewigt.) Bereits am 6. Juli 1809 jedoch in der Schlacht von Wagram erlitt er eine Niederlage und wurde auch verwundet. Er zog sich nach Znaim zurück und hatte nach einer unentschiedenen Schlacht ohne Einverständnis des Kaisers einen Waffenstillstand mit Napoleon unterzeichnet. Daraufhin hatte ihn der Kaiser von allen militärischen Posten abberufen. Der verbitterte Erzherzog fuhr nach Teschen, wo er den ganzen Herbst verbrachte. Für eine kurze Zeit wurde Karl Ludwig im Jahre 1815 noch einmal Kommandeur einer Festung in Mainz. Im gleichen Jahr heiratete er Prinzessin Henriette Alexandra von Nassau-Weilburg. Ihr verdankt Österreich und Teschener Schlesien die aus ihrer Heimat Nassau übernommene Sitte, einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Nachdem Karl Ludwig im Jahr 1822 von seinem Adoptivvater das Teschener Herzogtum geerbt hatte, wurde er zu einem der reichsten Habsburger. Er hatte auch sein Vermögen laufend vergrößert. Unter anderem erwarb er im Jahre 1838 die Herrschaft Saybusch mit der Eisenhütte in Węgierska Górka und er hatte auch seine Industriebetriebe entwickelt und modernisiert. Im Jahre 1836 ließ er die Eisenhütte in Trzynietz (Třinec) bauen. Darin hatte er 1842 eine Eisengießerei und 1845 in der Ustroner Hütte ein Walzwerk einrichten lassen. Im Jahre 1838 entstand auch eine neue erzherzogliche Brauerei. Erzherzog Karl Ludwig hatte als der einzige Habsburger längere Zeit in Teschen gewohnt. Er hatte die von Herzog Albert Kasimir nicht verwirklichte Idee aufgenommen, das Teschener Schloß wiederaufzubauen und hatte in den Jahren 1838-1840 das klassizistische Jagdschloß mit einer Orangerie nach Entwürfen des Architekten Josef Kornhäusel errichten lassen. Karl Ludwig starb im Jahre 1847 in Wien und hinterließ das Teschener Herzogtum seinem ältesten Sohn Erzherzog Albrecht Friedrich Rudolf von Habsburg (1817-1895). Albrecht Friedrich wurde 1817 in Wien geboren und hatte in der Kindheit und in der Jugend eine militärische Ausbildung erhalten. Er erklomm schnell die Stufen einer militärischen Karriere. Im Jahre 1840 wurde er als Generalmajor zum Brigadekommandeur in Graz, im Jahre 1844 zum Oberbefehlshaber in Mähren und im Jahre 1845 zum kommandierenden General von Oberund Niederösterreich und von Salzburg. In den Jahren 1851-1860 war Albrecht Generalgouverneur in Ungarn, und 1863 wurde er Feldmarschall. Er wurde durch den Feldzug in Italien berühmt, wo er am 24. Juni 1866 die Schlacht bei Custozza gegen die italienischen Truppen gewonnen hatte. Dort erhielt Albrecht den Beinamen “Sieger von Custozza”. Sein Sieg wurde durch ein Reiterdenkmal verewigt, das im Jahre 1899 auf der Augustinerbastei in Wien errichtet wurde. Im österreichisch-preußischen Krieg befehligte er die österreichische Nordarmee. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er im Jahre 1869 zum Generalinspekteur der Armee ernannt. Während seiner Feldzüge benutzte Erzherzog Albrecht ein spezielles Zelt, den man “Custozzazelt” nannte, und den später von ihm Kaiser Franz Josef I. zusammen mit einer reichen Ausstattung und dem Personal geerbt hatte. Franz Josef I. schätzte seinen Vetter sehr, da er in ihm den Bewacher der konservativen Werte der Familie sah, und machte ihn dann zu seinem Paladin, das heißt zu seinem treuen Gefolgsmann. Erzherzog Albrecht hatte das Teschener Herzogtum am Vortag der wichtigsten sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen in der Geschichte Teschener Schlesiens geerbt. Diese Ereignisse begannen im Jahre 1848 mit dem “Völkerfrühling” und entfachten das polnische nationale Leben in Teschener Schlesien. Die Einführung der neoabsolutistischen Herrschaft als Reaktion der österreichischen Machthaber auf die nationalen Bewegungen bremste für viele Jahre die sozialen und nationalen Unternehmungen, darunter auch das polnische nationale Leben. Erst Ende 1859, nach dem Zusammenbruch solcher Politik und nach der Einführung der konstitutionellen Monarchie, begannen sich, zahlreiche polnische Organisationen zu bilden, die einen sozial-kulturellen, religiösen, wirtschaftlichen sowie einen die Bildung betreffenden Charakter hatten. Durch ihre Taten hatten diese Organisationen dazu beigetragen, daß im Jahre 1918 Polens staatliche Unabhängigkeit wiedererlangt werden konnte.
Als Teschener Herzog war Albrecht ein vorsorgender Hausherr und ein energischer Unternehmer. Er hatte maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung seines Landes beigetragen, und er vergrößerte sein Vermögen, indem er im Jahre 1862 das Bergwerk “Gabriela” in Karwin (Karvina) und die Eisenhütte “Karl” in Kuntschitz bei Ostrau (Kunčice bei Ostrava) erwarb. In zahlreichen Sägemühlen wurde das Holz aus dem Beskidengebirge (Beskidy) verarbeitet, außerdem gab es im Lande Flachsspinnereien und Webereien, Mühlen, Spiritusraffinerien, Ölpressen sowie Molkereien, die auch die in der ganzen Monarchie bekannte, auch in den Nahen Osten ausgeführte, Teebutter - “Teschner erzherzogliche Butter” - hergestellt hatten. Die Teschener Brauerei gehörte zu den größten in Österreich, was den Erzherzog dann veranlaßt hatte, eine weitere in Saybusch einrichten zu lassen. Die Krönung seiner wirtschaftlichen Erfolge war die Gründung eines modernen Zuckerwerkes in Chybi (Chybie). Als Besitzer eines solchen bedeutenden Vermögens engagierte sich der Herzog auch in der Wohltätigkeit. Er unterstützte unter anderem den Bau der katholischen Kirche in Trzynietz, des evangelischen Schlesischen Krankenhauses in Teschen sowie der Herz-Jesu-Kirche in den Teschener Albrechtsalleen. Erzherzog Albrecht heiratete im Jahre 1844 Prinzessin Hildegard von Bayern (1825-1864), hatte mit ihr jedoch keine männlichen Nachkommen. Aus diesem Grund hatte er Erzherzog Friedrich Maria Albrecht von Habsburg (1856-1936), dem Sohn seines Bruders Karl Ferdinand, das Teschener Herzogtum vererbt.
Ähnlich wie sein Onkel väterlicherseits wurde Friedrich darauf vorbereitet, später militärische Funktionen auszuüben. Als Erbe des großen Teschener Vermögens wurde er aber nicht nur militärisch, sondern auch zusätzlich im Bereich des Bergbaus, der Hüttenkunde und der Landwirtschaft ausgebildet. Seinen militärischen Dienst begann er im Jahre 1874, stieg schnell die Stufen der militärischen Laufbahn hinauf und wurde zum befehlenden General der 5. Armee in Preßburg (Bratislava). Friedrich heiratete im Jahre 1874 die Prinzessin Isabella von Croy-Dülmen, mit der er acht Töchter und einen Sohn hatte. Im Jahre 1895 wurde er nach dem Tode seines Onkels väterlicherseits Albrecht zum Besitzer der Teschener Kammer. Er hatte ein hohes Gewicht der wirtschaftlichen Entwicklung seines Besitztums beigemessen und es auch oft besucht. Friedrich residierte meistens in seinen Schlössern in Teschen oder Friedek, genauso häufig hielt er sich aber auch in seinem Jagdschlößchen in Weichsel (Wisła) auf, wo er Jagden auf Auerhähne veranstaltete. Im Jahre 1905 hatte Friedrich aus einem Großteil seiner Besitztümer die Österreichische Berg- und Hüttengesellschaft mit einem Stammkapital von fünfundzwanzig Millionen Kronen gegründet, zu deren Hauptgesellschafter er selbst wurde. Die Entstehung dieser Gesellschaft hatte die wirtschaftliche Leistung seiner Besitztümer deutlich erhöht, und die riesigen Einkünfte machten Erzherzog Friedrich zu einem der reichsten Menschen in der österreichischungarischen Monarchie. In dem gleichen 1905 Jahr wurde er auch zum Generalinspekteur der Armee ernannt und zog von Preßburg in sein Wiener Schloß um. In diesem Schloß befand sich die “Albertina”-Sammlung, die Friedrich noch um weitere Werke, unter anderem solche von Dürer, Raffael oder Rembrandt, vergrößert hatte. Im Jahre 1907 hatte ihm Kaiser Franz Josef I. die Aufgaben eines Oberbefehlshabers der Territorialverteidigung übertragen. Im Sommer 1914 jedoch, nach einem Konflikt mit dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, war Friedrich von allen seinen militärischen Posten zurückgetreten. Der Tod Franz Ferdinands in Sarajevo und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatten Friedrich plötzlich an die Spitze der Macht gebracht. Er erhielt den militärischen Dienstgrad eines Feldmarschalls, und es wurde ihm der Oberbefehl über die österreichischungarische Armee anvertraut. Auf diese Weise wurde Teschen in den Jahren 1914- 1916 Sitz des Armeeoberkommandos (AOK). Nach dem Tode Franz Josefs I. im Jahre 1916 wurde jedoch der junge Kaiser Karl I. zum Oberbefehlshaber der Armee und Erzherzog Friedrich zu seinem Stellvertreter, dies aber nicht für lange, da man ihn schon 1917 von seinem Posten abberufen hatte. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges verlor Friedrich alle seine Besitztümer in Teschener Schlesien. Die Güter der Teschener Kammer wurden auf Grund des Friedensvertrages von St. Germain von den neu entstandenen Staaten Polen und der Tschechoslowakei übernommen. Erzherzog Friedrich starb im Jahre 1936 auf seinen ungarischen Gütern in Mosonmagyarovar.
Der Name der Habsburger erweckt heute gemischte Gefühle. Auf der einen
Seite sind es gewiß Gefühle der Abneigung oder der Ablehnung, wenn von Österreichs Rolle bei Polens Teilungen oder von seiner Politik der Germanisierung die Rede ist. Anderseits sind es aber auch Gefühle der Sympathie und der Nostalgie, die gerade in den Regionen zu beobachten sind, die sich unter habsburgischer Herrschaft befanden. Außer Galizien gehörte auch Teschener Schlesien dazu. Auch heute noch werden in vielen Teschener Familienarchiven zahlreiche Andenken an die kaiserlich-königlichen Zeiten mit Wehmut aufbewahrt: Medaillen und Auszeichnungen des Urgroßvaters, der beim österreichischen Militär gedient hatte, auf Pergamentrollen geschriebene Offizierspatente (Ernennungsurkunden zum Offizier) oder Urkunden über die Verleihung der Doktorwürde. An die guten alten Zeiten erinnern Briefmarken mit dem zweiköpfigen Adler auf alten Briefen oder auch Goldmünzen, die man früher unter den Weihnachtsteller legte. In Alben mit Familienfotos waren damals die ersten Seiten für die Fotografien Seiner Majestät Kaiser Franz Josefs und seiner hochgeborenen Familie vorgesehen. Bilder der Habsburger befanden sich aber nicht nur in den Alben, sondern hingen auch in den Salons der Stadtbürger. In den bürgerlichen Salons hatte man auch früher mit Vorliebe die Kaiserhymne von Josef Haydn gespielt. Die Porträts des gutmütigen Franz Josef I. findet man jetzt wieder in den Teschener Cafés und Restaurants, und sie erinnern an die guten alten und friedlichen österreichischen Zeiten. Die Erinnerungen verklären oft die Vergangenheit und statten sie mit neuen Farben und Tönen aus. Wie war jedoch die Wirklichkeit, wie waren die tatsächlichen Beziehungen zwischen Teschen und der habsburgischen Dynastie? Beginnen wir also einen Streifzug durch die Geschichte und versuchen die Spuren der Teschener Herzöge aus der Dynastie der Habsburger in Teschen und Tschechisch Teschen zu verfolgen.
König Ferdinand IV. - 1653-1654
Kaiser Ferdinand III. - 1654-1657
Kaiser Leopold I. - 1657-1705
Kaiser Josef I. - 1705-1711
Kaiser Karl VI. - 1711-1722
Herzog Leopold von Lothringen - 1722-1729
Kaiser Franz Stephan von Lothringen - 1729-1765
Kaiser Josef II. - 1765-1766
Erzherzogin Marie Christine und Herzog Albert von Sachsen-Teschen - 1766-1798-1822
Erzherzog Karl Ludwig - 1822-1847
Erzherzog Albrecht - 1847-1895
Erzherzog Friedrich - 1895-1918