Filialkirche zum Heiligen Kreuz
Die Heiligkreuzkirche verdankt ihre Entstehung den Jesuiten. Nachdem der katholiŹsche Adel aus dem Teschener Schlesien bei Kaiser Leopold I. um die Genehmigung zur Ansiedlung des Jesuitenordens ersucht hatte, ordnete dieser die Niederlassung des Ordens in Teschen an. Der Kaiser übereignete den Jesuiten die vier herzoglichen Häuser, in denen sich Herzogin Elisabeth Lukretia in den letzten Jahren ihres Lebens aufgehalŹten hatte. Die Häuser befanden sich in der jetzigen Scherschnikgasse (ul. Szersznika), und zwar in dem Abschnitt zwischen dem Marktplatz (Rynek) und der Breiten Gasse (ul. Szeroka). In einem der Häuser hatte die Herzogin einst eine Kapelle provisorisch eingerichtet. Nachdem die herzogliche Güterverwaltung, die sogenannte Teschener Kammer, im Jahre 1673 den Jesuiten endlich eines der Häuser übergeben hatte, paßten die Ordensbrüder schon im nächsten Jahr diese Kapelle ihrem Bedarf an. Dank den Geschenken des örtlichen Adels hatte man sie auch zügig entsprechend ausgestattet.
Nachdem die Jesuiten schließlich Eigentümer aller ihnen zuerkannten herzoglichen Häuser geworden waren, stabilisierte sich in den Jahren 1703–1705 ihre Position in Teschen entgültig. Ihr vorläufiger Sitz wurde dadurch zum ständigen Wohnsitz. Sie hatten jetzt damit angefangen, die Kapelle auszubauen. Der lokale Adel eilte mit Hilfe. Durch die Hilfsbereitschaft zeichnete sich vor allem der einflußreiche Teschener Landeshauptmann Adam Wacław Paczyński Graf von Tęczyn aus. Er hatte auf eigene Kosten zunächst die Sakristei und die Kanzel erstellen lassen und dann im Jahre 1712 auch ein Schülerwohnheim gestiftet. Das Wohnheim, in dem sechzehn Schuljungen aus nicht begüterten Adelsfamilien wohnten, wurde von den Jesuiten geleitet. Die ausgeŹbaute Kapelle konnte fünfhundert Personen fassen. Es waren auch so viele gekommen, da die Jesuitenpredigten schnell berühmt wurden. Im Jahre 1707 wandelte man die Kapelle in eine Kirche um, und weihte sie dem Heiligen Kreuz. Dieser Weihname wurde von einer kleinen Kirche bei dem sogenannten Bürgerspital auf die neue Jesuitenkirche übertragen. Der Hauptaltar war von Grafen Pocci (verstorben im Jahre 1709), dem Kommandanten der Mannschaft der Jablunkauer Schanzen, gestiftet worden. Ein Gemälde, das von dem alten Altar stammte und die Mutter Gottes im Schnee darstellte, schmückte diesen Altar. Später sind auch neue Altare dazugekommen. Im Laufe der Zeit wurden viele Wohltäter der Kirche in der Kirchengruft bestattet.
Im Jahre 1773 war der Jesuitenorden aufgelöst worden. Die Residenz der Jesuiten in Teschen wurde verkauft und das Gymnasium vom Staat übernommen. Von diesem Zeitpunkt an nahm die Heiligkreuzkirche die Aufgaben einer Schulkirche wahr, und Pater Leopold Johann Scherschnik wurde ihr Betreuer. Er ließ zuerst das Kirchengewölbe und den Kirchenturm errichten, und auf das Kirchendach kam als abschließendes Schmuckwerk eine oktogonale Laterne. Leopold Scherschnik leitete auch den Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand im Jahre 1789. Einige Jahre später, im Jahre 1794 nämlich, wurde nach einem Entwurf von Andreas Kaspar Schweigel ein neuer Altar angefertigt. In ihm waren Reliefe mit Szenen von der Kreuzigung und dem Abendmahl enthalten. (Heute hat der Altar keinen Überbau mehr.) Nach einem Entwurf von Schweigel waren sicherlich auch die zwei Seitenaltare sowie die Kanzel entstanden. Es wurde auch ein Musikchor im Spätbarockstil errichtet. Während des ganzen 19. Jahrhunderts diente die Heiligkreuzkirche vor allem den Schülern des Teschener Gymnasiums. Die meisten Renovierungen fanden im Jahre 1862 statt. Man hatte damals zum Beispiel den Turm umgebaut. Weitere Renovierungen wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommen. Den Anstoß dazu gab der Realschullehrer Kanonikus Dr. Wilhelm Klein (er wurde später nach Wien versetzt). Die Dreiachsenfassade des Gotteshauses wurde durch ionische Pilaster unterteilt und in der Achse ein Steinportal und ein Fenster gesetzt. In zwei Nischen der Seitenfelder stellte man die Figuren der heiligen Ignatius von Loyola und Joseph mit Kind auf. In der Kirche hängen zwei Tafeln, die an die Renovierungen erinnern. Eine von ihnen gedenkt der von Scherschnik geleiteten und eine aus schwarzem Marmor der letzten Renovierung aus dem 19. Jahrhundert.
Neben der Heiligkreuzkirche befindet sich das Gebäude des ehemaligen Jesuitengymnasiums mit einer Inschrift in griechischer Sprache „Psyche iatreion“ (Heilstätte der Seelen). Hier hatten das von Leopold Scherschnik eingerichtete Museum und die Bibliothek ihren Sitz. Jetzt gehen wir in Richtung Marktplatz (Rynek). Auf unserer linken Seite, hinter dem Rathaus, erblicken wir einen Kirchenturm. Wenn wir dann den Marktplatz diagonal überqueren, kommen wir in die Tiefe Gasse (ul. Głęboka). Sofort am Anfang der Straße, an dem kleinen Heiligkreuzplatz (Plac Św. Krzyża) finden wir den Haupteingang in eine Kirche. Auf diesem kleinen Platz steht an einer Wand der Kirchenkapelle ein Kruzifix aus Stein aus dem Jahre 1764 mit einem Relief der Schmerzensreichen Mutter Gottes. Nach diesem Kruzifix wurde der Platz benannt.