Filialkirche zur Dreifaltigkeit
Mit den Anfängen der kleinen Kirche ist eine Sage verbunden, die aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts schriftlich festgehalten wurde. Dieser Sage nach versuchte der Teschener Herzog im Jahre 1241 erfolglos, dem feindlichen Einfall der Tataren bei Liegnitz Widerstand zu leisten. Den damaligen Stadteinwohnern, auch denen von Teschen, blieb nichts anderes übrig, als mit ihrem Hab und Gut in den Bergen Zuflucht zu suchen. Es geschah jedoch ein Wunder, und die Tataren zogen sich zurück. Aus Dankbarkeit für die göttliche Vorsehung hatten die Bürger von Teschen die Dreifaltigkeitskirche errichtet. Die Kirche war zwar später den Flammen zum Opfer gefallen, aber die Überzeugung blieb, daß man sich in Not immer an Gott wenden kann. Als dann im Jahre 1585 in Teschen wieder eine große Seuche ausgebrochen war, hatten die Bürger gelobt, die Kirche wiederaufzubauen, wenn Gott den Todesengel zurückriefe.
Tatsächlich verdankt die Dreifaltigkeitskirche ihre Entstehung einer entsetzlichen Seuche, die zu Pfingsten 1585 begann und bis Mitte Oktober des gleichen Jahres dauerte. Ihre Opfer waren unter anderem die protestantischen Pastoren. Weil es bereits an Platz für die Beerdigung aller Toten fehlte, kaufte Herzogin Katharina Sidonia Gartengrundstücke, die sie der Stadt schenke. In drei großen Gräbern hatte man angeblich dreitausend Opfer der Seuche begraben. Auf dem Friedhof wurde zuerst eine bescheidene Kapelle gebaut und dann 1594 an ihrer Stelle eine gemauerte kleine Kirche errichtet. Auf dem Friedhof, den man „den neuen Friedhof“ nannte, wurden später die Opfer der darauf folgenden Seuchen (zum Beispiel im Jahre 1599) begraben.
Die Lage der Kirche veränderte sich, nachdem Herzog Adam Wenzel zur katholischen Kirche zurückgekehrt war. Es bedeutete nämlich, daß den Protestanten ihre Gotteshäuser in Teschen weggenommen wurden. Da die kleine Kirche am Friedhof von den Protestanten selbst erbaut wurde, hatte der Herzog sie ihnen gelassen und es sogar erlaubt, einen eigenen Pastor zu beschäftigten. Herzogin Elisabeth Lukretia war auch damit einverstanden, daß auf zwei Kirchenglocken, die sie im Jahre 1641 gestiftet hatte, ihr Wappen und ihr Name angebracht wurden. Die erste, größere, Glocke wog zehn und die zweite, kleinere, sechs Zentner. Außer dem Namen der Herzogin hatte man auf der Glocke die Namen von Teschens damaligen Amtsträgern verewigt. Die Glocken wurden in einem Glockenturm oberhalb des Kirchengewölbes aufgehängt. Noch zu Elisabeth Lukretias Lebzeiten hatten die Teschener Protestanten versucht, die Erlaubnis des Kaisers zu erlangen, „unsere am neuen Friedhof in der Vorstadt gelegene, im Jahre 1594 gebaute, kleine Kirche“ zu behalten, aber es gelang ihnen nicht. Bald nach dem Tode der Herzogin im Jahre 1653 mußte der letzte protestantische Pfarrer die Stadt verlassen. Im März 1654 wurde die Kirche von der Religionskommission übernommen.
Seitdem war die Dreifaltigkeitskirche Filialgotteshaus der Pfarrkirche. Lange Zeit jedoch hatte man dort keine Gottesdienste abgehalten. Die Teschener Protestanten versuchten immerzu, die Kirche zurückzubekommen, aber weiterhin ohne Erfolg. Im Jahre 1656 ließ der ehemalige evangelische Bürgermeister Andreas Wildau in der Nähe der Kirche für sich und seine Frau eine Gruft bauen, aus der dann später eine Kapelle wurde. Es gab dort auch eine Gruft der Familie Reiß. Die Teschener Bürger hatten es bevorzugt, gerade auf diesem Friedhof ihre Verstorbenen beerdigen zu lassen. Es handelte sich auch dabei um Verstorbene beider Konfessionen. Anfang des 19. Jahrhunderts befanden sich in der Kirche drei Altare. Der Hauptaltar war mit einem großen Gemälde geschmückt, das das Geheimnis der Dreifaltigkeit darstellte. Die Kirche hatte jedoch keine eigene Ausstattung, so daß man die Gegenstände, die für die Abhaltung eines Gottesdienstes gebraucht wurden, von der Mutterkirche holen lassen mußte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte man die alten Gemälde durch neue ersetzt. Am Hauptaltar wurden zwei Gemälde von Franz Dobiaschowsky aus Wien plaziert, nämlich die „Jordantaufe“ und das Bild „Gottvater in seiner ganzen himmlischen Glorie“. Den Innenraum der Kirche baute man nach den gotischen Vorbildern um, und auch der Musikchor und die Altare wurden diesem Stil angepaßt. An Stelle des Glockenturmes aus Holz errichtete man im Jahre 1864 einen aus Mauerwerk im neugotischen Stil. In der Kirche wurden dann Gottesdienste für die Jugend der Mittelschulen und gelegentlich für die Soldaten der Teschener Garnison abgehalten. Heute ist die Dreifaltigkeitskirche eine Filialkirche der Maria-Magdalena-Pfarrkirche in Teschen. Die Gemälde und die Gedenktafeln mit Inschriften für Verstorbene (Epitaphien) befinden sich gegenwärtig im Teschener Museum.
Außer der Kapelle von Andres Wildau und dem gemauerten Kirchenturm waren die Kirchenumbauten nicht erwähnenswert, da alle sonstigen Veränderungen nur die Innenräume betrafen. Dadurch können wir die Architektur der Kirche, mit Ausnahme des Glockenturmes, in ihrer ursprünglichen, unveränderten Form sehen. Die Dreifaltigkeitskirche hat nur ein Schiff und einen Chorraum (Presbyterium) mit zwei Jochen. Rechts befindet sich die ehemalige wildausche Kapelle, die in einen Seiteneingang sowie einen Glockenturm umgebaut wurde, und links eine kleine Sakristei. Die Außenwände werden von Strebepfeilern abgestützt. Das Gebäude vereinigt in sich Elemente des gotischen und des Renaissancestils. Gotisch sind zum Beispiel die Spitzbogenfenster und die drei profilierten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden, Portale. Das erste führt aus der Vorhalle ins Kirchenschiff, das zweite befindet sich in der Fassade, und das dritte, das zugemauert wurde, findet man in der Nordwand des Schiffes. Die Fassade der Kirche hat drei Stockwerke, die durch Gesimse unterteilt sind. Der Giebel trägt schon die Merkmale der Spätrenaissance. Das Schiff mit drei Jochen hat ein Tonnengewölbe. An der Westseite befindet sich ein Musikchor aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Der Chorraum, der niedriger und schmaler als das Schiff ist, hat ein Kreuztonnengewölbe. Der Hauptaltar wird von den Statuen der heiligen Theresia und der heiligen Hedwig aus Schlesien und von den bereits erwähnten Dobiaschowskys Gemälden geschmückt. In dem neugotischen Turm befindet sich die Kirchenglocke aus dem Jahre 1641 mit dem Wappen der Herzogin Elisabeth Lukretia. Die Glocke wurde glücklicherweise vor der Konfiszierung für militärische Zwecke während des Ersten Weltkrieges gerettet. Die Dreifaltigkeitskirche hatte früher mit dem sie umgebenden Friedhof eine Einheit gebildet. Der Friedhof, auf dem unter anderem Leopold Johann Scherschnik begraben wurde, war im 19. Jahrhundert von einer Mauer mit dem Eingangstor umgeben. Anfang des 20. Jahrhunderts ließ der liberale Stadtrat, trotz Proteste der Teschener Bürger, den Friedhof beseitigen. Einen Teil der wertvollsten Grabsteine hatte man in die Friedhofsmauer eingelassen, die anderen wurden in die Außenwände der Kirche eingeŹmauert. Es sind aber bis heute nur drei stark verwitterte Grabplatten an den Wänden der Kirche erhalten geblieben. Unter ihnen finden wir zum Beispiel ein Fragment des Epitaphiums für den Münzmeister Gabriel Gerloff. Die letzte noch erhaltene Grabplatte sehen wir auf dem Boden vor dem Eingang in die Kirche. Unmittelbar neben der Dreifaltigkeitskirche befindet sich ein weiteres bedeutendes Kultobjekt, nämlich die Mariä-Himmelfahrt-Kirche. Es handelt sich bei ihr um eine Klosterkirche der Barmherzigen Brüder. Die Barmherzigen Brüder sind ein katholischer männlicher Orden, der sich auf Krankenpflege spezialisiert.