Hauptstrecke II
Wir lassen die grüne Kennzeichnung des „Weges der Naturschutzgebiete“ hinter uns, biegen vom Pfad rechts ab, und gehen in Richtung des Pfades, der am Mühlgraben verläuft.
Jetzt gilt es, die unverwechselbare Grüne Schaftdolde in der Bodenschicht zu erspähen. Dies wird kinderleicht im Frühjahr sein, denn diese Pflanze erblüht als eine der ersten, noch bevor die Bäume Blätter bekommen und sich die meisten anderen Pflanzen in der Bodenschicht entwickelt haben. Schon Anfang März (obwohl man ein Erblühen der Grünen Schaftdolde bereits in der zweiten Februarhälfte verzeichnet hatte!) erscheinen auf einem 20 Zentimeter langen, blattlosen Stengel die gelbgrünen Blütenstände. Es sind Blütenstände und keine Blüten, weil die Teschener Frühlingsblume zu den Doldengewächsen gehört und eine typische Dolde bildet. Bei dem, was gewöhnlich für eine Kronenblüte gehalten wird, handelt es sich um eine Blütenhülle, die aus grünen Deckblättern, das heißt umgeformten Blättern, meistens in der Anzahl fünf bis sieben, entstanden ist. Die eigentlichen Blüten - in der Regel 20-40 im Blütenstand - sind sehr klein, gelb und füllen das Innere der Dolde aus. Die handförmigen Blätter auf langen Stielen erscheinen erst später. Die Teschener Frühlingsblume verblüht ziemlich schnell und bildet bereits im Mai oder Juni Früchte. Im Sommer sieht man nur viele Haufen von Blättern, die in der Krautschicht des Waldes oft schwer auszumachen sind. Die Grüne Schaftdolde wächst auf fruchtbarem Kalkboden vor allem in den Laubmischwäldern. Ihren lateinischen Namen - Hacquetia epipactis - erhielt die Grüne Schaftdolde im Jahre 1790 zu Ehren von Balthasar Hacquet, aber noch Anfang des 19. Jahrhunderts nannte man sie Dondia epipactis und Dondisia epipactis. Balthasar Hacquet war zu seiner Zeit ein berühmter französischer Arzt und Naturwissenschaftler. In den Jahren 1787-1810 hielt er Vorlesungen an der Universität zu Lemberg und später an der Krakauer Universität. Er war der erste, der das ganze Karpatengebirge vom Osten nach Westen durchwandert hatte. Die Ergebnisse seiner Forschung hatte er später in einem vierbändigen Werk veröffentlicht, das die erste dermaßen umfassende und vollständige Informationsquelle über die Karpaten darstellte. Den polnischen Namen „Teschener Frühlingsblume“, der von den Bürgern von Teschen allgemein benutzt wird, hatte im Jahre 1924 Kazimierz Simm als den offiziellen botanischen Namen vorgeschlagen.
Der Pate der Teschener Frühlingsblume Kazimierz Simm, Professor der Teschener Landwirtschaftlichen Hochschule, wollte mit seinem Vorschlag der Tatsache Rechnung tragen, daß die Pflanze in der Gegend von Teschen zahlreicher als woanders in Polen vorkommt. Früher hatte man den lateinischen Namen in der vereinfachten Form „Haketia“ benutzt. Die bemerkenswerte Weise, auf welche nach der Legende die Pflanzesamen nach Teschen gelangt sein sollten - in einem Säckchen mit der Heimaterde, von einem Soldaten getragen - war wahrscheinlich der Grund dafür, daß die Teschener Frühlingsblume zum Symbol der Heimatliebe geworden ist. Die Pflanze ist stark „verwurzelt“ in der Kultur der Region und im Bewußtsein ihrer Einwohner. Ihre Blüte, eigentlich der Blütenstand, wurde zu einem Wahrzeichen, das oft in den Veröffentlichungen über Teschener Schlesien erscheint, oder zum Erkennungsmerkmal verschiedener Vereine, Verlage oder Veranstaltungen benutzt wird. Die Selbstverwaltungsorgane der Städte und Gemeinden im Teschener Land verleihen seit einigen Jahren den Bürgern für ihre besondere Verdienste die „Goldenen“ oder „Silbernen Teschener Frühlingsblumen“. Neben der Grünen Schaftdolde kann man in diesem Teil des Naturschutzgebietes auch andere Arten antreffen, die unter dem gesetzlichen Naturschutz stehen. Es gehören dazu die allgemein bekannten Pflanzen wie: das Schneeglöckchen (II-IV) und die Hohe Schlüsselblume (III-V), der Südöstliche Aronstab und die Türkenbundlilie (VI-VII). Von den anderen in der Bodenschicht vorkommenden Arten sind erwähnenswert: die Frühlingsplatterbse (IV-V), die Goldnessel (IV-VII), deren Blätter von einem ungeübten Auge mit denen der Brennessel verwechselt werden könnten, das Wiesenrautenblättrige Muschelblümchen mit seinen zarten Blättern und Blüten (IV-V) sowie die Büschel des Nickenden Perlgrases. Eine Besonderheit im Pflanzenreich stellt die Schuppenwurz dar. Es handelt sich bei ihr um eine Pflanze ohne den grünen Farbstoff (Chlorophyll), die als Schmarotzer an den Wurzeln der Bäume und Sträucher lebt und oberirdisch lediglich Blütenstände bildet, die eine trübrosa Farbe und traubenähnliche Form haben.
Über viele Jahre hielt man den Laubmischwald als die in diesem Naturschutzgebiet vorherrschende Pflanzengemeinschaft. Umfassende floristische und phytosoziologische Erhebungen, die an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert durchgeführt wurden, erlaubten eine in Polen neue, ausschließlich im Naturschutzgebiet von Teschen vorkommende Pflanzengemeinschaft4 zu beschreiben. Es ist die Pflanzengesellschaft des submontanen Eschen- Ulmen Waldes (Hacquetio-Fraxinetum excelsioris). Diese Art vom Wald kommt in Slowenien, Österreich und der Tschechei vor, in Polen aber hatte man diesen Wald nur auf dem Gebiet des Teschener Vorlandes festgestellt. Typisch für diese Pflanzengemeinschaft ist die Grüne Schaftdolde. Wenn wir den Pfad am Mühlgraben links entlanggehen, sehen wir auf der anderen Seite des Baches das Städtische Schwimmbad. Auf seinem Gelände wachsen viele Bäume, von denen einer beachtenswert ist, nämlich der gebogene Eschenahorn (271 cm/14 m). Dieser Baum – ein Naturdenkmal - wächst zwischen dem Schwimmbecken und dem Zaun des Schwimmbades zu der Jan-Łysek-Allee (Al. Jana Łyska). (Von dem Mühlgraben aus gesehen, wächst er auf der anderen Seite des Schwimmbades.) Der Eschenahorn kommt in der einheimischen Flora nicht vor, er ist in Nordamerika beheimatet. Von dort wurde er im Jahre 1688 nach England eingeführt. Nach Polen, genau gesagt in den Botanischen Garten von Krakau, gelangte er im Jahre 1808. Diese Baumart entzog sich der Kontrolle durch den Menschen und verselbständigte sich. In der ganzen Welt beobachtet man den Vormarsch der Eschenahorne in die natürlichen Pflanzenstandorte und das Verdrängen der einheimischen Pflanzen. In Polen wird diese Entwicklung seit 1960 beobachtet. Der Eschenahorn im Schwimmbad von Teschen hat eine bedeutende Größe erreicht, und sein gebogener Stamm wurde vor einem eventuellen Bruch durch Stützen aus Metall gesichert. Während des Spazierganges entlang des Mühlgrabens können wir die am Ufer einzeln odern in Gruppen wachsenden Schwarzerlen sehen. Die Bäume dieser Art zeichnen sich durch den seltenen bei Laubbäumen pfeilgeraden Stamm aus, von dem die Äste fast waagerecht abstehen. Die Schwarzerle zieht feuchte Standorte vor, so daß sie an Ufern von Flüssen und Bächen, sowie in Moorgebieten wächst. Die Samen der Schwarzerle sehen wie kleine Nüsse aus, haben schmale, mit Luft gefüllte „Flügelchen“, was die Verbreitung durch Wind und Wasser begünstigt. Sie sitzen in kleinen verholzenden Zäpfchen. Die Blätter der Schwarzerle sind rundlich oder haben eine eingekerbte Spitze.
Zu den Qualitäten des Naturschutzgebietes am Punzaubach (Puńcówka) gehört sein hoher Holzbestand (das heißt, das Volumen des Holzes pro ein Hektar Waldes). Er beträgt 766 Raummeter Holz pro Hektar, und ist mit dem Holzbestand der bekannten und geschätzten Fichte aus Istebna vergleichbar. Leider wegen der Graphiose und der mit dieser Krankheit entstandenen Notwendigkeit, die abgestorbenen Ulmen abzuholzen (die Spuren der Abholzung sind auch in diesem Teil des Naturschutzgebietes sichtbar), hat sich der Holzbestand sicherlich in den letzten Jahren bedeutend verringert. Von den interessanteren Tierarten, die man in diesem Teil des Naturschutzgebietes antreffen kann, sind die scheuen Rehe erwähnenswert. Auf der Suche nach Nahrung können sie sich, besonders im Winter, sogar der Innenstadt nähern. Gelegentlich kann man auch aus dem dichten Gebüsch einen Feldhasen oder einen Fasan aufscheuchen. Ziemlich oft kann man die langsame und schwerfällige Erdkröte sehen. Sie ist in der Dämmerung und nachts aktiv, indem sie Insekten, Spinnen und schalenlose Schnecken jagt.
Wir setzen den Weg am Mühlgraben fort, gehen an der Einlaßschleuse vorbei und kommen zum Punzaubach, dann gehen wir über die Brücke auf seine andere Seite. Jetzt befinden wir uns in dem Park zur Walkmühle. Sogleich biegen wir links ab.
Bei dem Park zur Walkmühle handelt es sich um eine ziemlich ausgedehnte Grünanlage. Es zählen dazu sowohl das Freizeitgelände und die Spazierwege einschließlich des Gesundheitspfades und des Spielplatzes als auch die Stelle, die zwischen dem Punzaubach und der Jan-Łysek-Allee liegt, und wo ein Denkmal der am 20. März 1942 hingerichteten Naziopfern gedenkt. Außerdem zählt zu diesem Park auch ein zwischen der Jan-Łysek-Allee und der Olsa gelegenes Gebiet mit Waldcharakter. Der Namen des Parks stammt von einem Walkwerk, das einmal am Mühlgraben in Betrieb war. Das Gelände des Parks, das in der Schleife des Punzaubaches liegt, zeichnet sich durch eine regelmäßige Anordnung der Bäume und durch eine gewisse Symmetrie aus. Die Art wie die Pfade angelegt sind, insbesondere der von ihnen, der parallel zum Punzaubach verläuft, sowie der zentral gelegene kleine Platz und die Aufstellung der Bäume weisen auf diese Symmetrie hin. An dieser Stelle sollte man die Aufmerksamkeit folgenden Pflanzen schenken:
- der Weißblühenden Roßkastanie - es handelt sich dabei um ein Exemplar mit dickem Stamm und breiter Krone (330cm /18m), das an dem Pfad in der Nähe der Brücke auf der Seite des Punzaubaches wächst, sowie
- den zwei Amerikanischen Gleditschien, von denen eine (130cm / 14m) zwischen dem Spielplatz und der Jan-Łysek-Allee steht. Diese da hat keine Dornen, und gehört somit zu den Dornenlosen Gleditschien. Die andere (143cm / 14m) steht in der Allee in der Höhe des Gesundheitspfades; Die obenerwähnten Bäume und die vier Ulmen, die paarweise in der Nähe des Spielplatzes und des runden Platzes mit Bänken wachsen, sind ein Gruppennaturdenkmal. Wie schon in dem Naturschutzgebiet, sind die Ulmen leider abgestorben, und auf ihre ehemalige Größe können nur die übriggebliebenen Stümpfe hinweisen. Die restlichen Parkbäume, auf die man die Aufmerksamkeit richten sollte, sind:
- die Gemeine Esche (285cm / 25m) mit ihrer charakteristischen leuchterförmigen Krone, die in der Nähe der kleinen Brücke über dem Punzaubach wächst;
- die Gewöhnliche Buche - ein großes Exemplar, das in der Nähe des Spielplatzes wächst;
- die Schwarzerlen (von 125cm / 20m bis 190cm / 20m), die in einer Gruppe am Ufer des Punzaubaches wachsen, sowie
- die jungen Roteichen, die in der Nähe des Spielplatzes stehen.
Die Roteichen sind gewiß sehr dekorativ. Sie haben eine glatte, graue Rinde, die der Rinde der Buche ähnlich ist, sowie Blätter, die sich im Herbst auf eine schöne Weise rot färben. Diese Art verdient es jedoch, aus einem anderen Grund, als wegen ihrer Schönheit, kennengelernt zu werden. Sie ist in Nordamerika beheimatet, und im Vergleich zu den heimischen Eichen zeichnet sie sich durch ein schnelles Wachstum und eine große Expansionskraft aus. Dies hat zur Folge, daß es sogar empfohlen wird, die Roteichen, besonders aus Naturschutzgebieten, zu entfernen. Aus einem ungeklärten Grund schmücken Blätter dieser nicht heimischen Baumart den Avers polnischer Geldmünzen. Zu dem Baumbestand des Parks gehört ebenfalls eine Gruppe von vier stattlichen Silberpappeln (auch Weißpappeln genannt), von denen das größte Exemplar 300 Zentimeter breit und 23 Meter hoch ist. Sie wachsen in der Höhe des Tennisplatzes. Während des kurzen Spazierganges durch den ganzen „Park zur Walkmühle“ kann man auch den Weg entlang des Punzaubaches in Richtung Olsa nehmen. Am Ufer der Olsa wächst eine Reihe von mehr als einem Dutzend Weißblühenden Roßkastanien, und auf der schmalen Landzunge in Richtung der Mündung des Punzaubaches in die Olsa auch eine Grauerle mit zwei Stämmen. Im Unterschied zu den Schwarzerlen, die wir in dem Naturschutzgebiet am Mühlgraben kennengelernt haben, wachsen Grauerlen als ein mehrstämmiger Strauch, und ihre Blätter sind scharf zugespitzt. In diesem Teil des Parks herrschen ein paar stattliche Kanadische Pappeln (von 437cm / 30m bis 308cm / 28m) vor, deren Gesundheitszustand jedoch nicht der beste ist.
Straßenbrücke.
Ehe wir die Jan-Łysek-Allee überqueren, sollten wir kurz stehenbleiben und einen Blick auf den Wald werfen, der in der Flußschleife auf dem anderen Ufer des Punzaubaches liegt und an den Hang des Naturschutzgebietes stößt. Auf dem Gelände, das von dem Bach überflutet wird, ist ein Waldstück mit ziemlich dichtem Baumbestand sichtbar. Es wird von Grauerlen und den Bruch- sowie Silberweiden gebildet. Dieses Gebiet hat eine recht interessante Geschichte: in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts befand sich auf dem Hang in der Höhe des Überflutungsgebietes der Flußaue, das heißt auf dem Gelände des heutigen Naturschutzgebietes „Stadtwald am Punzaubach“, eine Skisprungschanze. Ein Skisprung endete gerade dort, wo sich das Überflutungsgelände des Punzaubaches befand. Dieses Gelände wurde Mitte des 20. Jahrhunderts mit Bäumen bepflanzt, und es findet dort die natürliche Sukzession statt, das heißt es bildet sich dort ohne ein Zutun des Menschen die Pflanzengemeinschaft eines Auenwaldes. Der Auenwald ist typisch für feuchte Stellen und wächst entlang der Flüsse und Bäche. Dieses Gebiet steht ebenfalls als ökologische Nutzfläche „Auenwald am Punzaubach“ unter Naturschutz. Seine Fläche beträgt 1,07 Hektar. In den Gewässern des Punzaubaches lebt die Bisamratte. Das Tier hat ein dunkelbraunes Fell, einen fast nackten abgeplatteten Schwanz und ist der Ratte ähnlich, aber nicht mit ihr verwandt (sie gehört der Unterfamilie der Wühlmäuse an). Die Bisamratte ist ein ausgezeichneter Schwimmer und Taucher, und ihre Erdbaue mit langen Gängen gräbt sie an den Ufern der Flüsse und Bäche. Diese Tierart wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Nordamerika nach Europa als Zuchttier eingeführt. Sie war dem Käfig entwichen, ist in den europäischen Gewässer heimisch geworden und hat sich blitzschnell ausgebreitet. Mit ihren Erdbauen schädigt und zerstört sie die Flußdeiche.
In diesem Gebiet, unmittelbar an der Jan-Łysek-Allee, sehen zwei unter Naturschutz stehende Linden sehr eindrucksvoll aus. Beide gelten als Naturdenkmal. Die erste – eine Sommerlinde (380cm / 20m) - ist ungefähr zweihundertfünfzig Jahre alt und wächst, wenn man in Richtung Stadtzentrum schaut, auf der rechten Straßenseite in der Höhe des Campingplatzes. Ein wenig weiter wächst die Winterlinde (398cm / 18m) mit ihren charakteristischen großen Knoten an dem Stamm. Die Gewöhnliche Roßkastanie (399cm /18m), die an der Ecke der Jan-Łysek-Allee und der Zufahrtsstraße zum Camping wächst, gehört ebenfalls zu den Naturdenkmälern.
Der weitere Weg verläuft zwischen der Umzäunung des Campingplatzes und einem kleinen Stausee für Paddelboote, der in einem Seitenkanal des Mühlgrabens errichtet wurde (das Flußbett des Punzaubaches verläuft parallel zu der Jan-Łysek-Allee). Direkt am Ufer des Stausees wachsen einige alte und stattliche Weißblühende Roßkastanien, deren Gesundheitszustand jedoch schlecht ist. Der Stammumfang der beiden beträgt 300 bis 450 Zentimeter. Sehr malerisch sehen die zwei großen Gemeinen Eschen aus, die auf der anderen Seite des Stausees wachsen. Der Stausee für Paddelboote wurde während der großen Überschwemmung im Jahre 1997 erheblich beschädigt. Auf die Initiative des Regionalen Naturschutzvereines wurde der Stausee in den Jahren 1999-2000 entschlammt, und man hatte an seinen Ufern verschiedene Wasser- und Uferpflanzen gepflanzt, unter anderem: den Breitblättrigen Rohrkolben, den Kalmus, die Sumpfschwertlilie (IV-VII), das Gottesgnadenkraut, die Sumpf-Dotterblume ((III-VI), den Gewöhnlichen Blutweiderich (VI-VIII), den Gewöhnlichen Froschlöffel (VI-IX) und einige Arten der Binsen. In der Nähe der gerade erwähnten Eschen wurden Bäume und Sträucher gepflanzt, die feuchte Standorte lieben und an Flüssen und sonstigen Gewässern leben, unter anderem: die Schwarz- und Grauerlen, die Spitz- und Feldahorne, die Sandbirken, die Moorbirken und verschiedene Arten der Weiden.
Wir befinden uns jetzt auf dem Weg zu dem 3. Stauwehr. Auf unserer rechten Seite fließt die Olsa, und unser Weg führt zuerst am Stausee und dann am Mühlgraben entlang.
Die Teschener Bürger lieben es, auf diesem schmalen, ungepflasterten und im Schatten liegenden Weg spazierenzugehen oder radzufahren. Schon zu Beginn des Spazierganges ziehen schöne Bäume unsere Aufmerksamkeit auf sich. Sie wachsen entlang des Weges und bilden stellenweise eine Art Allee. Mehr als ein Dutzend von diesen Bäumen wurde als Naturdenkmal ausgewiesen. Eine Bergulme mit dem Stammumfang von 405 Zentimetern war der größte Baum in diesem Bestand. Die Holländische Ulmenkrankheit hatte jedoch auch sie befallen, so daß wir heute am Mühlgraben, einige Dutzend Meter hinter dem Stausee, nur noch den mächtigen Stammklotz bewundern können. Den Baum hatte man im Jahre 2004 gefällt, und auf sein Alter weist nur noch die Anzahl der Baumringe auf dem Querschnitt des Stammes hin. Wer interessiert ist, kann sie zählen. Die anderen Bäume - Naturdenkmäler - wachsen aber weiter, und man wünscht sich, daß sich nichts daran ändert. Es sind:
- zwei Bergulmen (358cm / 25m und 307cm / 27m), die auf der linken Seite des Weges stehen, ähnlich wie dieser Art im Stadtgebiet und
- Stieleichen (Sommereichen) (348cm / 20m, 281cm / 20m, 307cm / 21m) sowie
- Gewöhnliche Hainbuchen (213cm / 18m, 218cm / 18m, 248cm / 17m);
- eine Gewöhnliche Roßkastanie (403cm / 18m), die rechts, auf der Seite der Olsa wächst;
- ein Bergahorn (327cm / 20m), der an dem Weg auf der Mühlgrabenseite wächst und
- eine Winterlinde (310cm / 28m), die auf der anderen Seite des Weges, fast gegenüber dem Bergahorn steht.
Der Weg, den wir gehen, verläuft entlang der Staatsgrenze, woran auch die Grenzpfosten erinnern. Früher wurde dieses Gelände sorgfältig von den Grenzschutzbeamten bewacht und durch einen Zaun abgegrenzt. Bis heute kann man die Reste des Stacheldrahtes sehen, die aus einigen auf der rechten Seite des Weges wachsenden Baumstämmen hervorstehen. Die Bäume dienten wahrscheinlich als Stützpfosten des Zaunes.
Von dem Baumbestand dieses Gebietes ist vor allem die Gemeine Esche erwähnenswert, von der es einige Dutzend Exemplare gibt, die alle einen bedeutenden Stammumfang haben und die in einer lockeren Reihe entlang des Sportplatzes und auch hinter ihm auf der anderen Seite des Mühlgrabens wachsen. In der Bodenschicht herrscht der geschützte Bärlauch (Wilder Knoblauch) vor, wächst vereinzelt der Südöstliche Aronstab sowie das sich in breiten Feldern ausbreitende Drüsige Springkraut, das man vor allem zu Beginn des Weges antreffen kann. Diese wohlgestaltete Pflanze mit saftigen, rötlichen Stengeln und dekorativen Blüten in der Farbe bordeaux oder violett (VI-IX) gehört zu den nicht heimischen aber mittlerweile fest eingebürgerten Pflanzenarten, von denen wir auf unserer Wanderung bereits so viele angetroffen haben. Das Drüsige Springkraut stammt vom indischen Kontinent. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt. Obwohl die Pflanze zweifellos schön und dekorativ ist, hält man sie für invasiv, da sie die einheimischen Pflanzen aus ihren Standorten, insbesondere aus denen an Flüssen und Bächen, verdrängt. Mit dem Drüsigen Springkraut ist das Kleine Springkraut verwandt, das kleiner ist und dessen Blüten (IV-X) gelb sind. Diese Pflanze kommt im Osten von Sibirien und in der Mongolei vor, wurde von dort in die europäischen Botanischen Gärten eingeführt, und ist - wie man es bereits ahnen kann - im Jahre 1837 von dort entkommen. Seit dieser Zeit breitet sich das Kleine Springkraut als dichter Bodendecker in den Wäldern, Parks und Gärten aus. Der lateinische Gattungsname der Springkräuter - Impatiens - bedeutet „ungeduldig“, „empfindlich“ „reizbar“ und bezieht sich auf die Früchte dieser Pflanzen. Sie haben die Form eines länglichen Säckchens, das, sobald es reif ist, bei der kleinsten Berührung auseinanderbricht. Die Samen werden auf große Entfernungen herausgeschleudert - im Fall des Drüsigen Springkrauts sogar bis zu sechs Metern!
Entschieden seltener begegnen wir auf unserer Spazierstrecke dem einheimischen Großen Springkraut (auch Großes Rührmichnichtan genannt) mit seinen großen gelben Blüten (VII-IX), die auf dünnen Stielen hängen. Was die Pilze betrifft, sollte man während des Spazierganges nach der Gemeinen Stinkmorchel Ausschau halten. Ihr reifer Fruchtkörper verbreitet einen für uns unangenehmen Geruch, der Fliegen und andere Insekten anzieht. Statt einer ausführlichen Beschreibung ihrer Form dürfte der lateinische Gattungsname des Pilzes genügen. Er lautet Phallus. In dieser Region kann man auch ziemlich große Weinbergschnecken sehen. Sie stehen zwar unter Naturschutz, aber zu bestimmten Zeiten und mit Genehmigung der entsprechenden Behörden kann man sie aufsammeln und ins Ausland ausführen, hauptsächlich nach Frankreich und Italien, wo sie als große kulinarische Leckerei gelten. Auf dem Mühlgraben, häufiger aber auf der Olsa, kann man die Stockenten sehen. Die Männchen sind schön und bunt gefiedert, die Weibchen dagegen unauffällig graubraun. In dieser Region kommen Baumhöhlen ziemlich häufig vor. Darin und in den aufgehängten Vogelkästen nisten dann die Kohlmeisen und die Spechte. Wenn wir uns ganz leise und ruhig dem Olsaufer nähern, können wir gelegentlich den Graureiher erblicken, der gerade auf der Lauer ist. Seine Beute durchstößt der Reiher mit seinem scharfen Schnabel, wie mit einem Schwert. In dieser Gegend hatte man auch einigermaßen häufig den Schwarzstorch beobachtet. Ganz im Gegensatz zu dem allgemein bekannten Weißstorch, hält sich sein scheuer, schwarz gefiederter Vetter von den Menschen fern. Von Zeit zu Zeit lebt ein Schwarzstorch verborgen in einem der Teschener Wälder und nistet dort auch. Im Sommer kann man dann die Libellen bewundern, die über dem Wasser der Olsa und des Mühlgrabens herumwirbeln, und von denen sicherlich die Gebänderte Prachtlibelle mit ihren metallisch schimmernden nachtblauen, dunkelblauen oder grünen Farben die schönste ist.
Das Ufer des Mühlgrabens wurde stellenweise durch gemauerte Wände stabilisiert. Sehr malerisch sehen ein paar Bäume aus, die in das Steinufer eingewachsen sind, und deren Wurzeln die Ufersteine bedeckt haben.
Der Weg hat uns mittlerweile bis zu dem 3. Stauwehr an der Olsa geführt, und er geht weiter über eine Brücke, die an der Schleuse gebaut wurde.
An der Schleuse beginnt der Mühlgraben, der sich nach ein paar Dutzend Metern in zwei Flußbette teilt. Das linke Flußbett ist ein Seitenkanal, an dem auch unser bisheriger Spazierweg geführt hatte. Der eigentliche Mühlgraben fließt dann in dem rechten Flußbett. Dieser Abschnitt war im 19. Jahrhundert als Ergebnis der Flußregulierungsarbeiten entstanden. Das Wasser des Mühlgrabens hatte eine Mühle angetrieben, in der von 1862 bis 1920 auch Strom erzeugt wurde. Das Gebäude des Elektrowerks befindet sich siebenhundert Meter in Richtung des Flußlaufs von der Stelle entfernt, wo wir uns jetzt befinden,. Der dort damals produzierte Strom hatte die Säge der Walk- und der Sägemühle angetrieben. An den Ufern der Olsa und des Mühlgrabens wachsen ziemlich dicht die Eschenahorne. Diese expansive Baumart stammt aus Nordamerika und siedelt sich hauptsächlich am Wasser an.
Hinter der kleinen Brücke biegt der Pfad dann nach links ab und verläuft am Fuße eines steilen, mit Bäumen bewachsenen Abhangs entlang. Hinter dem Pfad biegen wir na links ab und gehen so lange, bis wir zu einer Holztreppe kommen.
Auf dem Abhang der kleinen Brücke gegenüber kann man den brüchigen Felsen sehen, der den Untergrund in der Gegend von Teschen bildet. Wir befinden uns jetzt im Naturschutzgebiet „Stadtwald an der Olsa“. Ähnlich wie der „Stadtwald am Punzaubach“ wurde auch dieses Naturschutzgebiet im Jahre 1961 zum Schutz von Teilen des natürlichen Laubmischwaldes mit den Standorten der Grünen Schaftdolde gebildet. Es gibt noch mehr Ähnlichkeiten zwischen den beiden Naturschutzgebieten. Beide Wälder haben die Form eines schmalen langgezogenen Rechtecks und wachsen auf steilen Abhängen, die zahlreiche Vertiefungen, flache Talschluchten und wenig flaches Gelände aufweisen. Sie sind beide von Wohn- oder Freizeitgebieten umgeben, und schließlich kann man in beiden fast die gleichen Pflanzen- und Tierarten antreffen. Nach Meinung der Fachleute ist jedoch der Stadtwald an der Olsa einem natürlichen Wald ähnlicher. Er wird von Pflanzengemeinschaften des typischen Laubmischwaldes mit den Winterlinden, Gewöhnlichen Hainbuchen, Stieleichen sowie den Berg-, Spitz- und Feldahornen bewachsen. Stellenweise ist das Naturschutzgebiet mit dem artenarmen Laubmischwald und dem uns bereits aus dem Stadtwald am Punzaubach bekannten submontanen Eschen-Ulmen-Wald bewachsen. Der Baumbestand dieses Naturschutzgebietes wurde jahrzehntelang aus offensichtlichen Gründen nicht wirtschaftlich genutzt, so daß sein Holzbestand ziemlich hoch ist, nämlich 597 Raummeter pro Hektar. Auffallend ist die große Anzahl der Baum-Naturdenkmäler. Es gehören dazu die Ahorne, Eichen und Linden. Folgende Sträucher kommen dort vor: der Schwarze Holunder, der Hartriegel, die Hasel und verschiedene Arten der Dornensträucher. In dem Pflanzenbestand des Naturschutzgebietes befinden sich 170 Arten der Gefäßpflanzen. Hier werden nur die unter Naturschutz stehenden aufgezählt: die Grüne Schaftdolde, die in diesem Gebiet leider sehr selten vorkommt, das Schneeglöckchen, die Hohe Schlüsselblume, die Haselwurz, der Gemeine Schneeball, der Bärlauch und der Gemeine Efeu. Hier kommen auch andere unter Naturschutz stehende Pflanzen vor, die es im Stadtwald am Punzaubach nicht gibt. Dazu zählen: das allgemein bekannte Leberblümchen, der Waldmeister, auch Maiblume genannt (IV-VI), der Waldgeißbart (VI), der in seiner Form ein wenig an die Brennessel erinnert, aber nicht „brennt“, das schön duftende Maiglöckchen (V-VI) sowie zwei Arten von Orchideen – das Große Zweiblatt mit seinen grünlichen Blüten (V-VI) und die Breitblättrige Stendelwurz (VIIX). Alle diese Arten kommen im „Stadtwald an der Olsa“ sehr selten vor. Zu Kostbarkeiten dieses Waldes gehören dann auch Hunderte von Exemplaren des Südöstlichen Aronstabes. Es handelt es sich bei ihm um eine Pflanze, deren Blütenstand eine originelle Form hat und deren Bestäubung auf eine interessante und untypische Art stattfindet. (Siehe Seite 40.) Von den anderen Pflanzen, die in diesem Naturschutzgebiet wachsen, sind folgende erwähnenswert: die Zwiebelzahnwurz (V-VI), die sich durch kleine, schwarze, in den Ecken der Blätter entstehende Zwiebeln vermehrt, außerdem die für die Laubmischwälder typischen Pflanzen - die Große Sternniere (IV-VI) und das Schultes-Labkraut, auch Glattes Labkraut genannt (VII-IX). Dieses Labkraut ähnelt ein wenig dem Klettenlabkraut, das man von den Wiesen und Büschen kennt, hat aber eine bläuliche Farbe und keine Kletteigenschaften. In der Mitte des Naturschutzgebietes, unmittelbar am Mühlgraben, befindet sich ein kleiner Landstrich, wo der Ahornwald wächst und mit ihm die für diese Pflanzengemeinschaft typische Mondviole, auch Ausdauerndes Silberblatt genannt. Die Mondviole hat schöne, intensiv duftende Blüten in Zartrosa-Violett und charakteristische Früchte in Form von großen silbrigen Schotten mit nierenförmigen Samen. Die in den Gärten kultivierten Arten der Mondviole nennt man „Judas´ Silberlinge“.
Jetzt ist es notwendig, die beinahe hundert steilen Holzstufen zu bewältigen. Danach haben wir einen Pfad erreicht, der am hinteren Teil eines Grundstücks in der Łowiecka-Straße (ul. Łowiecka) verläuft. Wir biegen nach rechts ab und befinden uns nach ungefähr zweihundert Metern in der Łowiecka-Straße.
Der Wald dort steht unter Naturschutz, aber der Zustand seines Randes ist kein gutes Zeugnis für die Einwohner dieses Wohnviertels. Gedankenlos werfen sie dort abgemähtes Gras, Aushuberde, Asche oder sogar Hausmüll hin. An manchen Stellen können wir noch die Reste eines Stacheldrahts sehen. Es ist ein Andenken an die Zeit, als die Staatsgrenze noch außerordentlich stark bewacht wurde.
Die grüne Kennzeichnung der Spazierwege geht nach links ab. Die Via Natura führt uns jedoch nach rechts, und zwar dorthin, wo die Łowiecka- und die Żeromski-Straße (ul. Żeromskiego) zusammenlaufen. Von dieser Stelle biegen wir nach rechts ab und gehen einen kaum sichtbaren Pfad in Richtung Wald.
Vor uns sehen wir den Wald, der auf dem Abhang des Olsatales wächst und an das Naturschutzgebiet „Stadtwald an der Olsa“ angrenzt. Seine Qualitäten waren der Grund dafür, daß im Jahre 2002 der Stadtrat von Teschen beschlossen hatte, dieses Gelände mit einer Fläche von 4,11 Hektaren als Natur- und Landschaftskomplex „Stadtwald in Błogocice“ auszuweisen. Dadurch wurden zwei Naturschutzgebiete verbunden: Der „Stadtwald an der Olsa“ in Teschen und der Wald „Velké Doly“, der bereits in der Tschechischen Republik innerhalb der Orte Český Těšín und Třinec liegt. Das Naturschutzgebiet „Velké Doly“ hat die Fläche von 36,5 Hektaren und seinen Rand, früher allgemein „Pferdewald“ genannt, sieht man am südlichen Horizont. In diesem geschützten Gebiet wachsen eigentlich nur Wälder, und zwar: der submontane Eschen-Ulmen Wald, der subkontinentale Laubmischwald mit dem Untertyp der wärmeliebenden (thermophilen) Waldgesellschaft sowie flächenmäßig kleine Teile der Auenwälder. Unter den 176 in diesem Gebiet wachsenden Gefäßpflanzen befinden sich auch solche, die unter Naturschutz stehen. Es zählen dazu: die Grüne Schaftdolde, der Südöstliche Aronstab, die Gewöhnliche Haselwurz, das Leberblümchen, der Gemeine Schneeball, die Hohe Schlüsselblume, der Waldmeister sowie die Orchidee Weißes Waldvöglein (V-VI). Eine interessante Kleinigkeit wäre noch zu erwähnen. Früher führte durch das Gebiet dieser Pflanzengesellschaft ein mit Kies und Splitt bestreuter Weg, der Teschen mit Třinec verband. Da der gesamte Wald im Bereich der Staatsgrenze lag, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr betreten und somit der Kiesweg auch nicht mehr benutzt. Heute ist der ehemalige Weg von einer dicken Humusschicht bedeckt, und es wachsen dort viele Pflanzen der Bodenschicht, auch solche, die unter Naturschutz stehen.
Wir gehen jetzt zu der Żeromski-Straße zurück. Nach ungefähr 250 Metern finden wir erneut den gekennzeichneten „Weg der Naturschutzgebiete“. Der Weg führt uns unter anderem an den Gebäuden eines ehemaligen Gutshofes vorbei, der allgemein „das Schlößchen“ genannt wird, bis zu der Jan-Łysek-Allee. Wir biegen zuerst nach rechts ab, gehen über die Brücke am Punzaubach, verlassen die gekennzeichnete Strecke und biegen schließlich nach links in die Błogocka-Straße (ul. Błogocka) ab. Nachdem wir an einigen bebauten Grundstücken vorbeigegangen sind, erreichen wir wieder das Naturschutzgebiet „Stadtwald am Punzaubach“. Kurz davor, noch in der Błogocka-Straße, ist die blaue Kennzeichnung einer anderen Spazierstrecke erschienen. Es ist der „Weg der Neubaugebiete“.
In die Błogocka-Straße mündet von rechts die Sikorski-Straße (ul. Sikorskiego) ein. Ein wenig oberhalb der Stelle, wo die beiden Straßen zusammenlaufen, verbirgt sich in den Büschen ein kleiner Bunker. Er wurde im Jahre 1939 als ein Element der Verteidigungslinie für den Fall eines deutschen Angriffs gebaut. Entlang des Waldes auf der linken Seite der Błogocka-Straße wachsen, stellenweise ziemlich dicht, strauchige Gewöhnliche Hainbuchen und Feldahorne. Sie wurden hier absichtlich gepflanzt, damit sie eine Barriere bilden, Schatten für den Waldrand spenden und verschiedene unerwünschte Pflanzen am Wachstum hindern. Zu den an dieser Stelle unerwünschten Pflanzen gehören die Wiesen- und Schlagpflanzen sowie die sogenannten synanthropischen, das heißt von Menschen eingeschleppten Pflanzen. In dem Baumbestand sieht man „Wunden“ - es sind leere Stellen, welche die abgestorbenen Ulmen hinterlassen haben. Gleichzeitig kann man beobachten, wie ungemein schnell - nur innerhalb weniger Jahre - an den Stellen, auf welche die riesigen Ulmen bislang dunkle Schatten warfen, kleine Sämlinge und Jungwuchs anderer Bäume emporwachsen und jetzt um den besten Zugang zum Licht kämpfen. Bei dem Jungwuchs handelt sich vor allem um junge Spitzahorne. Wir gehen an den hier stellenweise wachsenden Brennesseln vorbei. Wir mögen diese Pflanze nicht und behandeln sie als lästiges Unkraut, das man um jeden Preis ausrotten sollte. Früher jedoch wurde sie in dem Spinngewerbe genutzt, heute findet sie Anwendung in der Kräuterheilkunde oder sogar in der Küche, wo man aus jungen, nicht „brennenden“ Blättern Salate zubereitet. Die Natur kennt den Begriff „Unkraut“ nicht. Jede Pflanzenart hat ihren bestimmten Platz im Ökosystem und erfüllt dort wichtige Aufgaben. Die Brennessel zum Beispiel ist eine Nahrungspflanze für einige bekannte Schmetterlingsarten wie das Tagpfauenauge, den Admiral und das Fuchsauge. Diese Schmetterlinge legen ihre Eier auf die Blätter der Brennessel, von denen sich die daraus später entschlüpften Schmetterlingslarven ernähren. Die Schmetterlinge nutzen ihre konkurrenzlose Stellung aus, da die anderen Anwärter auf Nahrung von den brennenden Härchen verscheucht werden, sie selbst aber davon nicht behelligt werden. Die Beseitigung der Brennessel hat zur Folge, daß sich die Anzahl der Schmetterlinge, deren farbige Flügel wir so bewundern, laufend vermindert.
Entlang der Błogocka-Straße wachsen folgende Bäume:
- Rote Eschen - einige Dutzend Exemplare in einer Reihe an einer Böschung auf der linken Seite der Straße in dem Abschnitt zwischen der Kasztanowa- und der Poniatowski-Straße (ul. Poniatowskiego). Die größten von ihnen haben die Maße: 225cm / 21m, 213cm / 20m, 208cm / 20m, 204cm / 20m);
- Purpurapfelbäume - in einer kurzen Reihe auf der rechten Straßenseite auf einem Grünstreifen zwischen dem Bürgersteig und der Straße. Die Maße des größten von ihnen betragen: 87cm / 3m. Entlang der Błogocka-Straße stehen einige alte Villen, von denen manche schön angelegte und gut gepflegte Gärten haben. Einige der Bäume, die auf den Privatgrundstücken wachsen, sind sehr wertvoll und sehenswert. Dazu gehören vor allem:
- die Blutbuche - Es ist das größte Exemplar dieser Art in Teschen (290cm / 22m). Sie wächst auf dem Grundstück Błogocka-Straße 42. Auf dem gleichen Grundstück steht:
- die Amerikanische Goldeiche. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um das größte Exemplar dieser Art in Teschen (190cm / 19m);
- der amerikanische Tulpenbaum (350cm / 24m), ein Naturdenkmal, sieht prächtig aus mit seiner originellen Krone in Form eines Leuchters. Er wächst auf dem Grundstück mit der Hausnummer 19, dort wo sich die Katholische Grundschule befindet;
- zwei stattliche Säulenginkgos (224cm / 20m, 232cm / 20m) sind ebenfalls Naturdenkmäler. Sie wachsen auf dem Grundstück mit der Hausnummer 12.
Auf der rechten Seite der Błogocka-Straße hinter der Einmündung der Kasztanowa-Straße erstreckt sich ein Gebäudekomplex der ehemaligen österreichischen Kaserne vom Ende des 19. Jahrhunderts. Entlang der Umzäunung, auf dem oberen Rand der Böschung, wächst eine Reihe von mehr als einem Dutzend Weißblühenden Roßkastanien.
Hinter dem Gebäude des Polizeipräsidiums für den Landkreis Teschen in der Błogocka-Straße Ecke Wojsko-Polskie-Straße (ul. Wojska Polskiego) biegen wir nach rechts ab und betreten einen kleinen Park.
Wir befinden uns jetzt in dem Kastanienpark. Zum gleichen Zeitpunkt als der Bau der Kaserne fertiggestellt wurde, hatte man diesen Park angelegt. Heute dient er hauptsächlich der Freizeitgestaltung. Wenn man die Anordnung der Bäume betrachtet, kann man sich auch den Verlauf der alten Parkwege vorstellen. Da dort vor allem Weißblühende Roßkastanien wachsen, wird auch der Park in der Umgangssprache nach ihnen benannt. Man kann hier ungefähr siebzig Bäume dieser Art zählen. Sie sind alle nicht allzu groß (von 134cm / 18m bis 276cm / 22m), und da sie ziemlich dicht wachsen, haben die meisten von ihnen schmale Kronen ausgebildet, die untypisch für diese Gattung sind. Eine Kanadische Pappel (388cm / 24m) ist der größte der Górna-Straße angrenzt. Wegen seiner Größe steht die Pappel unter Naturschutz.
Wir verlassen den Kastanienpark, gehen über den Poniatowski-Platz, und erreichen die Górna-Straße. Dann biegen wir in die Solna-Straße ab.
Auf einer kleinen Böschung zwischen der Solna-Straße und einem Haus in der Górna-Straße 19 wächst eine weitere große und alte Pappel. Es ist die Schwarzpappel (398cm / 28m), die eine dunkle, dicke Baumrinde mit schönen Rissen hat. Sie steht ebenfalls unter Naturschutz.
Wir gehen weiter die Solna-Straße entlang bis wir zu dem Grundstück der Krankenhausanlage des Schlesischen Krankenhauses (Szpital Śląski) in der Bielska-Straße kommen.
In den Jahren 1888-1892 wurde aus den Geldmitteln der Teschener evangelischen Kirchengemeinde ein Krankenhaus gebaut, das heute den Namen Schlesisches Krankenhaus trägt. Mehrere Pavillonhäuser errichtete man inmitten einer großen Parkanlage. Eine tiefgehende Analyse der Bäume und Sträucher sowie des gesamten Krankenhausparks ergibt, daß die Pflanzen in aufeinander folgenden Abschnitten gepflanzt wurden und daß dem Gesamtvorhaben die Absicht zugrunde lag, viele seltene Gattungen und Arten von Bäumen und Sträuchern anzupflanzen und zu kultivieren. (Siehe auch oben.) Das Schlesische Krankenhaus besteht heute aus mehr als einem Dutzend Gebäude und Pavillons, die zu verschiedenen Zeiten gebaut und von Grünanlagen umgeben wurden. Die gesamten Grünanlagen bilden einen Park von einem hohen Natur- und Landschaftswert und einem ebenso hohen Wert für die Baum- und Strauchkunde, die sogenannte Dendrologie. Er ist einer der wertvollsten Parks in Teschen. Trotz vieler Veränderungen, die im Laufe der Zeit vorgenommen wurden (wegen des Baus eines mehrstöckigen Zentralpavillons mit einem Diagnostikgebäude und eines neuen Pavillons an der Bolesław-Chrobry-Straße wurden viele Bäume und Sträucher gefällt), hatte sich die Form der ursprünglichen Anlage nicht wesentlich verändert. Das gesamte Gelände mit der Fläche von 7,5 Hektaren ist eingezäunt und dient hauptsächlich den Patienten des Schlesischen Krankenhauses zur Erholung und Entspannung. An vielen Stellen des Parks wachsen Pflanzen, die für die Bodenschicht der Laubmisch- und Buchenwälder typisch sind, das heißt unter anderem: das Buschwindröschen, das Dunkle Lungenkraut und der Waldgoldstern, sowie die unter Artenschutz stehenden: der Bärlauch, das Schneeglöckchen und die Hohe Schlüsselblume. Unter den vielen wertvollen Bäumen und Sträuchern gibt es einige, die erwähnt werden sollten:
- die Feldulme, ein prächtiger, stattlicher Baum, als Naturdenkmal (363cm / 22m) ausgewiesen, steht am Einfahrtstor von der Bielska-Straße aus. Höchstwahrscheinlich ist auch sie von der Holländischen Krankheit befallen, worauf die sterbenden Jungtriebe, besonders die am Kronenrand, hinweisen;
- die Hängende Blutbuche. Von den drei Exemplaren steht eines neben der oben beschriebenen Feldulme und die zwei anderen zwischen dem Pavillon 1 und der Apotheke;
- die Tulpenmagnolie ‘Amabilis’ wächst dem Einfahrtstor gegenüber;
- die Stieleiche mit vier Stämmen wächst in der Nähe der ‘Amabilis’;
- die Goldbuche (268cm / 21m) - ein Naturdenkmal - ist die einzige Vertreterin dieser Art, die im Gebiet von Teschen verzeichnet wurde. Sie wächst zwischen dem Pavillon 1 und dem Direktionsgebäude gleich neben
- den Europäischen (Gemeinen) Eiben. Es sind zwei stattliche Exemplare, die neben der Treppe stehen. Innerhalb der gleichen Grünfläche sieht man
- zwei weitere Naturdenkmäler - die Zerreichen (178cm / 17m, 175cm / 17m). Diese Art stammt aus Süd- und Mitteleuropa und unterscheidet sich von den einheimischen Stieleichen und Eichen vor allem durch ihre schmaleren und länglichen Blätter;
- Amerikanische Gleditschie (der Lederhülsenbaum) (156cm / 16m) ist ebenfalls ein Naturdenkmal. Sie wächst zwischen den Pavillons 1 und 2;
- die Kanadische Hemlocktanne (76 + 85cm / 11m) wächst zwischen dem Pavillon 1 und der Apotheke neben der
- Weymouths- (Seiden-)kiefer (195cm / 18m) und neben
- einem kleinen Trompetenbaum (auch Gewöhnlicher Trompetenbaum genannt). Die Bäume dieser Art haben große, breite eiförmige Blätter und dekorative weiße Blüten mit gelben und purpurnen Tupfen, die sich Mitte des Sommers entwickeln. Die Kapselfrüchte des Trompetenbaumes erinnern an Bohnenhülsen und bleiben am Baum das ganze Jahr über hängen;
- die Kobushi-Magnolie - ein großes Exemplar wächst vor dem Pavillon 8 und dem Gebäude der Psychiatrischen Abteilung;
- der Bergahorn ‘Leopoldii’ (127cm / 14m) dessen Blätter dicht mit hell- und graugrünen, weißen und cremefarbenen Tupfen gesprenkelt sind, wächst auf der Grünfläche zwischen dem Pavillon 2 und 3;
- die Maulbeere - ein Naturdenkmal (136cm / 10m) - wächst in der Nähe des Psychiatrischen Pavillons;
- die Adlerschwingeneibe - ein großes Exemplar - wächst in der Nähe des Pavillons 6;
- die Japanischen Lärchen - drei nicht allzu große Exemplare (der größte hat die Maße: 125cm / 17m) wachsen neben dem Psychiatrischen Pavillon;
- die Colorado-Tanne (Grautanne) wächst in der Nähe der Japanischen Lärchen;
- die Europäische (Gemeine) Eibe in Baumform (76+70+70cm / 7m) wächst vor dem Pavillon 6 gleich neben
- den zwei großen Zirbelkiefern mit schön gewachsenen Kronen (115cm / 9m, 110cm /9m);
- die Japanische Eibe mit mehr als einem Dutzend Stämme ( sie hat dadurch die Form eines großen Strauches) wächst vor dem Eingang in das Röntgen-Gebäude;
- der Ginkgobaum (190cm / 19m) - ein weiteres Naturdenkmal - wächst neben dem Verwaltungsgebäude.
Nach einem kurzen Spaziergang im Krankenhauspark gehen wir in die Bielska-Straße zurück, biegen nach links ab und kommen in die Wyższa-Brama-Straße, die wir an den Ampeln überqueren. Jetzt befinden wir uns auf dem Kirchenplatz (Plac Kościelny).
Das wichtigste Gebäude auf dem Kirchenplatz ist die spätbarocke evangelische Jesus-Kirche, die in den Jahre 1709-1730 nach einem Entwurf des aus Opava stammenden Architekten Johann Georg Hausrücker erbaut wurde. Den 75 Meter hohen Turm hatte man erst im Jahre 1750 errichtet. Die Pflanzen auf dem Kirchenplatz haben den typischen Charakter einer städtischen Grünanlage und unterscheiden sich deutlich sowohl in ihrer Zusammensetzung wie auch in ihrer Anordnung von der unverkennbaren Parkanlage auf der anderen Seite der Jesus-Kirche. Auf dem Kirchenplatz sind folgende Pflanzen besonders interessant:
- die Sommerlinde (397cm / 22m), die in der Höhe des Seiteneingangs in die Kirche wächst. Wegen ihrer Größe wurde sie zum Naturdenkmal erklärt;
- die Gewöhnlichen Roßkastanien (337cm / 24m, 362cm / 22m, 371cm / 22m), die in einer Reihe in der Höhe des Hauses Nr. 8 wachsen. Die ganze Gruppe gilt als Naturdenkmal und steht somit unter Schutz;
- der Silberahorn (245cm / 20m) wächst an der Ecke der Grünfläche in der Nähe des Haupteingangs in die Kirche. Auf der anderen Seite der Straße wachsen
- zwei stattliche Winterlinden (280cm / 22m, 294cm / 22m);
- der größte in Teschen Götterbaum (184cm / 16m), der ein wenig hinter der soeben erwähnten Winterlinden wächst. Er hat große, 40 bis 90 Zentimeter lange, gefiederte Blätter und dekorative rötliche Früchte;
- drei Stieleichen wachsen dem Gebäude der Evangelischen Grundschule gegenüber. Die größte von ihnen steht in der Höhe des Eingangs in die Schule.
Diese interessante Baumbepflanzung wird von zwei Magnolienbäumen vervollständigt. Zu ihnen führt ebenfalls der schon mehrmals erwähnte „Weg der Magnolienbäume“. Es handelt sich um:
- die Tulpenmagnolie ‘Alexandrina’ mit zartrosa Blüten, die auf einem Grundstück mit einer Villa aus dem 19. Jahrhundert Kirchenplatz Nr. 8 wächst sowie
- die Tulpenmagnolie ‘Alexandrina’ mit dunklen Blüten, die vor einem Haus aus dem 18. Jahrhundert mit Mansardendach wächst (Kirchenplatz 4). Das Haus grenzt an das neugotische Gebäude der Grundschule.