Hauptsynagoge (ul. Bóżnicza 6)
Die erste Synagoge in Teschen wurde im Jahre 1838 in Betrieb genommen. Zum ersten Mal handelte es sich dabei um ein Gebäude, das ausschließlich kultischen Zwecken diente. Ihrer Entstehung ging eine lange und komplizierte Geschichte voraus. Von 1781 an war nämlich für die Juden das sogenannte Toleranzpatent des Kaisers Josef II. verbindlich, welches ihnen sowohl Synagogen wie auch Rabbiner untersagte. Erst im Jahre 1832 hatte Kaiser Franz I. persönlich den Bau einer Synagoge genehmigt. Die Erlaubnis war allerdings mit Auflagen verbunden. Das Gebäude durfte keinen Turm haben und der Eingang durfte nicht an der Hauptstrasse liegen. Die geschätzten Baukosten (ca. 4000 österreichische Gulden) waren sehr hoch und es traten weitere Hindernisse ein. Ein Teil der Bürger war zum Beispiel mit einem jüdischen, mitten in der Stadt liegenden, Gebäude nicht einverstanden. Die Ausführung der beabsichtigten Baumaßnahme wurde dadurch um einige Jahre verzögert. Erst im Jahre 1837 gelang es den Juden, von einem gewissen Johann Zbitek ein Gartengrundstück zu kaufen, das hinter der damaligen Stadtmauer lag. In den ursprünglichen Bauplänen des Teschener Architekten und Baumeisters Karl Jilg war ein Gebäude in T-Form vorgesehen, man hatte aber letztendlich nur den Hauptteil und den linken Flügel gebaut. Der Architekt Karl Jilg leitete auch die Bauarbeiten. Die Baumaßnahmen wurden in der ersten Hälfte des Jahres 1838 beendet, und im September 1838 wurde die Synagoge von einem Rabbiner aus Ratibor feierlich eingeweiht.
Die Architektur der ersten Teschener Synagoge aus dem Jahre 1838 war streng und sparsam, ganz im Geiste der damals in Teschen herrschenden Behördenarchitektur. Die Hauptfassade auf der Westseite war im klassizistischen Stil ausgeführt worden. Die Innenräume erhielten ebenfalls eine strenge, an die Antike anknüpfende Ausstattung. Der Hauptbestandteil dieser Innenausstattung waren zwei Reihen dorischer Säulen, die an den Längsseiten des Hauptschiffes verliefen und die für Frauen bestimmte Empore abstützten. An der Ostwand hatte man Aaron haKodesz, den Schrein zur Aufbewahrung der Thorarollen, platziert. In dem linken Flügel des Gebäudes befand sich eine Wohnung für den Tempeldiener und im ersten Stock des linken Flügels fanden die Räumlichkeiten der Kultusgemeinde Platz.
In dem Bereich, der für die männlichen Gläubigen bestimmt war, gab es 168 Plätze. Sie reichten aber bald nicht mehr aus. Unter der Leitung von Bernard Glesinger, dem damaligen Vorsteher der jüdischen Gemeinde, hatte man dann die Synagoge erheblich vergrößert. Sie erreichte die Maße 31 mal 20 Meter, wobei die bisherige Einteilung beibehalten wurde: die Wand der Thora war in die Richtung nach Jerusalem gerichtet, und die Hauptfassade befand sich im Westen, parallel zu der schmalen Bóżnicza-Straße. Die Südfassade, vor der sich ein etwas größeres Gelände erstreckte, wurde nunmehr durch eine üppige architektonische Gestaltung hervorgehoben und spielte dadurch im Aussehen des Gebäudes eine bedeutendere Rolle. Dieser Eindruck wurde noch durch eine neu hinzugekommene Treppe sowie durch zwei Kuppeln mit einem geometrischen Ornament unterstrichen. Die Kuppeln knüpften an die Boas- und Jachinsäulen an, die sich in der Vorhalle des Salomontempels in Jerusalem befanden. Das ganze Gebäude bekam von außen einen halb orientalischen, halb mauretanischen Charakter. Im Inneren wurde die bisherige Dreiteilung in eine Vorhalle, ein Hauptschiff und den allerheiligsten Platz mit Aaron haKodesz beibehalten. Nach einem Entwurf von Anton Jonkisch, der auch den Ausbau der Synagoge leitete, hatte Karl Lang, ein Schreiner aus Friedek, den Aaron haKodesz angefertigt. Der Innenraum der Synagoge war mit Reihen gusseiserner Säulen mit neoromanischen Würfelkapitellen gesäumt, die im Eisenhüttenwerk in Trzynietz gegossen worden waren. Sie stützten die Empore für Frauen sowie den Musikchor ab, in dem auch im Jahre 1879 an der Westseite eine Orgel aufgebaut wurde. Im Sommer des Jahres 1880 wurde der Innenraum mit einer Malerei im mauretanischen Stil geschmückt.
In den kommenden Jahren hatte die Synagoge dann den Gläubigen der jüdischen Konfession aus Teschen und seiner Umgebung gedient. Sie wurde vor allem von den Anhängern des gemäßigten, reformierten Judaismus aufgesucht. Bei seinen zwei Aufenthalten in Teschen in den Jahren 1880 und 1906 hatte auch Kaiser Franz Josef I. sie besucht. Nachdem die Gemeindesynagoge 100 Jahre bestanden hatte, wurde sie am 13. September 1939 von den Nazis in Brand gesetzt.
Noch im Jahre 1913 hatte die jüdische Gemeinde ein zusätzliches Gebäude gegenüber der Synagoge (Bóżnicza-Straße 7) gekauft, in dem ein Gemeindehaus und ein Büro eingerichtet wurde. Das Haus steht bis heute, und im Jahre 1998 wurde an einer seiner Hauswände eine Gedenktafel angebracht, die den Juden aus Teschen und der Umgebung gewidmet ist.
Wir gehen die Bóżnicza-Straße weiter, bis wir die Michejdy-Straße erreichen. Jetzt biegen wir nach links ab in Richtung des Schlosses und des Frysztackie Przedmieście ab. Die erste Straße rechts heißt Benedyktyńska. An der Ecke steht ein Stadthaus, und der leere Platz neben ihm erinnert an die Stelle, an der früher die orthodoxe Synagoge des Vereins „Machsike Hadas“ gestanden hatte.