Jüdisches Haus (ul. Mennicza 4)
Das Jüdische Haus wurde im Jahre 1640 von Jakob Singer gekauft und befand sich weitere 150 Jahre in den Händen seiner Nachkommen. Hier hatte das erste Bethaus in Teschen seinen Sitz. Anfangs diente vermutlich eines der Wohnräume zum Beten, wobei an den Gebeten die Mitglieder von Singers Familie und sein Hausgesinde teilnahmen. Dieser Vermutung liegt die Kenntnis der aus den Jahren 1675 und 1696 stammenden Privilegien Kaiser Leopolds I. zugrunde, die das Recht auf die Religionsausübung auf die Mitglieder der Familie Singer beschränkten. Später, vermutlich nach dem Brand im Jahre 1720, wurde ein gesondertes Bethaus gebaut. Es befand sich im Hof, im Obergeschoss, in einer Ecke über der Veranda. Mit zwei Seiten stieß es an die gemauerten Wände des Gebäudes, die zwei übrigen Seiten waren aus Holz. Das Bethaus war nicht groß (5,5 Meter mal 1,75 Meter) , denn es sollte weiterhin nur der Familie Singer dienen. An der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert wurde das Jüdische Haus in mehrere Bereiche unterteilt. Sie gehörten verschiedenen Zweigen der Singerfamilie. Das Bethaus wurde jedoch von allen Familienmitgliedern gemeinsam genutzt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Lea, die Witwe Mose Singers, die den größten Anteil am Haus besaß, das bisherige Bethaus abgerissen und an der gleichen Stelle ein neues, ebenfalls aus Holz, bauen lassen. Es musste nur wegen Brandgefahr ein gemauerter Kamin dazugebaut werden. Die Behörden waren der Meinung, dass es sich in diesem Fall um ein zusätzliches Zimmer und nicht um eine Synagoge handelt.
Im Jahre 1788 hatten die Singers das Haus wegen bestehender Schulden verkauft. Es wurde dann von Jakob Löbenstein aus Friedek, dem damaligen jüdischen Steuereintreiber, erworben. Das Bethaus wurde weiterhin seiner Bestimmung entsprechend genutzt. Mit der Zeit genügte es aber nicht mehr, da es immer mehr jüdische Einwohner in Teschen gab. Auch später blieb das Jüdische Haus die meiste Zeit in jüdischer Hand; es gehörte zum Beispiel der Familie Tugendhat. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt dieses Stadthaus sein heutiges Aussehen.
Wenn wir die Münzgasse (ul. Mennicza) weitergehen, kommen wir an einem schönen Stadthaus (Nr. 8) vorbei. Dieses Haus befand sich von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an im Besitz der Familie Kohn. Hier wohnte der städtische Arzt Dr. Alois Kohn (ca. 1832-1917), später dann sein Sohn Dr. Arthur Kohn, auch ein Arzt, schließlich Julius Kohn, ein vor dem Krieg bekannter Industrieller und Kunstkenner. Wir gehen weiter in Richtung des Theaterplatzes. Unterhalb des Theatergebäudes, auf der Rückseite des Hauses in der Tiefen Gasse (ul. Głęboka) 42, dort wo es heute eine Grünfläche gibt, befand sich zuerst eine Pfarrschule, dann eine Hauptschule und in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine jüdische Schule, die von der Kultusgemeinde geführt wurde. An der Ecke der Mennicza- und der Kluckiego-Straße stand schließlich das erste jüdische Bethaus in Teschen.