Kloster und Kirche der Barmherzigen Brüder
Der Orden der Barmherzigen Brüder wurde von Joao Cidade (1595–1650), den man Johannes von Gott nannte, gegründet. Joao Cidade wurde in Portugal geboren, wirkte aber hauptsächlich in Spanien. (Die spanische Version seines Namens lautete: Juan Ciudad.) Es war einerseits eine Glanzperiode in der Geschichte beider Länder, aber andererseits auch eine Zeit grausamer Kriege, während deren der Mensch keinen Wert und die christlichen Gebote keine Gültigkeit mehr zu haben schienen. Sein ganzes Leben widmete sich Johannes von Gott der Hilfe für die Menschen in Not. Er gründete im Jahre 1540 in Granada das erste Krankenhaus, das die Ordensbrüder führten, die sich um ihn zusammengeschlossen hatten. Die Ordensgemeinschaften der Barmherzigen Brüder verbreiteten sich damals schnell in ganz Europa.
Die Gründung des Klosters der Barmherzigen Brüder in Teschen war dank der Stiftung eines gewissen Adam Borek möglich gewesen. Freiherr Adam Borek aus Tworkau (Tworków) und Rostropitz (Roztropice), Besitzer von Wendryn (Wędrynia) und Grodischt (Grodziszcze) hatte keine eigenen Nachkommen. Nach einer langen Krankheit und den Tod vor Augen hatte er beschlossen, ein Krankenhaus für seine Untertanen in Wendryn bauen zu lassen. Die Barmherzigen Brüder, die den Freiherrn während seiner Krankheit gepflegt hatten, konnten ihn überzeugen, ein Krankenhaus in Teschen errichten zu lassen, wo es sowohl mehr Bedürftige als auch bessere medizinische Fachkräfte gab. In seinem Testament vererbte Adam Borek dann sein Vermögen den Barmherzigen Brüdern, mit der Auflage, in Teschen ein Kloster und ein Krankenhaus bauen zu lassen. Nachdem man die Idee verworfen hatte, die eigentlich ungenutzte Dreifaltigkeitskirche zu übernehmen, wurde im Jahre 1698 mit dem Bau eines neuen Klosters begonnen. Die Baupläne entwarf Michael Klein aus Neisse (Nysa). Nachdem nur drei Klostertrakte und ein Krankensaal fertig geworden waren, zogen die Ordensbrüder aus ihrer vorläufigen Unterkunft in Wendryn nach Teschen um. Die Leichen von Adam Borek und seiner Frau hatten die Barmherzigen Brüder mit nach Teschen genommen und in der Klostergruft beigesetzt. In den folgenden Jahren waren sie vor allem mit den Fertigstellungsarbeiten am Kloster selbst sowie am Krankenhaus beschäftigt. Im Einklang mit ihrer Berufung hatten die Barmherzigen Brüder die meiste Aufmerksamkeit den kranken Menschen und der eigenen Apotheke gewidmet. Die Apotheke war übrigens die erste in Teschen, die von Fachkräften geführt wurde. Bis zum Jahre 1800 fanden in dem Klosterkrankenhaus ungefähr vierzigtausend Personen Pflege. Davon sollen siebenunddreißigtausend genesen sein. Der Bau der Kirche zog sich indessen hin. Erst im Jahre 1714 konnte die Kirche von dem Teschener Dekan Johann Gallus Twaruszka eingeweiht werden. Das Kirchengewölbe begann man aber erst im Jahre 1717 zu errichten, und auch der Turm wurde erst 1718 fertiggestellt. Am 29. Juli 1719 fand schließlich eine feierliche Kirchenweihe der ganzen Kirche statt. Sie wurde von dem Breslauer Weihbischof Elias Daniel Sommerfeld vorgenommen. Die Innenräume der Kirche wurden erst nach und nach ausgestattet und die Seitenaltare sogar erst in den Jahren 1723 und 1739 eingerichtet. Die Innenausstattung konnte 1743 durch die Aufstellung eines neuen Hauptaltars vervollständigt werden. Der Bau eines höheren Turmes nach einem Entwurf von Józef Drachny, der in den Jahren 1797–1798 stattfand, war die letzte größere Investition. Die Fassade erhielt bei dieser Gelegenheit sein klassizistisches Aussehen, das bis heute unverändert blieb. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche in verschiedenen Teilbereichen mehrmals renoviert. Die Mariä-Himmelfahrt-Kirche ist ein Teil der gesamten Klosteranlage. Die Kirche hat einen rechteckigen Grundriß und einen nach Norden ausgerichteten Chorraum. Es ist ein Bau mit nur einem Schiff und drei Jochen, dabei hat das Schiff die gleiche Breite wie der Chorraum. Die Wände des Schiffes sind durch Pilaster gegliedert, und zwischen ihnen befinden sich Arkadennischen, die halbrund geschlossen sind. Die halbrunden Arkaden in der Ostwand öffnen sich auf den Klosterkorridor im ersten Obergeschoß. Das Schiff wird an der Südseite von einem zweigeschossigen Musikchor geschlossen. Über ihm befindet sich der Turm, im Erdgeschoss des Musikchores eine Gruft und in den Seitenjochen zwei Kapellen. Der Chorraum hat ein Joch und ist mit einer geraden Wand geschlossen. Bei ihm befindet sich die Sakristei und im ersten Stock eine Kapelle für private Andachten (das Oratorium), die von einer halbrunden Arkade abgestützt ist. Das Hauptelement der klassizistischen Fassade ist das Portal mit einem dreieckigen Giebel und einer zweigeschossigen Attika. Die Altare sind die Schmuckstücke der Kirche. Das trifft besonders auf den Hauptaltar mit seiner Rokokoausführung zu. Er wurde im Jahre 1743 von Johann Georg Lehnert aus Troppau (Opava) geschaffen. Auf den Altären befinden sich: das Symbol der Barmherzigen Brüder, die Statuen der heiligen Hedwig und Elisabeth, sowie ein Gemälde von Anton Ernst Beyer auch aus Troppau, das Marias Himmelfahrt darstellt. In zwei Seitennischen des Hauptaltars stellte man im Jahre 1800 zwei Glasgefäße auf, in denen sich die aus dem Grab herausgenommenen Schädel der Stifter befinden. Die beiden Seitenaltare sind ebenfalls im Spätbarockstil gehalten. Der linke Altar wird von Statuen der heiligen Johann Nepomuk und Johann Sarkander sowie von einem Bildnis des Johannes von Gott geschmückt. In der Bekrönung des Altars befindet sich eine Christusbüste. In der Bekrönung des rechten Altars wiederum befindet sich eine Büste der Madonna und darunter die Statuen der heiligen Karl Borromäus und Augustinus sowie ein Bildnis des heiligen Johannes Grande. Die Kanzel mit einer kleinen Figur des Erzengels Michael hat einen Giebel im Rokokostil. Es führt zu ihr eine Treppe, die in die Mauer eingelassen ist.
Das Kloster selbst wurde in den Jahren 1697-1700 erbaut und später mehrmals, zuletzt im Jahre 1912, umgebaut. Es hat einen rechteckigen Grundriß mit einem quadratischen Klostergarten in seiner Mitte. Die Fassade des Klosters mit elf Achsen ist im klassizistischen Stil gehalten. Im Kloster selbst findet man viele wertvolle alte historische Gegenstände, wie zum Beispiel eine alte Bibliothek, ein Archiv und mehr als ein Dutzend Gemälde aus der Barockzeit. In der Eingangsdiele hängt über der Eingangtür eine Kartusche mit dem Wappen der Familie Borek und einem Granatapfel, dem Symbol des Ordens der Barmherzigen Brüder. Wenn wir auf dem Londzin-Platz (pl. Londzina) stehen, sehen wir dem Klostergebäude gegenüber ein stilloses Gebäude der Telekom. An dieser Stelle befand sich ab Mitte des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Kloster der Elisabetherinnen. Um jedoch bei dem jetzigen Sitz des Ordens anzukommen, sollen wir uns nicht dem Telekomgebäude nähern, sondern davon entfernen, uns zwar dadurch, daß wir einen schmalen Weg gehen, der zwischen der Kirche der Barmherzigen Brüder und der Dreifaltigkeitskirche führt. Wenn wir die Bahngleise erreicht haben, biegen wir rechts ab, gehen am Bahnhof vorbei ein wenig weiter, bis wir zu der Bobrekstraße (ul. Bobrecka) kommen. Dort biegen wir links ab und gehen weiter. Das Kloster der Elisabetherinnen erhebt sich majestätisch auf einem Hügel in der Liburniastraße (ul. Liburnia) Ecke Kattowitzer Straße (ul. Katowicka). Früher konnte man es schon von weitem sehen.