Kurze Geschichte der christlichen Kirchen in Teschen
Die Anfangszeiten des Christentums in Teschen sind mit der Entstehung der Burg auf dem Schloßberg verbunden. Die Burg war eine Grenzburg des slawischen Staates der Polanen und auch der Sitz eines polnischen Kastellans (Burggrafen). Das erste christliche Gotteshaus war die St.-Nikolaus-Rundkirche (auch Rotundenkirche genannt). Anfangs war es eine Kirche, die für die Einwohner von Teschen und seiner Umgebung bestimmt war. Nachdem in der Stadt eine Pfarrkirche errichtet worden war, wurde die Rotundenkirche zur Schloßkapelle. Zuerst lag das ganze Teschener Gebiet im Zuständigkeitsbereich dieser ersten Pfarrkirche. Später bildeten sich weitere Pfarreien und der Teschener Propst übte ihnen gegenüber das Amt des Dekans aus. Nachdem ungefähr im Jahr 1290 das Teschener Herzogtum entstanden war, wurde der Herzog zum unmittelbaren Oberhaupt der Teschener Kirche. Er hatte Einfluß auf die Ernennung des Propstes und kam auch zum größten Teil für den Unterhalt der gesamten Geistlichkeit auf. Der restliche Teil ihrer Gehälter stammte aus persönlichen Spenden der Teschener Bürger. Im Gegenzug hatten dann die Geistlichen viele Aufgaben auf dem Hofe zu erfüllen. Zum Beispiel kamen die herzoglichen Hofschreiber aus den Kreisen der Geistlichkeit her. Außerdem stand die Schule, die in den Dokumenten erstmalig im Jahre 1332 erwähnt wurde, in der Obhut des Klerus.
Mit der Entwicklung des Ortes Teschen zum Stadtorganismus und zur Hauptstadt des Herzogtums ging die Entstehung weiterer kirchlicher Institutionen einher. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hatte man außerhalb der Stadtmauern ein Dominikanerkloster errichtet. Das bei ihm gebaute Gotteshaus hatte die Aufgaben der herzoglichen Kirche und der herzoglichen Begräbnisstätte übernommen. Einen bürgerlichen Charakter dagegen hatte die Kapelle, die beim sogenannten Bürgerspital, das heißt bei einem Armen- und Krankenhaus gebaut worden war. Die Kapelle hatte man später in die St.-Georg-Kirche umgewandelt. Im Jahre 1476 entstand das Kloster der barfüßigen Franziskaner, die man auch Bernhardiner oder Barfüßler nannte. Die Teschener Geistlichkeit spielte eine wichtige Rolle im Leben der Stadt. Ihre Aufgaben bezogen sich nicht ausschließlich auf das religiöse Leben. Die kirchlichen Institutionen stellten nämlich auch die kleinsten Organisationszellen des sozialen Lebens dar. Die Teschener Bürger zeigten sich dankbar, indem sie großzügige Spenden zugunsten der Kirchen gaben. Am Ende des Mittelalters umfaßte die Teschener Pfarrgemeinde mehr als ein Dutzend Dörfer aus der Umgebung.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts hatten die Reformationsideen Martin Luthers auch Teschen erreicht. Zu Beginn seiner Regierungszeit im Jahre 1545 entschied der Teschener Herzog Wenzel Adam Kraft seiner Macht, daß im Teschener Herzogtum die lutherische Konfession zu dem herrschenden religiösen Bekenntnis wurde. Der Herzog wies die Dominikaner und die Franziskaner aus der Stadt aus. Die Ausweisung betraf auch alle anderen Geistlichen, die sich ihm nicht unterordnen wollten. Die Kirchen wurden von den Protestanten übernommen. In der Pfarrkirche hatte man die Gottesdienste in slawischen Sprachen, in der Dominikanerkirche in deutscher Sprache abgehalten. Auf dem herzoglichen Hof waren Prediger eigens für die herzogliche Familie und den Hof tätig. Die Gottesdienste für sie fanden in der Schloßkapelle statt. Die Änderungen in der Liturgie hatte man nur schrittweise eingeführt, und sie wurden durch verschiedene Rechtsakte der Teschener Herrscher geregelt. Der bekannteste Rechtsakt ist die sogenannte Kirchenordnung, die von Herzog Wenzel Adam im Jahre 1578 erlassen wurde. Nachdem Ende des Jahres 1609 sein Sohn Herzog Adam Wenzel zur katholischen Kirche zurückgekehrt war, mußten die protestantischen Prediger die Stadt verlassen.
Die katholischen Priester hatten dann die Pfarrkirche wieder übernommen, und die zweite Kirche wurde den Dominikanern zurückgegeben. Die Bernhardiner jedoch kamen nach Teschen nicht mehr zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges versuchten die protestantischen Amtsträger von Teschen einige Male, den Zustand von vor dem Jahre 1609 wiedereinzuführen. Die protestantischen Pastoren kamen aber jeweils nur für kurze Zeit zurück. In den Händen der Protestanten verblieb indes die von ihnen im Jahre 1594 gebaute Dreifaltigkeitskirche. Die letzte Herzogin aus dem Geschlecht der Piasten Elisabeth Lukretia versuchte, die Interessen der protestantischen Bürger zu wahren. Unter dem Druck des Kaisers mußte sie jedoch im Jahre 1629 ein Religionsstatut herausgeben, nach dem die Stellen in der Stadtverwaltung und in den Zünften ausschließlich Katholiken vorbehalten waren. Kurz nach dem Tode der Herzogin hatte man den Protestanten die Dreifaltigkeitskirche weggenommen und den letzten protestantischen Pastor aus der Stadt vertrieben. Die religiösen Auseinandersetzungen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hatten eine negative Wirkung auf das Wirtschaftsleben der Stadt, denn viele evangelische Handwerker zogen es vor, die Stadt zu verlassen, als zum Katholizismus überzutreten. Auf der anderen Seite wiederum hatten diese Gefechte zur Vertiefung der Religiosität von Teschener Bürgern beigetragen. Aus Teschen stammte zum Beispiel der Katholik Melchior Grodziecki (1582/84–1619), Prediger in Böhmen und in der Slowakei, der später zum Märtyrer für den katholischen Glauben erklärt wurde, aber auch der Protestant Georg (Jerzy) Trzanowski (1592–1637), Verfasser religiöser Werke, ein Apostel der slawischen Völker, den man den „slawischen Luther“ nannte.
Nachdem im Jahre 1653 die Herrschaft auf die Habsburger übergegangen war, konnte man eine Verstärkung der Konterreformation in Teschen beobachten. Angeführt von dem Teschener Propst, der das Amt des Dekans ausübte, hatte sich die katholische Kirche dann erholt und ihre Strukturen wiederaufgebaut. Die Mehrheit der Bürger blieb allerdings weiterhin beim Protestantismus. Die Lage veränderte sich erst, nachdem im Jahre 1670 die Jesuiten nach Teschen gekommen waren. Man hatte ihnen in der jetzigen Scherschnikgasse (ul. Szersznika) Häuser zur Verfügung gestellt, in denen sie eine Kapelle einrichteten. Aus dieser Kapelle wurde dann später die Heiligkreuzkirche. Die ausgezeichneten Predigten der Jesuiten hatten in immer größerem Umfang die Massen der Gläubigen angezogen. Im Jahre 1671 hatten die Jesuiten die Bestätigung des Religionsstatuts aus dem Jahre 1629 durchgesetzt, und sie sorgten auch dafür, daß alle seine Bestimmungen strikt befolgt wurden. Im Jahre 1683 bekannten sich nur drei ältere Frauen offen zum Protestantismus. In den Jahren 1692–1700 leiteten die Jesuiten die Teschener Pfarrgemeinde. Sie eröffneten eine Lateinschule mit vier Klassen. Sie wurde später vergrößert und in ein Gymnasium umgewandelt. Der Teschener Landeshauptmann Adam Wenzel Paczyński, Graf von Tęczyn, hatte im Jahre 1712 ein Wohnheim gestiftet, der für die 16 Adelssöhne bestimmt war, die in der Stadt ihre Ausbildung absolviert hatten. Es waren aber auch weitere katholische Institutionen entstanden. So zum Beispiel begannen 1700 die Kirche sowie das Kloster der Barmherzigen Brüder mit ihren Aktivitäten in Teschen. Bei dem Kloster wurde eine Apotheke und ein Krankenhaus eingerichtet. Ein weiteres Krankenhaus eröffneten die Nonnen des Elisabetherinnenordens. Das Krankenhaus wurde in den Räumlichkeiten des Klosters untergebracht. Das Gebäude für das Kloster hatten die Elisabetherinnen im Jahre 1754 am Teschener Marktplatz erworben.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die ersten Schritte getan, damit die protestantische Kirche wieder ihre Anerkennung erlangen konnte. Einige Jahrzehnte lang mußte nämlich die Abhaltung evangelischer Gottesdienste geheimgehalten werden. Unter dem Druck des schwedischen Königs Karl XII. willigte Kaiser Josef I. darin ein, daß die Protestanten in Schlesien, und darunter in Teschen selbst, einige Kirchen bauen durften. Um die neu entstandene Jesus-Kirche bildete sich dann eine evangelische Kirchengemeinde. Sie wurde zwar geduldet, aber nicht mit der katholischen Pfarrgemeinde gleichbehandelt. Nachdem in der Mitte des 18. Jahrhunderts der Großteil des Landes Schlesien an Preußen hatte abgetreten werden müssen, und dann aus dem Rest das sogenannte Österreichische Schlesien gebildet worden war, wurde die Jesus-Kirche zu der einzigen evangelischen Kirche in der ganzen österreichiŹschen Monarchie. Aber auch die Lage der katholischen Kirche hatte sich verändert. Die Pfarrgemeinden innerhalb des Teschener Schlesiens blieben zwar in den Grenzen der Breslauer Diözese, lagen jedoch von nun an außerhalb der preußischen Staatsgrenzen. Im Jahre 1770 wurde dann das sogenannte Generalvikariat für den österreichischen Teil der Breslauer Diözese gebildet. Das gesamte Teschener Schlesien wurde nun als das sogenannte Teschener Kommissariat zum Bestandteil dieses Generalvikariats. Das Amt des Generalvikars übten häufig auch die Teschener Pröpste aus.
In der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts hatte sich der Staat massiv in die inneren Angelegenheiten der Kirchen eingemischt, weil sich die aufgeklärten absoluten Herrscher für berechtigt erachteten, das gesamte Leben ihrer Untertanen gesetzlich zu regeln. Das geistige und religiöse Leben war von dieser allgemeinen Tendenz nicht ausgenommen. Die Kaiserin Maria Theresia zum Beispiel trug dazu bei, daß der Jesuitenorden im Jahre 1773 abgeschafft wurde. Seine Residenz in Teschen wurde aufgelöst, und auch das Jesuitengymnasium übernahm ab sofort der Staat. Der Sohn von Maria Theresia und ihr Nachfolger auf dem Thron Kaiser Josef II. löste auch diejenigen Orden auf, die er selbst für unproduktiv hielt, überwachte sogar den Inhalt der Predigten und ordnete persönlich neue Grenzen für die Pfarrgemeinden an. Die tatsächlich zu große Teschener Pfarrgemeinde wurde im Jahre 1784 in zwei Gemeinden aufgeteilt. Die erste hatte ihren Sitz in der Pfarrkirche, wo die Gottesdienste auch ausschließlich in der polnischen Sprache stattfanden. Zum Mittelpunkt der zweiten Pfarrei wurde die Dominikanerkirche, wo die Messen sowohl in polnischer wie auch in deutscher Sprache abgehalten wurden. Nach dem Großbrand im Jahre 1789 hatten die Amtsträger entschieden, daß die Pfarrkirche nicht wiederaufgebaut wurde. Gleichzeitig hatte man auch den Dominikanerorden aufgelöst. Das Kirchengebäude dieses Dominikanerordens wurde jedoch wiederaufgebaut, und die Kirche erfüllte dann die Aufgaben einer Pfarrkirche. Von diesem Zeitpunkt an gab es somit in der Stadt Teschen wieder nur eine Pfarrgemeinde, zu der auch die Orte Blogotitz (Błogocice), Bobrek, Brandeis (Brandýs), Guldau (Gułdowy), Kalembitz (Kalembice), Krasna, Mosty, Schibitz (Svibice), Niederzukau (Dolní ®ukov) Boguschowitz (Boguszowice), Pastwiska, Zamarsk (Zamarski) und Ellgoth (Ligotka) gehörten. Im Jahre 1827 waren von 6075 Einwohnern der Stadt Teschen 90 Prozent, das heißt 5500 Personen, katholisch.
Die Einmischung des Staates in die konfessionellen Angelegenheiten der Bürger betraf natürlich auch die Protestanten. Für sie jedoch war Josef II. ein Wohltäter. Im Jahre 1781 hatte er das sogenannte Toleranzpatent erlassen. Danach war es zum Beispiel möglich, ungehindert zum protestantischen Glauben überzutreten. Die Gläubigen durfŹten auch eigene Kirchengemeinden bilden und benötigte Anstalten, wie zum Beispiel Schulen, einrichten. Alle neuen Einrichtungen wurden dann auch staatlich anerkannt. Nebenbei bemerkt, erließ Kaiser Josef II. auch ein Toleranzpatent für die Juden, und sie hatten dann Ende des 18. Jahrhunderts ihr erstes gemeinsames Bethaus eingerichtet.
Es ist besonders wichtig, an dieser Stelle die herausragendste Persönlichkeit der Aufklärungszeit aus Teschen zu erwähnen. Es ist hier von Pater Leopold Johann Scherschnik (1747–1814) die Rede. Er war zunächst einmal Schulleiter des katholischen Gymnasiums. Darüber hinaus war er jedoch ein lokaler Universalgenie, ein Gelehrter, der sich für jeden Ausdruck des Lebens in allen seinen Formen interessiert hatte. Seine Interessen galten auch Themen, die scheinbar weit entfernt voneinander lagen. Er interessierte sich zum Beispiel sowohl für die Geologie wie auch für die Geschichte. Er hatte auch im Jahre 1802 das erste Museum in Schlesien gegründet, das zugleich eines der ersten in Mitteleuropa war, und er war der Gründer der ersten öffentlichen Bibliothek im Teschener Schlesien. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand außerdem eine Dekanatsbibliothek, die durch das Betreiben von Pfarrer Schipp, dem damaligen Generalvikar, ins Leben gerufen wurde. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an gab es auch eine ähnliche Büchersammlung bei der Jesus-Kirche. Sie wurde dann später Rudolf-Tschammer-Bibliothek genannt.
Im Jahre 1848 begann sich Österreich, in eine konstitutionelle Monarchie umzuwandeln. Dieser Prozeß wurde durch das Grundgesetz aus dem Jahre 1867 gefestigt. Das Grundgesetz garantierte der Bevölkerung, daß ihre Bürgerrechte geachtet werden. In den Bürgerrechten war unter anderem das Recht der freien Religionsausübung enthalten. Außerdem wurde den Menschen der multinationalen Monarchie das Recht zugestanden, die Muttersprache uneingeschränkt zu benutzen. Unter dem Druck der Kirche hatte die staatliche Verwaltung bereits zur Zeit des „Völkerfrühlings“ erlaubt, die polnischsprachigen Schulbücher in den Grundschulen des Teschener Schlesiens einzuführen. Die polnische Sprache wurde jedoch zuerst nur im Religionsunterricht benutzt. Die Stellung der katholischen Kirche in der Monarchie regelte das Konkordat, das im Jahre 1855 geschlossen wurde. In Teschens politischem und öffentlichem Leben gewannen indessen diejenigen liberalen Kräfte am Einfluß, die der Kirche nicht freundschaftlich gesinnt waren. Die Geistlichen mußten bei ihrer Tätigkeit mit allerlei Behinderungen seitens der Stadtverwaltung rechnen. Die gegenseitigen Beziehungen zwischen den Angehörigen verschiedener Konfessionen waren hingegen immer gut. Die Kirche ging ihrer Berufung mit Erfolg nach, weil sie sich mit ihrer seelsorgerischen Tätigkeit an alle diejenigen wandte, die ihrer bedurften. Sie kümmerte sich um die Soldaten der Garnison, um die Häftlinge aus dem neu gebauten großen Gefängnis und auch um kranke Menschen. Die Kranken wurden vor allem von den Barmherzigen Brüdern und von den Nonnen des Elisabetherinnenordens versorgt. Die Elisabetherinnen waren im Jahre 1903 in eine neue Klosteranlage umgezogen, der auch ein großes Krankenhaus angegliedert war. Bereits früher, nämlich im Jahre 1876, hatten sich in Teschen auch die Borromäerinnen niedergelassen. Es handelte sich bei ihnen um einen weiblichen Orden, der für die Ausbildung von Mädchen zuständig war. Nach beinahe hundert Jahren Abwesenheit waren auch die Jesuiten nach Teschen zurückgekehrt und errichteten dann in der Erzherzog-Albrecht-Allee (heute: Masarykovy sady) die Herz-Jesu-Kirche. Eine bedeutende Rolle im Leben der Stadt spielte auch das Generalvikariat, für dessen Sitz Teschen im Jahre 1872 amtlich bestimmt worden war. Dies geschah zu dem Zeitpunkt, als Franciszek Śniegoń zum neuen Pfarrherrn und auch zum Generalvikar ernannt wurde. Er war von 1883 an Hilfsbischof der Breslauer Diözese.
Vor dem Ersten Weltkrieg umfaßte die Teschener Pfarrei ein gutes Dutzend Dörfer aus der Umgebung. Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1910 wohnten in Teschen 15138 Katholiken. Sie stellten 67,3 Prozent der Gesamtbevölkerung dar. Die meisten von ihnen – über 70 Prozent der Gesamtbevölkerung – wohnten in den Vierteln Mühlgraben (Młynówka) und Kleine Wiese (Mała Łąka). Die wenigsten, weil nur 54,8 Prozent, lebten am Sachsenberg (Hlavní Tøída). Die katholischen Gottesdienste fanden in der Pfarrkirche, in den Kirchen der Jesuiten, bei den Barmherzigen Brüdern, Borromäerinnen und Elisabetherinnen statt. Gelegentlich wurden auch Messen in den Filialkirchen der Dreifaltigkeit, des Heiligkreuzes und des St.-Georg sowie in der Gefängniskapelle abgehalten. Dem Teschener Propst waren auch die Kirchen in Bobrek, Boguschowitz, Krasna, Mönnichhof (Mnisztwo), Zamarski und Schibitz unterstellt. Zweimal jährlich hatten auch Gottesdienste in der St.-Nikolaus-Kapelle stattgefunden. In Teschen waren außerdem viele katholische Vereine tätig. Zu den bekanntesten gehörten: die Marienkongregation, das Apostolat der heiligen Kyrill und Method, der Verein Christlicher Mütter und der Verein der Katholischen Arbeiterjugend. Wenn man die Religionslehrer hinzurechnet, zählte die Teschener Geistlichkeit insgesamt 20 Personen. Viele Teschener Priester spielŹten auch eine bedeutende Rolle in der polnischen Nationalbewegung. Man sollte hier vor allem Ignacy Świeży und Józef Londzin erwähnen.
Die evangelische Kirchengemeinde, deren Mittelpunkt die Jesus-Kirche in der Obertorstraße (Wyższa Brama) bildete, gehörte dem Schlesischen Seniorat und der Mährisch-Schlesischen Superintendantur an. Zu der Gemeinde zählten die Gläubigen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche aus Teschen und aus zweiunddreißig Dörfern in der Umgebung. Es waren insgesamt ungefähr 17,5 tausend Personen. An der Spitze der Kirchengemeinde stand ein Pastorenkollegium. In der Zeit als Leopold Otto (1865–1875) aus Warschau Hauptpastor in Teschen war, konzentrierten sich um ihn die polnischen Politiker mit Jan Śliwka an der Spitze. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert spielte jedoch der deutschfreundliche Dr. Theodor Haase, der seit dem Jahre 1876 das Amt des Pastors in Teschen ausübte, eine führende Rolle in der Kirchengemeinde. Zu seinen Verdiensten gehörte zum Beispiel die Gründung eines evangelischen Krankenhauses. Das Krankenhaus wurde dann später von der Verwaltung des Österreichischen Schlesiens übernommen und erhielt den Namen Schlesisches Krankenhaus (Szpital Śląski). Unter diesem Namen ist das Krankenhaus bis heute in Betrieb. Im Jahre 1910 lag der Anteil der Protestanten bei 23 Prozent der Stadtbevölkerung. Nebenbei bemerkt, der Anteil der jüdischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung der Stadt betrug 9,4 Prozent. Die Juden bildeten eine eigene Kultusgemeinde, an deren Spitze ein Rabbiner stand. Außer der Gemeindesynagoge gab es in der Stadt auch eine orthodoxe Synagoge und einige private Bethäuser.
Nachdem die Stadt Teschen im Jahre 1920 in zwei Städte geteilt worden war, veränderte sich wesentlich die Lage der einzelnen Kirchen. Die tschechoslowakischen Behörden hatten die Erschaffung einer selbständigen katholischen Pfarrei für Tschechisch Teschen durchgesetzt. Den Mittelpunkt der neuen Pfarrei bildete die Herz-Jesu-Kirche. Der Rest der Stadt war zunächst weiterhin der Breslauer Diözese unterstellt. Im Jahre 1925 wurde das Teschener Schlesien und natürlich auch die Stadt Teschen der neu geschaffenen Schlesischen Diözese einverleibt. Gleichzeitig hatte man das Generalvikariat aufgelöst. Was die Protestanten betrifft, sahen die Veränderungen wie folgt aus: Die Jesus-Kirche blieb das geistige und organisatorische Zentrum der protestantischen Kirchengemeinde in Teschen, die Protestanten in Tschechisch Teschen konnten sogar zwischen drei Kirchen, je nach Nationalität, wählen. Die vorläufige Vereinigung beider Stadtteile im Jahre 1938 hatte zwar auch die Lage aller Kirchen verändert, die verwaltungsmäßigen Veränderungen waren jedoch nicht von Dauer. Später, während der Zeit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, erlitten sowohl die Gläubigen wie die Geistlichkeit beider Konfessionen das gleiche Schicksal. Einige katholische Priester verloren ihr Leben in den Konzentrationslagern, andere wiederum wurden vertrieben. Die Nazis hatten auch fast die gesamte jüdische Kultusgemeinde ausgelöscht.
Ebenfalls eine schwierige Zeit gab es für die Kirchen beider Konfessionen während der Zeit von 1945 bis 1953. Die Kirchen mußten dann unter der strengen Aufsicht sowohl des Geheimdienstes wie auch der kommunistischen Machthaber ihre Aufgaben erfüllen. Auch später wurden die Kirchen, insbesondere die katholische, in der Ausübung ihrer Tätigkeit stark eingeschränkt. Zum Beispiel wurden die traditionellen Prozessionen durch die Straßen der Stadt an kirchlichen Feiertagen verboten. Erst nach und nach hatŹten sowohl die Gläubigen wie auch die Geistlichkeit die Grenzen ihrer Freiheit erweitert. Mit der Vergrößerung der Einwohnerzahl und mit der flächenmäßigen Ausbreitung der Stadt gingen auch organisatorische Veränderungen in den Strukturen der katholischen Pfarrgemeinden einher. Im Laufe der Zeit wurden mehrere neue Pfarreien gebildet: in Bobrek (1957), in Pastwiska (1978), in Mnisztwo, bei den Kirchen St.-Elisabeth und St.-Georg (1980) und in Krasna (1989). Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zählte das Teschener Dekanat ungefähr dreiundzwanzigtausend Kirchenmitglieder. Die evangelische Kirchengemeinde bei der Jesus-Kirche ist die größte Gemeinde der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Sie zählt ungefähr siebentausend Mitglieder. Es gehören ihr Gläubige aus Teschen und aus mehr als einem Dutzend Dörfer der Umgebung an.
Die Besichtigung der Kirchen in Teschen beginnt man am besten mit dem Schloßberg. Es ist der bekannteste und von Touristen am liebsten besuchte Punkt der Stadt. Hier im Schatten des Schloßparks steht die romanische St.-Nikolaus-Rotunde. Durch den Lauf der Jahrhunderte immer tiefer in den Boden versunkene Rundkirche ist das älteste sakrale Objekt in Teschen. Sie gehört zu den Symbolen der Stadt und ihre Abbildung kann man unter anderem auf dem polnischen 20-Zloty-Schein finden.