Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Einwohner von Cieszyn hatten während des Zweiten Weltkrieges ihre persönliche Tragödien erlebt, die Stadt als solche hatte jedoch nicht viel gelitten. Verhältnismäßig schnell hatten die wichtigsten Einrichtungen und die Behörden ihre Tätigkeit wiederaufgenommen. Die Regierung wurde aber jetzt von den neuen kommunistischen Machthabern übernommen. Allmählich hatten die Kommunisten die Befürworter aller anderen politischen Optionen ausgeschaltet. An der Spitze der Stadtverwaltung stand ab sofort der Städtische Nationalrat. Die Tätigkeiten anderer Parteien und Verbände wurden untersagt, die Arbeit der Kirchen ohne Ausnahme auf Angelegenheiten des Glaubens beschränkt, so daß die kirchlichen Einrichtungen, zum Beispiel alle Schulen, schließen mußten, der größte Teil des Kirchenvermögens wurde beschlagnahmt oder an prokommunistische Einrichtungen übertragen. Personen, die sich für Deutsche hielten, hatten entweder freiwillig die Stadt verlassen, oder sie wurden dazu gezwungen. Unter dem nationalen Gesichtspunkt wurde Cieszyn von jetzt an gleichförmig. Die Dörfer aus der Umgebung wie Krasna, Mnisztwo, Boguszowice hatte man nacheinander in die Stadt eingemeindet. Der Bevölkerungszuwachs war jedoch nicht beeindruckend. Im Jahre 1950 zählte die Stadt neunzehnkommafünftausend und im Jahre 1970 dreiundzwanzigtausend Einwohner.
Trotz der jahrhundertelangen Tradition hatten damals die neuen Machthaber auf die Entwicklung der Schwerindustrie gesetzt. Auf der Grundlage der privaten Fabriken aus der Vorkriegszeit, die mittlerweile verstaatlicht waren, entstanden die größten und bekanntesten Fabriken in Cieszyn: die Fabrik der Elektromaschinen „Celma“, die Werkzeugfabrik „Cefana“, die Fabrik der Elektroheizgeräte „Termika“ und ein Herstellungswerk für Farben und Lacke; von Grund auf wurde aber damals das Werk zur Herstellung von Kühlgeräten „FACH“ aufgebaut. Der ganze Handel in der Stadt wurde ebenfalls verstaatlicht, und am Stadtrand baute man neue, große Wohnsiedlungen. Aber weder die kommunistische Partei noch die Schwerindustrie hatten das soziale Leben der Stadt beherrschen können. Cieszyn blieb eine Stadt, in der die örtlichen Intellektuellen und das Bürgertum die alten Traditionen fortführten. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt auch weiterhin das Bildungszentrum der Region. Es sind neue Grund- und Hauptschulen, vor allem aber Mittelschulen entstanden. Im Jahre 1945 hatte die Landwirtschaftliche Hochschule ihren Betrieb wiederaufgenommen, sie wurde jedoch schon 1950 nach Olsztyn (Allenstein) verlegt. Erst im Jahre 1971, nachdem man eine Zweigstelle der Schlesischen Universität in Cieszyn eingerichtet hatte, gab es in der Stadt wieder eine Hochschule. Nachdem in Polen der demokratische Wandel und dadurch im Jahre 1990 auch die Kommunalwahlen stattgefunden hatten, wurden die Regierungsgeschäfte in dem wieder eingesetzten Stadtrat von dem Bürgerklub „Solidarität“ übernommen. Damit war der Prozeß angelaufen, die örtliche Selbstverwaltung wiederherzustellen und die städtischen Angelegenheiten neu zu ordnen. Nach dem Jahre 1990 hatte auch eine echte Zusammenarbeit mit den Behörden von Český Těšín begonnen, und es konnten dadurch viele gemeinsame Projekte und Unternehmungen organisiert werden.