Orthodoxe Synagoge des Vereins „Machsike Hadas“ (ul. Benedyktyńska)
In der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten des 20. Jahrhunderts hatten in Frysztackie Przedmieście überwiegend Juden gewohnt. Sie gehörten den ärmeren Schichten an und bekannten sich meistens zu den verschiedenen Richtungen des orthodoxen Judaismus, das heißt sie erfüllten peinlich genau die Verhaltensmaßregeln ihrer Religion. Die Gegend um die Straßen Ciężarowa (heute Michejdy), Zamkowa, Hażlaska und Frysztacka nannte man früher schmunzelnd „Teschener Ghetto“. Die ersten orthodoxen Bethäuser in Teschen sind in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es auch in privaten Wohnungen einige Bethäuser und nach dem Jahre 1893 waren auch zwei weitere entstanden, die unter der Schirmherrschaft der Kultusgemeinde tätig waren: eines davon am linken Olsaufer, das zweite in Frysztackie Przedmieście. Unverzüglich nach seiner Registrierung im Jahre 1911 begann der orthodoxe Verein „Machsike Hadas“ auf einem von Karolina Pohlner gekauften Grundstück eine eigene Synagoge zu bauen. Die Pläne dafür hatte der Teschener Baumeister Carl Friedrich entworfen. Bereits Anfang des Jahres 1912 hatte die Vereinsleitung den Behörden die Beendigung der Bauarbeiten angezeigt. Bei der orthodoxen Synagoge „Machsike Hadas“ handelte sich um ein Gebäude auf drei Ebenen mit einem Satteldach aus Blech, das mit der Vorderseite zur Benedyktyńska Straße gewandt und an ein Nachbarhaus angebaut war. Das Gebäude war 14,5 Meter breit, ungefähr 15 Meter lang und 12 Meter hoch. Der ganze Untergeschoss war vollständig für die Ritualbäder, getrennt nach Geschlechtern, bestimmt. Im Erdgeschoss lag der Versammlungssaal mit den Maßen: 14 Meter mal 8,7 Meter und der Höhe von zwei Stockwerken. In der Mitte befand sich der Lesetisch, der Aaron haKodesz wurde in einem 1,5 Meter breiten Erker an der Wand aufgestellt, die der Vorderseite des Gebäudes gegenüberlag. Im oberen Stockwerk befand sich eine 6 Meter breite, von Metallsäulen abgestützte, Frauenempore.
Die Baukosten der Synagoge „Machsike Hadas“ wurden aus Eigenmitteln des Vereins und aus freiwilligen Beiträgen aller Gemeindemitglieder, auch der reichen, assimilierten, aufgebracht. Das Geld hatte aber nicht gereicht und die Schulden hatte man bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges abbezahlt. Die Synagoge wurde von den Nazis am 2. September 1939 in Brand gesetzt. Der Platz, auf dem sie gestanden hatte, blieb bis zum heutigen Tag unbebaut.
Das benachbarte Haus in der Michejdy-Straße 30 wurde Eigentum eines anderen orthodoxen Vereins, namens „Ahavas Thora“. Der Verein richtete dort ein eigenes Bethaus ein, in dem auch Religionsunterricht für die jüdische Jugend erteilt wurde.
Wenn wir die Benedyktyńska-Straße in Richtung der Bahngleise weitergehen, erreichen wir die Czarny-Chodnik-Straße. Wir biegen links ab. Auf der linken Seite, auf dem Grundstück des jetzigen Parkplatzes, befand sich noch eine weitere private orthodoxe Synagoge