Rathaus
In den mittelalterlichen Städten war das Rathaus, ähnlich wie heute, der Mittelpunkt der städtischen Selbstverwaltung. Das alte Teschener Rathaus befand sich in der Nähe des Siedlungszentrums, nicht weit von der damaligen Pfarrkirche. Sein Standort ist jedoch nicht genau bekannt. Die Verkaufsentscheidung des Herzogs Kasimir ermöglichte den Bürgern, ein neues Rathaus zu erbauen. Es war der Sitz der Stadtverwaltung sowie der Schumacher- und Bäckerzunft. Sicherlich befanden sich dort auch Räume des Stadtgerichts, ein Lager für wertvolle Waren und eine Waage. Vor das Rathaus stellte man einen Pranger. Das Rathaus war vermutlich aus Holz gebaut. Es hatte einen Turm mit einer Uhr, die ein von der Stadtverwaltung bezahlter Angestellter beaufsichtigte, stellte und wartete. Aus Furcht vor Bränden hatte man auch von dem Rathausturm aus die Stadt und ihre Umgebung beobachtet, was aber die Ausbreitung der Brände nicht verhindern konnte. Im Jahre 1552 hatte ein Großbrand den Großteil der Stadt, darunter auch das Rathaus, vernichtet. Das Rathaus wurde dann wiederaufgebaut, diesmal aus Mauerwerk, und es erhielt einen Holzturm. Auf der Vorderseite hatte man es mit Arkadengängen ausgestattet. Sein Aussehen zeigen die erhalten gebliebenen Stiche aus den Jahren 1637 und 1650. Der bekannte schlesische Chronist Jakob Schickfuß beschrieb das Rathaus als einen „sorgfältig errichteten Meisterbau, der gleichzeitig großzügig ist, und nicht, wie sonst üblich, in der Mitte des Markplatzes steht, sondern in der Ecke, eng am Dominikanerkloster“. Im Rathaus wurde gelegentlich der Herzog empfangen. Meistens dann, wenn die neuen Amtsträger ernannt oder die Rechnungen geprüft und geschlossen wurden. Wie die ganze Stadt hatte auch dieses Bauwerk unter den Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges gelitten. Es wurde aber erst im Jahre 1661 renoviert. Von dem alten Rathaus ist bis heute die auf einer Steinsäule abgestützte Eingangshalle mit Kreuzgewölbe erhalten geblieben. Zu einem späteren Zeitpunkt hatte man im Rathaus eine Waffenkammer eingerichtet. Unter anderem wurde dort das Bildnis des letzten männlichen Vertreters der Piastendynastie, Herzog Friedrich Wilhelm, aufbewahrt.
An der Ecke des Marktplatzes (Rynek) und der Scherschnikgasse (ul. Szersznika) befinden sich die sogenannten „herzoglichen Häuser“. Dort hatte ihren letzten Wohnsitz Herzogin Elisabeth Lukretia.
Text: Janusz Spyra
Textredaktion und Wahl der Abbildungen: Renata Karpińska
Übersetzung aus dem Polnischen: Magdalena Engelmann