Rathaus
Das Rathausgebäude entstand im Jahre 1496, nachdem der Teschener Herzog Kasimir II. der Stadt zwei Häuser verkauft hatte. Sie wurden dann abgerissen und an ihrer Stelle ein Rathausgebäude errichtet. Dieses erste dort erbaute Rathaus wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals durch Brände teilweise zerstört. Sie wüteten in den Jahren 1552, 1720 und 1789. Der letzte Großbrand aus dem Jahre 1789 hatte die Stadt und auch das Rathaus völlig zerstört. Den Wiederaufbau des Sitzes der Stadtverwaltung und auch der ganzen Stadt leitete damals Pater Leopold Johann Scherschnik. Die Pläne für das neue Rathaus entwarf der talentierte Teschener Architekt Ignaz Chambrez de Ryvos. Nach diesen Plänen entstand ein elegantes klassizistisches Rathausgebäude mit einem Uhrturm, der ein Turmdach in Form einer Laterne erhielt.
Zwischen den Fenstern des ersten und des zweiten Stockwerkes in dem vorspringenden Gebäudeteil (dem sogenannten “Risalit”) hatte man eine Tafel mit dem Jahresdatum 1789 und einem Text in lateinischer Sprache aufgehängt. Der Text über den Stadtbrand lautete: “Exortvs ignis maii in svperioris svbvrbii hospitio cvnctas aedes vrbis hvivs exvssit” (“Das am sechsten Mai in einem Hof in der Obervorstadt angefachte Feuer zerstörte alle Gebäude dieser Stadt”). Man hatte dort auch eine Marmorplatte eingebaut, die dem Herzog Albert von Sachsen-Teschen und seiner Frau Marie Christine gewidmet war. Das Herzogspaar hatte nämlich bedeutende Geldbeträge für die Fertigstellung des Rathausturmes und auch anderer Gebäude in der Stadt bereitgestellt. Hier der Wortlaut des Tafeltextes: “Christinae et Alberto Ducibus Tescinensibus, ob civitatem suppeditatis sumptibus e cineribus, in quos incendio miserando anno 1789, pridie nona maji redactas fuerat, aetaerne memoriae causa cives teschinenses posuere” (“Christine und Albert, den Teschener Herzögen, dafür daß sie geholfen haben, nach dem Brand am Tag vor dem siebten Mai in dem Unglückjahr 1789, die Stadt von der Asche wiederaufzurichten, schenken zur ewigen Erinnerung die Teschener Bürger”).
Der Umbau des Rathauses wurde am 1. September 1800 dadurch beendet, daß man auf den Turm die Turmkrone und eine kugelförmige Kuppel mit Dokumenten anläßlich dieser Gelegenheit aufgesetzt hatte. Den Verlauf der Feierlichkeiten hatte Pater Scherschnik in lateinischer Sprache so beschrieben: “...Das Volk und eine Kompanie von hundert Soldaten füllten den Marktplatz und warteten, daß Herzog Albert erscheint. Da beginnt schon die Feier. Die Trommeln dröhnen, die Mörser schießen, die Musik spielt, sechs Greise tragen die Turmkrone, zwölf weiß gekleidete Mädchen begleiten sie. Der Schützenverein - Leibwache des Herzogs - sorgt für Ordnung. Es kommt der Stadtsenat, die Menschenmenge hinter ihm. Der Teschener Stadtsyndikus Peter Sporschill hielt die Rede. Der Schreiner Jan Kucharz zog die Krone auf den Turm hinauf; dort trank er auf das Wohl der kaiserlichen Familie, aller Beamten und der am Bau beschäftigten Arbeiter...” Von dem Umbau ist bis heute nur der Turm erhalten geblieben. Die spätklassizistische Fassade mit toskanischen Säulen und der dreieckige Giebel mit dem Stadtwappen waren erst im Jahre 1846 nach einem erneuten Brand des Rathauses entstanden.
Sitzungssaal des Stadtrates
Auf der rechten Seite des Rathauses befanden sich seit seiner Entstehung städtische Kramläden mit Arbeits- und Verkaufsständen der Fleischer. Ende des 18. Jahrhunderts wurden sie in eine Wohnung für den Landeshauptmann und in Räume der Polizeiwache umgebaut. Bei dem Umbau hatte man ein einstöckiges Gebäude im Spätbarockstil errichtet, das ein Mansardendach erhielt und mit dem Rathausbau durch einen Bogengang über der Fleischergasse (heute Rathausstraße - ul. Ratuszowa) verbunden war. Im Jahre 1869 hatte man dieses Gebäude um ein weiteres Stockwerk vergrößert. Dadurch wurden zusätzliche Räume für das Teschener Kreisgericht gewonnen. Die Fassade des auf diese Art entstandenen Gebäudes war im Stil der Neorenaissance gehalten. Das vorspringende Mittelteil der Fassade (Mittelrisalit) wurde durch die hohen Bogenfenster des zweiten Stockwerks und durch das reich verzierte Kronengesims unterstrichen. Der Umbau wurde von dem Teschener Baumeister Gottfried Dittrich entworfen und durchgeführt. Nachdem das Kreisgericht im Jahre 1906 in das neue Gebäude in der Töpfergasse (ul. Garncarska) umgezogen war, wurden die frei gewordenen Räume für die Büros der Stadtverwaltung und für zwei Sitzungssäle vorgesehen. Den kleineren Saal stellte man für die Beratungen der Ausschüsse, den größeren für die Sitzungen des Stadtrates, das heißt des Gemeindeausschusses, zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch über dem Kronengesims ein ovales Giebelfeld angebracht, das aus einer reliefartigen Kartusche mit dem Stadtwappen von Teschen bestand. Dadurch wurde die neue Bestimmung der ehemaligen Polizeiwache für alle sichtbar. Der neue Sitzungssaal des Stadtrates sollte eine Innenausstattung erhalten, die dem Rang seiner neuen Aufgaben angemessen wäre. Der Saal bekam daher eine reich verzierte Vertäfelung aus Eichenholz und eine ebenso verzierte Eingangstür, die von dem Schreiner Maximilian Schubert angefertigt wurden. In zwei Ecken des Saales wurden Kaminöfen im Jugendstil mit Stadtwappen von Teschen gestellt. In die dritte Ecke kam eine große Standuhr aus der Werkstatt des Teschener Uhrmachers Franz Dibon.
Ein wahrer Schmuckstück des großen Sitzungssaals war jedoch ein Wappenfries, der unter der teilweise vergoldeten Stuckdecke verlief. Der Fries bestand aus zwei Arten von Wappen: Erstens aus vierundzwanzig Wappen der Teschener Handwerkszünfte, die in der Relieftechnik von dem Schnitzer Franz Karger nach einem Entwurf von Georg Frisch und Leonhard Hulka angefertigt worden waren. Zweitens bestand der Fries aus neununddreißig Familienwappen des Teschener Adels und außerdem aus Wappen von Schlesien, Wappen der Teschener Herzöge und einem der Stadt Teschen. Sie wurden von Maximilian Salomon gemalt. Der Sitzungssaal wurde auch mit einer passenden Möbelgarnitur ausgestattet. Es gehörten dazu Sessel, Bänke und Tische. In die Holzvertäfelung der Wand gegenüber dem Eingang hatte man ein Ölporträt Kaiser Franz Josefs I. eingesetzt. Der Kaiser war darauf in der Ordensuniform des Goldenen Vlieses abgebildet. Zwischen die Fenster hängte man sieben Porträts der Abgesandten, die den Teschener Friedensvertrag unterzeichnet hatten. Auf der gegenüberliegenden Wand wurden Ölbilder derjenigen Habsburger aufgehängt, die gleichzeitig Teschener Herzöge waren. Die vierte Wand hatten Porträts der Gründer von drei Teschener Stiftungen geschmückt. Es handelte sich dabei um den Grafen Adam Wenzel Paczyński von Tentschin (Tęczyn) und um die Freiherren Adam Borek aus Rostropitz und Karl von Cselesta (die Bilder befinden sich jetzt im Museum des Teschener Schlesiens). Das Konzept zur Einrichtung und Ausstattung des Sitzungssaales lieferte der Baurat der Teschener Kammer Albin Theodor Prokop.
Der Sitzungssaal für den Stadtrat wurde am 2. September 1906 eingeweiht. Es geschah an dem Tag, als man im Rathaus Kaiser Franz Josef I. während seines Besuches in Teschen feierlich empfing. Es war aber nicht der erste Besuch des Kaisers im Teschener Rathaus. Über seinen früheren Besuch im Jahre 1880 informiert eine Tafel aus schwarzem Marmor, die im Treppenhaus des Rathauses hängt. Die Inschrift lautet: “Am 18. Oktober 1880 Vormittags 10 Uhr geruhten Se. Majestät Kaiser Franz Josef der Erste die Stadtgemeinde Teschen in diesem Amtslokale des Gemeindevorstandes mit Ihrem Allerhöchst gnädigen Besuche auszuzeichnen.”