Stadtverwaltung
Die Ursprünge der städtischen Selbstverwaltung reichen bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück, als Cieszyn das Stadtrecht von Lwówek Śląski (Löwenberg) übernommen hatte. Die Stadt war der Herrschaft der Herzöge unterstellt, die von einem Stadtvogt vertreten wurden, die Stadteinwohner hatten jedoch in inneren Angelegenheiten der Stadt ein ziemlich weitreichendes Selbstbestimmungsrecht genossen. Über die wichtigen Angelegenheiten hatten alle Einwohner ihre Beschlüsse in einer Bürgerversammlung gefaßt, oder aber der Ältestenrat hatte allein entschieden. In den gerichtlichen Streitigkeiten hatten dagegen die Stadtschöffen das Entscheidungsrecht. Nachdem im Jahre 1364 das Magdeburger Recht übernommen wurde, hatten sich in Cieszyn auch die Selbstverwaltungsorgane herausgebildet, das heißt der Stadtrat sowie der Magistrat, dem ein Bürgermeister, vier Vorstände und ein Stadtschreiber angehörten.
Der Verfall der Stadt im 17. Jahrhundert hatte einen negativen Einfluß auf die Souveränität der Selbstverwaltungsorgane. Die neuen Herrscher des Teschener Herzogtums - die Habsburger - beschränkten nach und nach die Befugnisse der Selbstverwaltung, indem sie die Beamten selbst ernannten und die städtischen Organe durch die staatlichen ersetzten.
Die stürmischen Ereignisse des Völkerfrühlings im Jahre 1848 hatten die Hoffnungen auf die Wiedereinsetzung der städtischen Selbstverwaltung geweckt. Dies geschah auch 1861, nachdem im Habsburgerreich die konstitutionelle Monarchie Wirklichkeit geworden war. Der für drei Jahre gewählte Gemeindeausschuß wählte dann selbst den aus einigen Personen bestehende Gemeindevorstand mit dem Bürgermeister an der Spitze. In der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten des 20. Jahrhunderts blühte dann die Stadt erneut auf.
Nach der Teilung von Cieszyn im Jahre 1920 regierte zwei Jahre der Verwaltungsrat, später dann der gewählte Stadtrat. Als die Nazis im Jahre 1939 die Macht übernommen hatten, ging auch die Zeit der kommunalen Selbstverwaltung zu Ende.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die kommunistischen Machthaber versucht, den Anschein einer Selbstverwaltung aufrechtzuerhalten, und erlaubten, daß der sogenannte Nationale Stadtrat mit seinem Vorsitzenden und von 1973 an mit dem vom Woiwoden ernannten Stadtoberhaupt an der Spitze im Rathaus tätig waren. Erst im Jahre 1990 fanden die ersten nach dem Krieg unabhängigen Wahlen zu den Organen der Selbstverwaltung statt.