Teschenit
Eine alte und bekannte Weisheit besagt, daß jemand, der ein sicheres und solides Gebäude errichten will, auf einem stabilen und festen Untergrund - auf einem Felsen - bauen soll. Auch Cieszyn wurde auf einem Felsen gebaut. Eine Pflanze, die charakteristisch für diese Region ist, wurde die Teschener Frühlingsblume genannt, ein schmuckes weltberühmtes Jagdgewehr, das in der Stadt gebaut und benutzt wurde, nannte man „Tschinke“ (cieszynka), auch den Felsen, auf dem die Fundamente der Stadt errichtet wurden, hatte man nach dieser Stadt benannt. Er heißt Teschenit. In Wirklichkeit aber wurden nur einige Gebäude auf dem Teschenit gebaut, denn ganz andere Felsarten bilden im Stadtgebiet den Untergrund. Der Untergrund des Teschener Schlesiens sieht aus wie eine Torte. Mehrere Schichten der Sedimentgesteine liegen übereinander. Zwischen diese Schichten sind Tiefschichten des Magmagesteins gepreßt. Der Magmagestein besteht aus Diorit, Foid Gabbro und Pikrit, und ist in der Geologie unter dem Lokalnamen „Teschenit“ bekannt. Die Schichten des Teschenits können sehr unterschiedlich dick sein - von gut einem Dutzend Zentimetern bis zu einigen Dutzend Metern. Ihre Länge kann mehrere hundert Meter erreichen. Es gibt zahlreiche Arten von Teschenit, und sie unterscheiden sich durch ihre chemische und mineralogische Zusammensetzung voneinander. Sie bestehen hauptsächlich aus: Amphibolen, Pyroxenen, Plagioklasen, Biotiten und Olivinen. Der Teschenit kann unterschiedliche Farben haben: von einer hellgrauen oder hellgrünen bis zu einer ganz schwarzen. Er kann auch sehr verschiedenartige Struktur haben, je nachdem, welches gesteinbildendes Mineral überwiegt. In den dickeren Schichten sieht man gewöhnlich dicke Körner mit der Mehrzahl hellerer Plagioklase, und deshalb handelt es sich dabei um die sogenannten leukokraten Teschenite. Die feinkörnigen melanokraten Teschenite sind dunkel. Die dunkleren Arten verwittern schnell, so daß Teschenite, die längere Zeit der Erosion unterlagen, dem Trümmergestein ähneln, und man kann sie in der Hand zerbröseln. Das Alter des Teschenits ist unbestimmt. Höchstwahrscheinlich entstand er in der mittleren Kreidezeit, ist also jünger als das Sedimentgestein, in dem er dann selbst vorkommt. Der Teschenit wurde von Ludwig Hohenegger beschrieben, der im Jahre 1861 die erste geologische Karte des Teschener Herzogtums angefertigt hatte.
In dem Teschener Karpatenvorland kommt der Teschenit vor allem in der Umgebung von Cieszyn vor. Manchmal sind es kleine offene Felsen, häufiger kann man ihn jedoch in ehemaligen Steinbrüchen sehen, die jetzt außer Betrieb sind. Heute hat Teschenit keine wirtschaftliche Bedeutung mehr. Noch vor einigen zehn Jahren wurde er gefördert und - vor allem beim Straßenbau - verwendet. Die Förderung fand an vielen Stellen in Teschener Karpatenvorland statt. Eine von diesen Stellen befindet sich möglicherweise in dem Naturschutzgebiet „die Hügel“ in Marklowice, in dem sogenannten Ondraszeks Loch. Im Gebiet der Stadt Cieszyn gibt es mehr als ein Dutzend Stellen, wo man Teschenit sehen kann. Zwei von ihnen sind erhaltungswert und werden, vor allem aus wissenschaftlichen und didaktischen Gründen, geschützt. Zum einen kann man den offenen Teschenit in der Nähe der Kręta-Straße unterhalb der Schnellstraßenbrücke in der Graniczna-Straße sehen, zum anderen in dem ehemaligen Steinbruch über dem Kalembice-Bach (Kalembianka) in der Mai-Straße.